COVID-19-Risikopatienten: Monoklonale Antikörper schützen, müssten aber auf Varianten geprüft werden

  • Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Bei SARS-CoV-2-Patienten mit mildem bis moderatem COVID-19, aber erhöhtem Risiko für schwere Verläufe vermittelt die intramuskuläre Einmalgabe von Tixagevimab/Cilgavimab einen klinisch relevanten und auch statistisch signifikanten Schutz vor schwer oder tödlich verlaufender Infektion. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der entsprechenden Phase-3-Studie – allerdings aus der Ära vor Ausbildung der Omikronvarianten - waren nicht geimpft (1).

Hintergrund
Für SARS-CoV-2-Infizierte mit hohem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf und fehlender oder unvollständiger Immunisierung wird eine frühzeitige Gabe von monoklonalen Antikörpern (MAB) diskutiert. MAB gegen SARS-CoV-2 binden an Rezeptorbindungsdomänen des Virus, hemmen die Replikation und sind besonders wirksam bei positiv getesteten Risikopatienten, die ambulant behandelt werden können. Ziel ist, einen Progress von COVID-19 zu einem schweren Verlauf zu verhindern. In der prospektiv randomisierten Phase-3-Studie TACKLE wird die intramuskuläre Gabe von Tixagevimab–Cilgavimab bei Risikopatienten mit mildem oder moderatem Verlauf auf diese Therapieziele hin getestet. Die Antikörper in Tixagevimab–Cilgavimab haben eine verlängerte Halbwertszeit.

Design

  • Studienform: prospektiv randomisierte, placebokotnrollierte, doppelblinde Phase-3-Studie
  • Studienzeitraum: Januar bis Juli 2021 in den USA, Lateinamerika, Europa und Japan
  • Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer: 910 SARS-CoV-2 positive Patientinnen und Patienten (Durchschnittsalter: 46,1 Jahre) mit milden oder moderaten Symptomen und einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe, zum Beispiel durch Adipositas, Bluthochdruck, COPD, Asthma, Immunsuppression oder Diabetes
  • Randomisierung: 1 : 1 in zwei Behandlungsgruppen:
    • Tixagevimab/Cilgavimab 600 mg intramuskulär (2 aufeinanderfolgende Injektionen à 300 mg) innerhalb von 7 Tagen nach Symptombeginn (n = 456) oder
    • Placeboinjektionen (n=454)
  • Primäre Endpunkte: schweres COVID-19 oder Tod jeglicher Ursache bis zum Tag 29 und Sicherheit

Hauptergebnisse

  • Schweres COVID-19 oder Tod traten bei 4 % in der Antikörpertherapiegruppe auf undbei 9 % unter Placebo. Das Risiko wurde damit um relativ 50,5 % reduziert (p = 0,0096). Die absolute Risikoreduktion lag bei 4,5 % (p < 0,0001).
  • Unerwünschte Effekte gab es bei 29 % der Teilnehmer in der Tixagevimab–Cilgavimabgruppe und bei 36 % der Teilnehmer aus dem Placeboarm.
  • Im Verumarm starben 3 Teilnehmer an COVID-19 und im Placeboarm 6.

Klinische Bedeutung
Eine frühzeitige Gabe von monoklonalen Antikörpern gegen SARS-CoV-2 bei Risikopatienten ist auch in Deutschland wegen eines guten Schutzeffektes eine zeitlang empfohlen worden, mit der anhaltenden Dominanz der Omikronvariante (BA.4/BA.5) aber und einer verminderten Neutralisierungskapazität der zugelassenen Antikörperpräparate gegen diese Variante wurde die Empfehlung zurückgenommen (2).

Die Autoren der TACKLE-Studie vermerken denn auch, dass zum Zeitpunkt der Teilnehmerrekrutierung die Omikronvarinate in den Regionen der mitwirkenden Zentren noch nicht relevant war (1). In vitro allerdings habe die Kombination Tixagevimab/Cilgavimab Neutralisierungseffekte gegen Omikronsubvarianten gehabt, dies ersetze aber nicht in-vivo-Studien zu dieser Frageststellung.

In einem Kommentar wird darauf hingewiesen, dass die Kombination von Tixagevimab/Cilgavimab oder neueren Antikörperpräparaten zusammen mit antiviralen Substanzen die effektivste Frühtherapie für Patienten mit hohem Risiko sein könnte (3).

Finanzierung: AstraZeneca