COVID-19-Pandemie: neue Regeln, neue Welle, neue Leitlinie
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Seit dem 1. Oktober gibt es im Kampf gegen eine erneute Corona-Welle neue Regeln. Für den Zutritt zu Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern gibt es eine Verschärfung der Regeln. Vor dem Zutritt müssen Menschen nicht nur FFP2-Maske tragen, sondern zusätzlich einen negativen Corona-Test vorweisen. Für Beschäftigte gilt: Tests mindestens dreimal pro Woche. Pflegeheime müssen Beauftragte nennen, die sich um Impfungen, Hygiene und Therapien, etwa mit dem Paxlovid, kümmern sollen. FFP2-Masken sind nun auch in Arztpraxen und anderen ambulanten medizinischen Einrichtungen Pflicht. Das konnte bisher von den Ländern geregelt werden, nun regelt der Bund dies einheitlich.
In Flugzeugen fällt die Maskenpflicht weg. Die Bundesregierung könnte sie bei kritischerer Lage noch per Verordnung einführen. Für Urlaubsheimkehrer gelten die gelockerten Coronaregeln ohne spezielle Nachweise bei der Einreise nach Deutschland auch über die Herbstferien und Weihnachten weiter – zumindest, solange keine neue, gefährlichere Virusvariante kursiert. Über diese bundesweiten Regeln hinaus können die Landesregierungen weitere Vorgaben in Kraft setzen.
Für Schulen kann eine Maskenpflicht ab der 5. Klasse eingeführt werden. An Schulen und Kitas sollen auch Tests vorgeschrieben werden können. Wenn bei einem Schulkind der Verdacht auf eine Corona-Infektion besteht, muss künftig kein ärztliches Attest mehr vorgelegt werden, um wieder den Schulbesuch zu ermöglichen. Es reicht ein Antigen-Selbsttest. Dies gilt bundesweit.
Lauterbach mit einem Hauch von Optimismus
Auf eine drohende erneute Welle der Corona-Infektionen hat vor wenigen Tagen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hingewiesen. Er sei aber zuversichtlich, die Welle in den Griff zu bekommen, sagte Lauterbach auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem RKI-Präsidenten Lothar Wieler. Eine gute Nachricht sei, dass es momentan keine gefährlicheren Varianten in anderen Ländern gebe, die die Sterblichkeit bei einer Infektion mit der Deltavariante mit der Immunflucht bei einer Omikron-Infektion kombiniere. Deutschland befinde sich jedoch „ganz klar" am Beginn einer Herbst- und Winterwelle, sagte Lauterbach weiter. „Die Welle wird nicht so schnell von alleine enden.
Aktualisierte Leitlinie zu neurologischen Manifestationen
Mehrere Fachgesellschaften haben eine neue Fassung der Leitlinie „Neurologische Manifestationen bei COVID-19“ (S2k-Leitlinie) erstellt.
Insbesondere das Kapitel „Neurologische Manifestationen bei Post-COVID-19-Syndrom“ wird laut der Fachgesellschaft auf ein breites Interesse stoßen, nicht zuletzt, weil Mitte August eine ARD-Sendung das Thema Long-COVID und mögliche Heilversuche erneut in den Fokus rückte und eine Lanze für Apherese-Therapien, allen voran die Lipidapherese, brach. Fakt sei aber: Die genauen pathophysiologischen Mechanismen des Post-COVID-19-Syndroms sind bislang noch unbekannt.
Gebe es Hinweise auf einen autoimmunologischen Erkrankungsmechanismus, könne laut der Leitlinie eine immunmodulatorische Therapie als individueller Heilversuch begonnen werden. Es gebe derzeit aber, wie Professor Peter Berlit von der DGN betont, keine kausale Therapie für Post-COVID-Patienten mit den typischen neurologischen Beschwerden wie Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, Fatigue, Kopfschmerzen, Myalgien und Neuropathien. Und es fehle derzeit die Evidenz, um extrakorporale Verfahren breit zu empfehlen.
Darüber hinaus empfehlen die Autoren der Leitlinie eine frühzeitige psychosomatische Behandlung der Betroffenen. Peter Berlit: „Das bedeutet aber nicht, dass wir die Beschwerden der Betroffene nicht ernst nehmen oder wir sie gar als eingebildet krank einstufen, wie häufig der Vorwurf in Internetforen lautet. In der Neurologie gibt es verschiedene Erkrankungen, bei denen wir ähnlich wie bei Post-COVID die auslösende Ursache nicht kennen und daher keine kausale Therapie anbieten können. Ein Beispiel sind chronische Schmerzsyndrome. Bei diesen Krankheitsbildern haben wir die Erfahrung gemacht, dass eine psychosomatische Mitbehandlung den Betroffenen hilft, besser mit den Beschwerden und der Krankheitssituation zurechtzukommen, und die Lebensqualität verbessert. Zum Nutzen gibt es zahlreiche Erhebungen. Warum sollten wir also Post-COVID-Betroffenen diese begleitende Therapieoption vorenthalten?“
Über vier Millionen Corona-Impfdosen verfallen
Etwa 4,6 Millionen Dosen des in Deutschland gelagerten Corona-Impfstoffs haben Ende September ihr Verfallsdatum erreicht, wie eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums bestätigt hat. Unter den verfallenen Impfstoffen sind rund 3,9 Millionen Dosen des mRNA-Impfstoffs von Moderna und rund 0,7 Millionen Dosen des später zugelassenen Vakzins von Novavax.
Die Union kritisierte die Einkaufspolitik der Bundesregierung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe „bei der Impfstoffbestellung jedes Maß und Ziel verloren", sagte der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger der „Welt am Sonntag“. Derzeit seien in den Bundeskühlschränken insgesamt 101 Millionen Impfstoffdosen eingelagert. Das Bundesgesundheitsministerium argumentiert, es sei eine „logische Konsequenz aus dem Portfolio-Ansatz", dass Impfstoff weggeworfen werde. Dies bedeute, dass unterschiedliche Impfstoffe angeschafft würden, um allen Impfwilligen ein Angebot machen zu können.
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