Deutsche Studie findet Fatigue nach COVID-19 bei einem Fünftel der Patienten
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine Momentaufnahme deutscher Patienten, die an COVID-19 erkrankt waren, findet im Abstand von 9 Monaten nach Infektion Fatigue bei einem Fünftel und milde kognitive Defizite bei einem Viertel. Offenbar unterscheiden sich die beiden Symptome in der pathophysiologischen Entwicklung.
Hintergrund
Obwohl mehr als 3/4 der Bevölkerung in Deutschland vollständig geimpft sind, wurden zuletzt mehr als 100000 COVID-19-Erkankungen pro Tag gemeldet. Als mittel- bis langfristige Folgeerscheinungen wurden wiederholt Fatigue und kognitive Defizite berichtet. Über deren Häufigkeit, Schweregrad und assoziierte Faktoren fehlt es jedoch den Autoren der aktuellen Arbeit zufolge an zuverlässigen Schätzungen. Außerdem sei unklar, ob Fatigue und kognitive Defizite getrennt auftreten oder Teil des gleichen Syndroms sind.
Design
Prospektive Studie mit 969 Patienten aus Kiel und Würzburg zur Häufigkeit von Fatigue und kognitiven Defiziten mindestens 6 Monate nach einer SARS-CoV-2-Infektion. Definiert wurde dies durch einen Wert von maximal 3 auf der FACIT-Fatigue-Skala bzw. Werte ≤ 25 (geringe Defizite) und ≤ 17 (moderate Defizite) beim Montreal Cognitive Assesment. Als Kontrolle diente eine gematchte prä-pandemische Kohorte von nicht an COVID-19 erkrankten Individuen.
Ergebnisse
- Durchschnittlich 9 Monate nach der Infektion litten 19 % der Patienten unter klinisch relevanter Fatigue; bei den Kontrollen waren es 8 % gewesen (p< 0,001).
- Faktoren, die mit einer Fatigue assoziiert waren, waren weibliches Geschlecht, jüngeres Alter, Depressionen in der Vorgeschichte, und die Zahl akuter COVID-19-Symptome.
- Unter den akuten COVID-Symptomen wiederum waren Bewusstseinsstörungen, Schwindel und Myalgie am stärksten mit langfristiger Fatigue assoziiert.
- 26 % der Patienten zeigten milde kognitive Störungen, bei 1 Prozent waren diese moderat ausgeprägt.
- Faktoren, die mit kognitiven Defiziten assoziiert waren, waren höheres Alter, männliches Geschlecht, geringere Bildung, und eine Vorgeschichte neuropsychiatrischer Erkrankungen.
- Zwischen Fatigue und Kognition gab es keine signifikante Korrelation, und nur 5 % aller Patienten litten unter beidem.
Klinische Bedeutung
Offenbar sind Fatigue und kognitive Defizite zwei distinkte Folgeerscheinungen von COVID-19 mit potenziell separater pathophysiologischer Entwicklung. Die erfasste Häufigkeit beider Symptome bildet eine Momentaufnahme und reflektiert das Infektionsgeschehen bzw. die Virusvarianten im Sommer 2020, die möglicherweise von der aktuellen Situation abweicht.
Finanzierung: Ministerium für Erziehung und Wissenschaft.
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