COVID-19: Reinfektionen erhöhen Gesundheitsgefahr und Sterberisiko
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Wiederholte Reinfektionen mit dem SARS-CoV2-Virus bringen offenbar ein erhebliches zusätzliches Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich. Das geht aus einer Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis hervor, die kürzlich in Nature Medicine veröffentlicht wurde. Demnach haben Menschen, die sich wiederholt infizieren ein doppelt so hohes Sterberisiko und eine dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhausaufenthalt wie Personen ohne Reinfektion.
„Unsere Forschung hat eindeutig gezeigt, dass eine zweite, dritte oder vierte Infektion zu zusätzlichen Gesundheitsrisiken in der akuten Phase, das heißt in den ersten 30 Tagen nach der Infektion, und in den Monaten danach führt“, betont der klinische Epidemiologe Ziyad Al-Aly, Mitautor der Studie.
Analyse von Millionen von Gesundheitsdaten
Für die Studie analysierte das Forscherteam um Al-Aly Daten von mehr als 443.000 Personen, die im Zeitraum vom 1. März 2020 bis 16. April 2022 eine Corona-Infektion hatten, sowie fast 41.000 Personen, bei denen zwei bis vier Infektionen dokumentiert waren. Als Kontrollgruppe dienten rund 5,3 Millionen Patienten, die nicht positiv auf SARS-CoV2-getestet wurden. Die Daten stammen aus einer Gesundheitsdatenbank des Kriegsveteranen-Ministeriums der USA.
Anhand statistischer Modellierungen berechneten die Forscher das Gesundheitsrisiko durch mehrfache Infektionen 30 Tage und sechs Monate nach der Infektion. Dabei wurden die unterschiedlichen Virus-Varianten Delta, Omikron und BA.5 berücksichtigt.
Sterberisiko verdoppelt, Hospitalisierungsrisiko verdreifacht
Den Ergebnisse zufolge hatten Menschen mit einer SARS-CoV2--Reinfektion ein doppelt so hohes Sterberisiko (Hazard Ratio (HR) 2,41) und eine dreimal so hohe Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhausaufenthalt (HR 2,98) im Vergleich zu Personen, die nur einmal an COVID-19 erkrankt waren.
Auch das Risiko für Folgeerkrankungen stieg deutlich an, wenn sich die Menschen öfter als einmal mit dem Corona-Virus infizierten. So kam es bei einer Reinfektion häufiger zu Komplikationen in den Lungen und mehreren extrapulmonalen Organsystemen einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hämatologische Störungen, Fatigue, gastrointestinale Störungen, Nierenerkrankungen, psychische Störungen, Diabetes mellitus, Muskel-Skelett-Erkrankungen und neurologische Erkrankungen.
Dabei waren die gesundheitlichen Folgen in der akuten Phase am stärksten ausgeprägt und blieben bis zu 6 Monaten nach der Infektion bestehen. Die gesundheitlichen Risiken seien unabhängig vom Impfstatus „offensichtlich“ gewesen, heißt es weiter in der Studie.
Komplikationsrisiko steigt mit jeder weiteren Infektion
Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass das Risiko offenbar mit jeder weiteren Infektion steigt. So war das Risiko auf eine Komplikation nach der 1. Infektion im Vergleich zu nicht infizierten Kontrollen um 35 Prozent erhöht; nach der zweiten Infektion doppelt und nach drei oder mehr Infektionen dreimal so hoch.
Bislang ging man davon aus, dass eine frühere Exposition gegenüber dem Virus das Risiko einer Reinfektion und deren Schweregrad verringern würde. Dies scheinst durch die Studie nicht bestätigt, im Gegenteil. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass selbst eine Kombination aus natürlicher Immunität (aus früherer Infektion) und durch Impfung induzierte Immunität das Risiko nachteiliger gesundheitlicher Auswirkungen nach einer Reinfektion nicht aufhebt. Möglicherweise könnte eine beeinträchtigte Gesundheit durch die erste Infektion zu einem erhöhten Risiko für gesundheitlichen Folgen bei einer erneuten Infektion führen, räumen die Wissenschaftler ein. Sie empfehlen daher Reinfektionen zu vermeiden und sich nicht auf eine vermeintliche „Superimmunität“ zu verlassen. „Mit Blick auf die Wintersaison sollten sich die Menschen der Risiken bewusst sein und Wachsamkeit üben, um ihr Risiko einer Infektion oder Reinfektion mit Sars-CoV-2 zu verringern,“ so Al-Aly.
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