Depressionen: Elektrostimulation kann Verhaltenstherapie nicht verbessern
- Michael Simm
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Eine multizentrische Studie an 6 deutschen Universitätskliniken hat die Wirksamkeit einer Hirnstimulation mit schwachem Gleichstrom bei 126 Patienten mit moderaten Depressionen getestet. Man fand nach 6 Wochen eine Reduktion des MADRS-Wertes um 6,5 Punkte, jedoch war dies nicht besser als mit einer Scheinstimulation oder mit einer kognitiven Verhaltenstherapie.
Hintergrund
Etwa 20 bis 30 Prozent der Patienten mit schweren depressiven Episoden (major depressive disorder) sprechen nicht ausreichend auf die Standardtherapien an. Eine dieser Therapien ist die (Verhaltens)-Psychotherapie, während die transkranielle Elektrostimulation derzeit noch als experimentelles Verfahren gilt.
Design
Die doppelblinde, Placebo-kontrollierte, randomisierte Studie PsychotherapiePlus wurde unter Leitung der Charité an 6 deutschen Universitätskliniken durchgeführt und hat 148 Patienten (davon 89 Frauen) im durchschnittlichen Alter von 41,1 Jahren eingeschlossen. 126 von ihnen mit einem anfänglichen Wert von 23,0 auf der Montgomery-Åsberg-Depression Rating Scale (MADRS) beendeten die Studie. Sie hatten zuvor entweder gar keine Medikamente oder ein fixes Regime aus einem Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und/oder Mirtazapin erhalten. Randomisiert wurde dann auf jeweils 6 Wochen mit 12 Sitzungen einer kognitiven Verhaltenstherapie, oder zusätzlich an jedem dieser Termine eine transkranielle direkte Elektrostimulation, oder eine Scheinstimulation, jeweils von 30 Minuten.
Ergebnisse
- Die MADRS-Werte reduzierten sich im Studienverlauf bei allen 3 Gruppen um 6,5 Punkte, das 95%-Konfidenzintervall wurde für alle Gruppen zusammen angegeben und betrug 3,82 – 9,14. Dabei gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen oder im zeitlichen Verlauf.
- Es erfolgten 2 weitere Untersuchungen nach 18 bzw. 30 Wochen, bei denen die Verbesserungen erhalten blieben, jedoch wiederum ohne signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen.
Klinische Bedeutung
Eine transkranielle Elektrostimulation wie hier praktiziert war bei dieser Gruppe von Patienten mit Depressionen im moderaten Bereich nicht wirksamer als eine Scheinstimulation oder eine alleinige kognitive Verhaltenstherapie. Die Autoren folgern daraus, dass es mehr Forschung braucht, um die nichtinvasive Hirnstimulation erfolgreich in die Therapie von Depressionen zu integrieren. In diesem Zusammenhang scheint es bemerkenswert, dass in den drei Gruppen nur 32 bis 51 % der Patienten Antidepressiva erhalten hatten.
Finanzierung: Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise