COVID-19: Zunahme von Depressionen und Angststörung um etwa ein Viertel
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Weltweit wurden unter dem Einfluss der COVID-19-Pandemie bei mehr als 50 Millionen Menschen zusätzlich eine Depression diagnostiziert, und bei fast 80 Millionen eine Angststörung. Dies entspricht einer Zunahme der Inzidenz um jeweils etwa ein Viertel.
Hintergrund
Schon vor dem Jahr 2020 waren psychische Störungen einer der Hauptgründe für die weltweite Krankheitslast – allen voran Depressionen und Angststörungen. Durch die COVID-19-Pandemie sei nun ein Umfeld entstanden, in dem sich die Belastungen weiter erhöhen, schreiben die Autoren – und haben mit ihrer aktuellen Arbeit versucht, dies zu quantifizieren.
Design
Systematische Übersicht der Daten zur Prävalenz von Depressionen und Angststörungen während der COVID-19-Pandemie, die zwischen 1. Januar 2020 und 29. Januar 2021 berichtet wurden, repräsentativ für die Gesamtbevölkerung waren, und deren Ausgangswert vor der Pandemie lag. Neben einer Suche in den Datenbanken PubMed, Google Scholar, auf Preprint-Servern und in der grauen Literatur wurden auch Experten befragt.
Ergebnisse
- Unter 5683 identifizierten Datenquellen erfüllten 48 die Einschlusskriterien; 46 für Depressionen, und 27 für Angststörungen.
- Zwei Faktoren waren mit einer höheren Prävalenz der beiden Erkrankungen assoziiert, nämlich die tägliche Infektionsrate und Reduktionen bei der Mobilität. Die entsprechenden Regressionskoeffizienten [B] mit 95%-Konfidenzintervallen und p-Werten betrugen:
- Einfluss Infektionsrate auf Depression: 18,1; 7,9 – 28,3; 0,0005
- Einfluss Mobilität auf Depression: 0,9; 01 – 1,8; 0,029
- Einfluss Infektionsrate auf Angststörungen: 13,8; 10,7 – 17,0; p < 0,0001
- Einfluss Mobilität auf Angststörungen: 0,9; 0,1 – 1,7; 0,022
- Die Pandemie hatte auf Frauen und Jüngere einen stärkeren Einfluss bezüglich der Prävalenz der beiden Erkrankungen als auf Männer und ältere Altersgruppen. Außerdem konnten die Forscher zeigen, dass in den Regionen, die anhand reduzierter Mobilität und hoher Infektionsraten besonders stark betroffen waren, auch die größten Zuwächse bei der Prävalenz beobachtet wurden.
- Gemäß der Schätzungen hat sich die Fallzahl von Depressionen während der COVID-19-Pandemie um weltweit 53,2 Millionen erhöht. Dies entspricht einer Zunahme von 27,6 %, sodass die Gesamtprävalent 3152,9 Fälle / 100.000 Einwohner erreicht.
- Die Zahl der Angststörungen erhöhte sich um geschätzt 76,2 Millionen. Dies entspricht einer Zunahme von 25,6 % auf eine Prävalenz von 4802,4 / 100.000 Einwohner.
Klinische Bedeutung
Die geschätzte Zunahme der Prävalenz von Depressionen und Angststörungen um jeweils etwa ein Viertel lenkt den Blick auf die indirekten Folgen der COVID-19-Pandemie. Die Autoren fordern Strategien zur Linderung des Problems, haben dazu aber keine konkreten Vorschläge formuliert.
Finanzierung: Queensland Health, National Health and Medical Research Council, Bill and Melinda Gates Foundation.
Dieser Volltext ist leider reserviert für Angehöriger medizinischer Fachkreise
Sie haben die Maximalzahl an Artikeln für unregistrierte besucher erreicht
Kostenfreier Zugang Nur für Angehörige medizinischer Fachkreise