Depression als "direkter Risikofaktor" für Typ-2-Diabetes

  • Rob Hicks
  • Medizinische Nachrichten
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Eine Studie weist darauf hin, dass Depressionen eine direkte Rolle bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes spielen könnten.

Frühere Untersuchungen haben ergeben, dass Menschen mit Typ-2-Diabetes etwa doppelt so häufig an Depressionen leiden wie Menschen ohne Diabetes. Außerdem wurde festgestellt, dass Menschen mit Depressionen ein höheres Risiko haben, an Typ-2-Diabetes zu erkranken. 

Die Autoren einer neuen in der Zeitschrift Diabetes Care veröffentlichten Studie wiesen darauf hin, dass bisher unklar war, "ob Depressionen Typ-2-Diabetes verursachen oder umgekehrt" oder ob andere Faktoren für den Zusammenhang zwischen den beiden Erkrankungen verantwortlich sind.

"Typ-2-Diabetes ist ein komplexes Leiden mit multiplen Risikofaktoren – und frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Krankheit bei Menschen mit Depressionen häufiger auftritt", erklärte Dr. Elizabeth Robertson, Forschungsdirektorin bei Diabetes UK, das die Untersuchung mitfinanziert hat.  

Depressionen erhöhen direkt das Risiko für Typ-2-Diabetes

Für die von der Universität Surrey geleitete Studie untersuchten die Wissenschaftler die kausalen Zusammenhänge und die gemeinsame Genetik zwischen Depression und Typ-2-Diabetes. Sie analysierten mittels bidirektionaler Mendelscher Randomisierung in zwei Stichproben die genetischen und gesundheitlichen Daten von 19.344 Menschen mit Typ-2-Diabetes, von mehr als 5.000 Menschen mit diagnostizierter Depression und von 153.079 Menschen mit selbstberichteter Depression, um festzustellen, ob Typ-2-Diabetes und Depression die Entwicklung der jeweiligen anderen Erkrankung verursachen können.  

Die Analyse ergab erstmals einen "signifikanten kausalen Effekt" für den Anstieg des Diabetes-Typ-2-Risikos durch Depressionen (OR=1,26). Ein höheres Körpergewicht erklärte die Auswirkungen der Depression auf Typ-2-Diabetes teilweise, aber nicht vollständig, so die Autoren.

Sie fanden jedoch keine Hinweise auf eine umgekehrte Kausalität zwischen Typ-2-Diabetes und Depression, betonten sie.

Nach einer Mediationsanalyse stellten die Wissenschaftler fest, dass "36,5% des Effekts von Depressionen auf Typ-2-Diabetes durch den BMI vermittelt wurde".

Hinweise auf mögliche genetische Ursache

Die Wissenschaftler identifizierten außerdem sieben genetische Varianten, die sowohl zu Typ-2-Diabetes als auch zu Depressionen beitragen. Die gemeinsamen Gene spielen eine Rolle bei der Insulinsekretion oder bei Entzündungen im Gehirn, im Pankreas oder im Fettgewebe, wobei Veränderungen in diesen biologischen Prozessen möglicherweise den Anstieg des Diabetes-Typ-2-Risikos durch Depressionen erklären könnten.  

Die "enorm wichtige" Studie lieferte neue Erkenntnisse über die Zusammenhänge zwischen Genetik, Typ-2-Diabetes und Depression, betonte Dr. Robertson. Er schlug vor, dass Depressionen "jetzt als Risikofaktor für Typ-2-Diabetes angesehen werden sollten".

Präventionsmaßnahmen können helfen

Menschen mit Depressionen würden von einer Risikobewertung für Typ-2-Diabetes profitieren, schlugen die Autoren vor. So könnten diese Menschen unterstützt werden, um die Entwicklung der Krankheit zu vermeiden.   

Inga Prokopenko, Professorin für e-One Health und Leiterin der Abteilung für statistische Multimikroskopie an der Universität Surrey, sagte, die Entdeckung "beleuchtet Depressionen als mitwirkende Ursache von Typ-2-Diabetes und könnte helfen, die Präventionsbemühungen zu verbessern". 

Diabetes UK betonte, wie "lebenswichtig" es sei, dass Menschen mit Diabetes sowohl bei den körperlichen als auch bei den psychischen Auswirkungen der Krankheit betreut und unterstützt werden. 

Die Autoren unterstrichen die Bedeutung der "Prävention von Typ-2-Diabetes beim Auftreten von depressiven Symptomen" und forderten, dass "für Menschen mit Depressionen und einem Risiko für Typ-2-Diabetes eine antidepressive Behandlung angeboten werden sollte, die eine bessere Kontrolle des Blutzuckerspiegels ermöglicht, wie z. B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)". 

Dr. Robertson sagte: "Diese Erkenntnisse könnten den Fachleuten im Gesundheitswesen helfen, die Betreuung und Unterstützung von Menschen mit einer Depression in der Vorgeschichte zu verbessern und mehr Fälle von Typ-2-Diabetes zu verhindern."

Dieser Beitrag erschien im Original auf medscape.co.uk