Dauerhafte Depressionen können die Hirnalterung beschleunigen

  • Heidi Splete
  • Medizinische Nachrichten
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Erhöhte depressive Symptome sind einer Studie zufolge mit einem zusätzlichen Gehirnalter von fast drei Jahren verbunden. Diese Beobachtung basiert auf den Daten von mehr als 600 Personen.

Frühere Forschungsarbeiten deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Depressionen und einem erhöhten Demenzrisiko bei älteren Erwachsenen hin, aber der Zusammenhang zwischen Depressionen und der Gesundheit des Gehirns im frühen Erwachsenenalter und in der Lebensmitte ist noch nicht gut untersucht worden, schreiben Dr. Christina S. Dintica von der University of California in San Francisco und Kollegen.

In einer im Journal of Affective Disorders veröffentlichten Studie untersuchten die Forscher 649 Personen, die bei Studienbeginn zwischen 23 und 36 Jahre alt waren und an der Coronary Artery Risk Development in Young Adults (CARDIA)-Studie teilnahmen. Alle Teilnehmer unterzogen sich einem MRT des Gehirns und kognitiven Tests. Die depressiven Symptome wurden über einen Zeitraum von 25 Jahren sechsmal mit der Depressionsskala des Center for Epidemiological Studies (CES-D) erfasst, und die Ergebnisse wurden als zeitlich gewichtete Mittelwerte (TWA) ausgewertet. Erhöhte depressive Symptome wurden mit CES-D-Werten von 16 oder höher definiert. Das Hirnalter wurde mittels hochdimensionaler Neuroimaging-Aufnahmen bestimmt. Ungefähr die Hälfte der Teilnehmer war weiblich und die Hälfte war dunkelhäutig.

Insgesamt war jeder 5-Punkte-Anstieg der TWA-Depressionssymptome über 25 Jahre mit einem Anstieg des Hirnalters um ein Jahr verbunden, und nach der Kontrolle von Faktoren wie chronologischem Alter, Geschlecht, Bildung, Rasse, Ort der MRT-Untersuchung und intrakraniellem Volumen hatten Personen mit erhöhten TWA-Depressionssymptomen im Durchschnitt ein um drei Jahre höheres Hirnalter als Personen mit niedrigeren Depressionswerten, so die Forscher. Die Assoziation wurde in einem Modell, das die Einnahme von Antidepressiva kontrollierte, abgeschwächt, und sie wurde weiter abgeschwächt, wenn man Rauchen, Alkoholkonsum, Einkommen, Body-Mass-Index, Diabetes und körperliche Bewegung berücksichtigte.

Die Wissenschaftler untersuchten auch die Auswirkungen des Zeitraums, in dem erhöhte depressive Symptome auftraten, auf das Gehirnalter. Im Vergleich zu niedrigen depressiven Symptomen war eine erhöhte TWA CES-D im Alter von 30-39 Jahren, 40-49 Jahren und 50-59 Jahren mit einem erhöhten Gehirnalter von 2,43, 3,19 und 1,82 Jahren verbunden.

Darüber hinaus waren erhöhte depressive Symptome mit einem dreifachen Anstieg der Wahrscheinlichkeit einer schlechten kognitiven Funktion in der Lebensmitte verbunden (Odds Ratio, 3,30), wobei diese Wahrscheinlichkeit nach Anpassung für die Verwendung von Antidepressiva reduziert wurde (OR, 1,47).

Die Wirkungsmechanismen für den Zusammenhang zwischen Depression und beschleunigter Hirnalterung sind nach wie vor unklar, schreiben die Forscher in ihrer Diskussion. "Studien der letzten 20 Jahre haben gezeigt, dass eine erhöhte Entzündungsrate und eine Hyperaktivität der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA-Achse) zwei der konsistentesten biologischen Befunde bei schweren Depressionen sind, die mit einer vorzeitigen Alterung in Verbindung gebracht wurden", so die Forscher. "Alternative Erklärungen für den Zusammenhang zwischen Depression und negativer Hirngesundheit könnten zugrunde liegende Faktoren sein, die beide Ergebnisse eher unabhängig voneinander erklären, wie etwa ein niedriger sozioökonomischer Status, Misshandlung in der Kindheit oder gemeinsame genetische Einflüsse", fügten sie hinzu.

Die Anpassung für die Einnahme von Antidepressiva hatte insgesamt nur geringe Auswirkungen auf den Zusammenhang zwischen der Schwere der depressiven Symptome und dem Hirnalter, so die Wissenschaftler.

Die Ergebnisse der aktuellen Studie wurden durch die einmalige Erfassung des Hirnalters eingeschränkt, was eine Bewertung des zeitlichen Zusammenhangs zwischen Hirnalterung und Depression verhinderte, merkten die Autoren an.

Jedoch wurden die Erkenntnisse durch die große und vielfältige Kohorte, die langfristige Verlaufskontrolle und die Verwendung hochdimensionaler Neuroimaging-Verfahren gestärkt, sagten sie weiter. Um die Wirkungsmechanismen und den potenziellen Nutzen von Antidepressiva zu erforschen, seien Längsschnittstudien erforderlich, ergänzten sie.

In der Zwischenzeit könnte die Überwachung und Behandlung depressiver Symptome bei jungen Erwachsenen dazu beitragen, die Gesundheit des Gehirns in der Lebensmitte und im höheren Alter zu fördern, so die Schlussfolgerung der Arbeitsgruppe.

Die CARDIA-Studie wurde vom National Heart, Lung, and Blood Institute, dem National Institute on Aging und der Alzheimer's Association unterstützt. Die Forscher hatten keine finanziellen Interessenkonflikte zu dokumentieren.

Dieser Artikel erschien ursprünglich auf MDedge.com (Medscape Professional Network). Er wurde von Dr. Petra Kittner aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt.