COVID-19-Risikopatienten: Metformin, Ivermectin und Fluvoxamin auf Präventionseffekte getestet
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
SARS-CoV-2 positive Patienten mit erhöhtem Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben keinen klinischen Vorteil, wenn sie präventiv Ivermectin oder Fluvoxamin erhalten. Verglichen mit Placebo lässt sich für diese beiden Substanzen kein Schutzeffekt vor Hypoxämie, stationärer Aufnahme, Notfallbehandlung oder Tod durch COVID-19 feststellen. Eine dritte Substanz aber, das Typ-2-Diabetes-Medikament Metformin, hat möglicherweise eine schützende Wirkung, wenngleich diese in einer aktuellen Phase-3-Studie keine statistische Signifikanz gegenüber Placebo erreichte (1).
Hintergrund
Bei SARS-CoV-2-infizierten Patienten ohne COVID-19-Symptome oder mit milden Krankheitszeichen können bei erhöhtem Risiko in der Frühphase der Infektion antivirale Substanzen gegeben werden, um schwere Verläufe zu verhindern. Beispiele sind Remdesivir, das für diese Indikation zugelassen ist, oder die Kombination aus Nirmatrelvir plus Ritonavir mit einer bedingten Zulassung in dieser Indikation. Nach weiteren präventiv wirkenden Substanzen für die ambulante Therapie wird gesucht. In einer großen Phase-3-Studie sind 3 Medikamente getestet worden, die aufgrund biophysikalischer und biochemischer Eigenschaften hemmend auf SARS-CoV-2 wirken könnten: Metformin, Substanz erster Wahl bei Typ-2-Diabetes, Ivermectin, das als Antiparasitikum angewendet wird, und Fluvoxamin, ein Antidepressivum, für das sich in ersten klinischen Studien ein Schutzeffekt vor stationärer COVID-19-Behandlung ergeben hatte (1).
Design
- Studienform: prospektiv randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Phase-3-Studie
- Studienteilnehmer: SARS-positive Patienten mit erhöhtem Risiko für schwere Verläufe wegen Übergewicht (Body Mass Index alle Patienten 27-34 kg/m2) bzw. Adipositas (≥ 30 kg/m2 bei circa 25 % der Gesamtgruppe; medianes Alter: 46 Jahre)
- Randomisierung in 6 Gruppen:
- Primärer Endpunkt: Hypoxämie (≤ 93 % Sauerstoffsättigung), Behandlung in Notfallambulanz, stationäre Therapie oder Tod innerhalb von 14 Tagen nach Aufnahme in die Studie
Hauptergebnisse
- 1431 Patienten wurden innerhalb von 3 Tagen nach laborbestätigter SARS-CoV-2-Infektion, aber < 7 Tage nach Beginn der Symptome in die Studie eingeschlossen und randomisiert. 52 % von ihnen waren geimpft.
- Die adjustierte Odds Ratio (OR) für ein Ereignis des primären Endpunkts betrug 0,84 für Metformin (p = 0,19), 1,05 für Ivermectin (p = 0,78) und 0,94 für Fluvoxamin (p = 0,75).
- Eine präspezifizierte sekundäre Analyse unter Berücksichtigung des Impfstatus und einer verkürzten Follow-up-Phase ergab eine OR von 0,58 für ein Endpunktereignis bei Metforminbehandlung, eine OR von 1,39 bei Ivermectintherapie und von 1,17 für die Gabe von Fluvoxamin, jeweils gegenüber von Placebo.
Klinische Bedeutung
Für das Entwurmungsmittel Ivermectin kommt das Ergebnis dieser aktuell veröffentlichten Studie nicht mehr so überraschend. Hatten doch bereits zwei inzwischen publizierte, randomisierte Studien ebenfalls keine Symptomreduktion oder -vermeidung durch Ivermectin gefunden (2, 3).
Für Fluvoxamin haben sich die positiven Erwartungen aus kleineren klinischen Studien in dieser Indikation nicht bestätigt.
Für Metformin sei die Datenlage nicht so klar wie bei den beiden anderen Substanzen, resümieren die Autoren. Ein präventiver Effekt des Diabetesmedikaments sei nicht ausgeschlossen (1). Hier könnten weitere Studien hilfreich sein.
Finanzierung: Stiftungsmittel
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