Dermatologen analysieren Suchanfragen zum Juckreiz bei Google
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaft
Eine Analyse der Suchbegriffe bei Google gibt Aufschluss über Einflussfaktoren, Lokalisation und saisonale Schwankungen beim Pruritus in Deutschland.
Hintergrund
Juckreiz ist lästig, aber oft nicht belastend genug, um den Arzt aufzusuchen. Dies erschwert es, die Prävalenz des chronischen und akuten Pruritus zu erfassen.
Design
Analyse des Online-Suchvolumens für Pruritus-verwandte Begriffe bei der Suchmaschine Google. Dazu wurde der Google-Adwords-Keyword-Planner genutzt, ein Werkzeug, das der Anbieter seinen Kunden zur Verfügung stellt, um interessante Schlüsselbegriffe zu identifizieren. Außerdem liefert Google mit seiner Auswertung auch das geschätzte monatliche Suchvolumen für die jeweiligen Begriffe.
Hauptergebnisse
- Alle 701 Keywords zum Thema „Juckreiz“, die der Google-AdWords-Keyword-Planner identifizierte, wurden im Untersuchungszeitraum von Januar 2015 bis Dezember 2016 insgesamt 7.531.890 eingegeben.
- Die 10 häufigsten Keywords waren: Neurodermitis (23,7 %), Schuppenflechte (17,8 %), Psoriasis (13,0%), Ekzem (7,2 %), Hautausschlag (7,5 %), Juckreiz (3 %), Juckreiz am After, Juckreiz am ganzen Körper, juckende Haut und Juckreiz After.
- 15,7 % der Anfragen enthielten auch die Lokalisation des Juckreizes. Unter diesen am häufigsten betroffen waren Pruritus am ganzen Körper (24,2 %), Jucken im Analbereich (17,6 %), Jucken an den Beinen (14,4 %), an den Händen (6,3 %), Ohren (5,8 %), Kopf (5,4 %) und im Genitalbereich (5,3 %).
- 72 % der Suchanfragen konnten Einflussfaktoren des Juckreizes zugeordnet werden, von denen Hauterkrankungen 87 % ausmachten. Auf die Behandlung bezogen sich dagegen nur 3,6 %, nach den Ursachen fragten direkt 0,8 %.
- Monatsvergleiche zeigen Schwankungen um den Faktor 2, wobei in den kälteren Monaten deutlich häufiger zum Thema Pruritus recherchiert wurde.
Klinische Bedeutung
Mit einer (noch) ungewöhnlichen Methode wurde hier versucht wurde, den medizinischen Bedarf beim Pruritus auf Bevölkerungsebene abzuschätzen. Die Analyse lieferte neue Einblicke zur Lokalisation des Juckreizes und zur Assoziation mit Hautkrankheiten. Außerdem fanden sich Hinweise auf eine möglicherweise saisonale Abhängigkeit des Juckreizes. Begrenzt wird die Aussagekraft der Analyse allerdings dadurch, dass nur etwa 90 % der hiesigen Bevölkerung Internet und Google nutzen, dass der Konzern nicht verrät, wie die Schätzungen des monatlichen Suchvolumen zustande kommen und dass er keine demographischen Daten der Nutzer liefern kann.
Finanzierung: Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Biederstein der Technischen Universität München.
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