COVID: Schulschließungen und Informationskampagnen besonders effektiv

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Schulschließungen und Informationskampagnen waren bislang die wirkungsvollsten nicht-pharmazeutischen Maßnahmen, um die Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus zu reduzieren. Das geht aus einer Datenerhebung des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervor. Demnach senkten Informationskampagnen die Reproduktionszahl um 0,35 und Schulschließungen um 0,24.

Für die Studie analysierten Alexander Sandkamp vom IfW  und Anthonin Levelu von der Universität Paris-Dauphine mittels statistischer Verfahren 14 nicht-pharmazeutische Interventionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und deren Zusammenhang mit der Entwicklung des R-Wertes in 182 Ländern im Jahr 2020. Medizinische Maßnahmen wie Impfen oder die Behandlungen durch medizinisches Personal wurden nicht untersucht.

Ebenfalls eine Senkung des R-Wertes erzielten Corona-Tests (-0,23), die Kontaktnachverfolgung (-0,15) und internationale Reisebeschränkungen (-0,14). Auch die Absage öffentlicher Veranstaltungen, Homeoffice und Einschränkungen der Personenzahl bei privaten Treffen trugen nachweislich zum Infektionsschutz bei, wenn auch in geringerem Ausmaß. 

Kaum Infektionsschutz durch Stoffmasken in der 1. Welle

Unterschiede der Auswirkungen der einzelnen Maßnahmen zeigten sich beim Vergleich von erster und zweiter COVID-Welle. So hatten öffentliche Informationskampagnen und das obligatorische Tragen von Gesichtsmasken eine stärkere negative Auswirkung auf die Ausbreitung des Virus in der zweiten Welle. Die verbesserte Wirksamkeit des Maskentragens sei wahrscheinlich auf die verstärkte Verwendung medizinischer Masken in europäischen Ländern ab Mitte 2020 sowie auf einen höheren Grad der Einhaltung der Vorschriften zurückzuführen, räumen die Autoren ein.

Im Gegensatz dazu hatten sich der Studie zufolge die Auswirkungen anderer Maßnahmen im Laufe der Zeit etwas abgeschwächt. So waren die Schließung von Schulen und die Absage öffentlicher Veranstaltungen während der zweiten Welle weniger wirksam. Das Gleiche gilt - wenn auch in geringerem Maße – für Tests und die Ermittlung von Kontaktpersonen.

Wirksamkeit nicht alleine entscheidend

"Die Entscheidung, welche Maßnahmen einzuführen sind, hängt aber nicht nur von deren Wirksamkeit, sondern auch von deren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen ab. Maßnahmen, die effektiv sind und gleichzeitig verhältnismäßig geringe Verwerfungen mit sich bringen, sollten zuerst implementiert werden, etwa Informationskampagnen, Tests, Kontaktnachverfolgung und das Tragen einer medizinischen Maske“, betonte Sandkamp.

Da die Durchimpfungsrate in der Weltbevölkerung kontinuierlich steigt, könnten allerdings nicht-pharmazeutische Schutzmaßnahmen künftig eine geringere Rolle bei der Kontrolle der Pandemie spielen, schreiben die Autoren. Die Ausnahme seien Entwicklungsländer, in denen noch immer viele Menschen nicht vollständig geimpft sind. Hier blieben Schutzmaßnahmen auch in absehbarer Zukunft noch relevant. Gleiches gilt für mögliche künftige Pandemien.