COVID-Pandemie: Noch immer leidet jedes vierte Kind unter psychischen Auffälligkeiten
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Psychische Belastungen für Kinder und Jugendliche haben im dritten Jahr der Pandemie weiter abgenommen, wie aus der fünften Erhebung der COPSY-Studie (Corona und Psyche) des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf hervorgeht. Demnach sind die Belastungen nicht mehr so hoch wie während des ersten und zweiten Lockdowns, liegen jedoch weiterhin über den Werten vor der Pandemie. Immer noch leidet jedes vierte Kind unter psychischen Auffälligkeiten. Hinzu kommen neue Krisen, wie der Ukraine-Krieg und die Klimakrise.
Besserung, aber keine Entwarnung
Gaben bei den ersten beiden Befragungen der COPSY-Studie während der Lockdowns im Jahr 2020 fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen an, eine geminderte Lebensqualität zu haben, sind es aktuell noch rund 27 Prozent, so die Ergebnisse der 5. Erhebung. Auch der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Auffälligkeiten nimmt der Befragung zufolge langsam ab und liegt bei etwa 23 Prozent gegenüber 31 Prozent während des zweiten Lockdowns zum Jahreswechsel 2020/2021.
Die Werte für psychische Auffälligkeiten liegen laut der UKE-Wissenschaftler allerdings noch immer deutlich über denen vor der Corona-Pandemie. Dies gilt ebenso für Symptome von Ängstlichkeit sowie psychosomatische Beschwerden wie Reizbarkeit, Schlafprobleme, Niedergeschlagenheit und Nervosität. Jedes zweite Kind leidet den Ergebnissen zufolge mindestens einmal wöchentlich an Kopf- oder Bauchschmerzen. Anders verhält es sich hinsichtlich depressiver Verstimmungen bei Kindern und Jugendlichen. Symptome, die auf eine Depression hindeuten sind nach Angaben der UKE-Wissenschaftler wieder auf das Niveau vor der Pandemie gesunken.
Ukraine-Krieg und Klimakrise rücken in den Fokus
Während sich nur noch 10 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Zusammenhang mit der Pandemie sorgten, gaben immerhin die Hälfte der Befragten an, sich Sorgen wegen anderer Krisen zu machen. Als seelisch belastend wurden der Ukraine-Krieg, Inflation sowie die Energie- und Klimakrise genannt.
Nach wie vor ist laut der UKE-Wissenschaftler die psychische Gesundheit vor allem von Kindern und Jugendlichen gefährdet, deren Eltern stark belastet sind, eine geringere Bildung haben, über beengten Wohnraum verfügen und einen Migrationshintergrund aufweisen. Über alle fünf Befragungswellen hinweg zeigten diese Mädchen und Jungen ein höheres Risiko für eine geringe Lebensqualität, mehr psychische Gesundheitsprobleme, Angstsymptome und Anzeichen von Depressivität als Kinder und Jugendliche, die über ein gutes Familienklima und gute soziale Unterstützung berichten.
Niederschwellige Angebote für sozial Schwächere
„Auch, wenn die psychischen Beschwerden langsam zurückgehen, sind sie immer noch häufiger als vor der Corona-Pandemie“, fasst Ulrike Ravens-Sieberer, Leiterin der COPSY-Studie und Forschungsdirektorin der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik des UKE zusammen. Sie fordert daher niedrigschwellige und langfristige Konzepte zu entwickeln, um Kinder und Jugendliche mit psychischen Belastungen aufzufangen und ihnen Hilfen anzubieten. Ein besonderes Augenmerk solle dabei auf benachteiligte Kinder und Jugendliche aus sozial schwächeren Verhältnissen gelegt werden.
Die COPSY-Längsschnittstudie erfasst die seelische Gesundheit, Lebensqualität, psychosomatischen Beschwerden sowie Ressourcen und Risikofaktoren von Kindern und Jugendlichen im Alter von 7 bis 17 Jahren seit Beginn der Pandemie. An der fünften Befragung nahmen zwischen September und Oktober 2022 rund 1.100 Kinder und Jugendliche sowie 1.600 Eltern teil.
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