Depressionen und Bipolare Störungen bei Cannabiskonsumstörung verdoppelt und verdreifacht
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Die Auswertung klinischer Register von mehr als 6,5 Millionen Personen in Dänemark findet nach sorgfältiger Adjustierung einen klaren Zusammenhang zwischen der Diagnose einer Cannabiskonsumstörung und dem gehäuften Auftreten psychischer Erkrankungen. Die Rate unipolarer Depressionen war annähernd verdoppelt, die Rate Bipolarer Störungen verdreifacht, wobei insbesondere psychotische Subtypen dieser Erkrankungen gehäuft auftraten.
Hintergrund
Der Gebrauch von Cannabis nimmt weltweit zu. Laut den Autoren der aktuellen Studie „besteht der Verdacht“, dass das Rauschmittel mit einem erhöhten Risiko für psychiatrische Erkrankungen assoziiert ist. Diese Assoziation sei jedoch noch nicht ausreichend untersucht, schreiben sie.
Design
Prospektive, Bevölkerungs-basierte Kohortenstudie in Dänemark mit allen dort vor dem Jahr 2006 geborenen Individuen im Mindestalter von 16 Jahren, die zwischen 1995 und 2022 in dem Land gelebt haben (n = 6.651.765). Anhand der medizinischen Register wurde untersucht, ob eine Cannabiskonsumstörung gemäß DSM-V vorlag, und dies dem Risiko für psychotische und nicht-psychotische unipolare Depressionen und Bipolare Störungen gegenüber gestellt.
Ergebnisse
- Nach Adjustierung unter anderem für Geschlecht, Alkohol- und Substanzgebrauch, Geburtsort, Kalenderjahr, Bildungsgrad der Eltern sowie deren Gebrauch von Cannabis und anderen Substanzen ergab sich für Personen mit Cannabiskonsumstörung ein Chancenverhältnis HR von:
- 1,84 (95%-Konfidenzintervall 1,78 – 1,90) für unipolare Depressionen,
- 1,97 (1,73 – 2,25) für psychotische unipolare Depressionen,
- 1,83 (1,77 – 1,89) für nicht-psychotische unipolare Depressionen.
- Der Gebrauch von Cannabis war zudem assoziiert mit einem erhöhten Risiko von:
- Bipolaren Störungen bei Männern (HR 2,96; 2,73 – 3,21),
- Bipolaren Störungen bei Frauen (HR 2,54; 2,31 – 2,80),
- Psychotische Bipolare Störungen, beide Geschlechter (HR 4,05; 3,52 – 4,65).
Klinische Bedeutung
In dieser, vermutlich bislang größten und genauesten, Assoziationsstudie zum Thema ging eine Cannabiskonsumstörung mit fast verdoppeltem Risiko für eine unipolare Depression und einem annähernd dreifachen Risiko für eine Bipolare Störung einher. „Diese Befunde könnten für die Politik bezüglich des legalen Status und der Kontrolle von Cannabis informativ sein“, notieren die Forscher.
Finanzierung: Forschungsetat des Reichshospitals der Universität Kopenhagen.
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