Dänische Studie quantifiziert das Mortalitätsrisiko bei psychischen Erkrankungen und Komorbidität

  • Michael Simm
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Menschen mit psychischen Erkrankungen, die zusätzlich an organischen Erkrankungen leiden, haben gegenüber der nicht betroffenen Allgemeinbevölkerung eine um durchschnittlich 11 jahre kürzere Lebenserwartung. Dabei gibt es zwischen unterschiedlichen Kombinationen der beiden Krankheitsformen erhebliche Unterschiede mit Mortalitätsratenverhältnissen von 1,2 bis 4,5.

Hintergrund

Menschen mit psychischen Erkrankungen haben gegenüber der Allgemeinbevölkerung eine verkürzte Lebenserwartung. Welche Rolle dabei Komorbiditäten in dieser Population spielen, war die Fragestellung der aktuellen Arbeit.

Design

Populationsbasierte Kohortenstudie mit annähernd 6 Millionen Individuen, die zwischen 1900 und 2015 in Dänemark geboren wurden und zu Beginn der Nachverfolgungszeit (1.1.2000) noch in dem Land lebten bzw. nach diesem Stichdatum geboren wurden. Zur Identifikation von Personen mit psychischen oder allgemeinen Erkrankungen wurden die Daten des dänischen Gesundheitsregisters genutzt. Damit errechneten die Forscher für die jeweiligen Krankheiten paarweise die Mortalitätsratenverhältnisse (MRRs) und die Differenzen bei der Lebenserwartung.

Ergebnisse

  • Das mediane Alter der Studienpopulation betrug bei Beginn der Nachverfolgung 32,0 Jahre, und zum Ende 48,9 Jahre.
  • Basierend auf allen Paaren von psychischen und sonstigen Erkrankungen betrug die mittlere MMR im Vergleich zu Personen ohne diese Erkrankungen 5,90.
  • Die durchschnittliche Reduktion der Lebenserwartung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung betrug 11,35 Jahre. Dabei waren die Unterschiede sehr ausgeprägt mit beispielsweise 1,5 Monaten für organische plus neurologische Erkrankungen bis hin zu 16 Jahren bei Verhaltensstörungen und Krebs.
  • Bei den Patienten mit psychischen Erkrankungen variierte die Assoziation der  MMRs mit sonstigen Erkrankungen je nach Diagnose. Beispielsweise betrugen die durchschnittlichen MMRs, wenn gleichzeitig diagnostiziert wurden (im Vergleich zu keiner der beiden Diagnosen):
    • psychische Erkrankung und neurologische Erkrankung: 1,22
    • affektive Störung und sonstige Erkrankung: 1,55
    • Essstörung und sonstige Erkrankung: 3,23
    • psychische Erkrankung und Krebs: 4,07
    • affektive Störung und Herzversagen: 4,45

Klinische Bedeutung

Diese Populations-basierte Studie liefert die womöglich bislang genauesten Schätzungen zur Mortalität von Patienten mit psychischen Erkrankungen und Komorbiditäten. Sie ist im Durchschnitt etwa doppelt so hoch, wie beim Vorliegen von nur einer der beiden Erkrankungen.

Finanzierung: Dänische Nationale Forschungsstiftung.