COVID-19-Pandemie: Erhöhte Sterblichkeit in Deutschland bei Männern und Frauen, Senioren wie Jüngeren

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die Zahl der Todesfälle in Deutschland hat im zweiten Jahr der COVID-19-Pandemie die Millionengrenze überschritten und lag 2021 um 9 % über dem erwarteten Wert. Für 2020 wurde gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 – 2019 ein standardisiertes Mortalitätsverhältnis von 1,06 errechnet.

Hintergrund

Während der COVID-19-Pandemie wurde von Experten und Laien wiederholt die Frage gestellt, wie groß die Gefährdung im Vergleich zu anderen Infektions-Krankheiten und sonstigen Bedrohungen ist. Todesfälle werden in der Regel als „im Zusammenhang mit“ einer SARS-CoV-2-Infektion gezählt und da Obduktionen die Ausnahme sind, bleibt die Kausalität im Einzelfall meist fraglich. Ein Ansatz, von dem man sich zumindest statistisch belastbare Aussagen erhofft, ist die Erfassung der Sterblichkeit auf Landesebene im Vergleich von Jahren vor und während der Pandemie.

Design

Analyse der Sterbedaten für Deutschland und seiner Bundesländer für die Jahre 2020 und 2021 im Vergleich zu 2016 – 2019 auf Basis der Daten des Statistischen Bundesamtes. Berechnet wurden, getrennt nach Geschlechtern und für Personen unter bzw. ab 65 Jahren die vereinfachten standardisierten Mortalitätsverhältnisse (SMR) pro Woche und Monat, die sich aus der Zahl der Todesfälle 2020/2021 und dem Mittelwert der Jahre 2016 – 2019 ergaben.

Ergebnisse

  • Im Jahr 2021 starben in Deutschland 1.019.809 Menschen, auf Grundlage der Jahre 2016 – 2019 war ein geometrisches Mittel von 933.367 erwartet worden. Die SMR entspricht somit 1,09 und hatte ein 95%-Konfidenzintervall von 1,07 – 1,11.
  • Im Jahr 2020 war die SMR mit 985.572 ebenfalls erhöht, und zwar auf 1,06 (95%-KI 1,04 – 1,08).
  • Die weitere Analyse ergab erhöhte SMR für alle Untergruppen und deren Kombinationen, und zwar in allen Bundesländern mit Ausnahme von Bremen. Im Einzelnen betrugen die SMR:
    • Männer / Frauen 2021: 1,12 / 1,07
    • Männer / Frauen 2020: 1,07 / 1,04
    • ≥ 65 Jahre / < 65 Jahre: 1,10 / 1,07
  • Die Mortalitätskurven zeigen u.a. eine erhöhte SMR in der Winterzeit und eine positive Korrelation mit dem Verlauf der Belegung von Erwachsenen-Intensivbetten von Januar bis Dezember 2021. Ab März 2021 stiegen die SMR-Kurven an. Ein Bruttoeffekt der zu diesem Zeitpunkt eingeführten Impfungen wurde indes nicht abgebildet, schreiben die Autoren. Als mögliche Gründe führen sie weniger Kontaktbeschränkungen, ein größeres Risikoverhalten und zu niedrige Impfraten an.

Klinische Bedeutung

Die Autoren betonen, dass mit ihrer Arbeit keine Messung des Mortalitätseffektes von COVID-19 auf die Bevölkerung möglich sei, sondern dass es sich hier lediglich um die Darstellung der Bruttoentwicklung handelt. Ihren Artikel schließen sie mit der Mahnung „Impfungen bleiben imperativ.“

Finanzierung: Universität Köln.