COVID-19-Pandemie: Auswirkungen auf Krebsversorgung in ganz Europa

  • Deepa Varma
  • Medizinische Nachrichten
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Eine kürzlich durchgeführte Abfrage der Daten des europäischen Krebsregisters des Joint Research Centre (JRC) hat die signifikanten Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Krebsversorgung in ganz Europa herausgestellt. Fast 90 % der Abfragen ergaben eine Unterbrechung oder einen Rückgang der Vorsorgeuntersuchungen auf Brustkrebs sowie Zervix- und Kolorektalkarzinome während der ersten COVID-19-Welle. 

Die Ergebnisse unterstreichen die dringende Notwendigkeit, Maßnahmen zur Bewältigung der Pandemie-Auswirkungen auf die Krebsversorgung zu ergreifen.

In mehreren europäischen Ländern wurde ein signifikanter Rückgang der Krebsdiagnosen verzeichnet. Von Dänemark wurde beispielsweise ein Rückgang der Krebsdiagnosen um 20 % berichtet. In Belgien ergab die Abfrage rund 5.000 Krebsdiagnosen weniger in einem Zeitraum von 7 Monaten. Dies entspricht in etwa der Anzahl der Diagnosen, die unter normalen Bedingungen in 1 Monat gestellt werden.

Es gab Unterbrechungen bei den Behandlungen, wobei Operationen am stärksten betroffen waren (51 %), gefolgt von Chemotherapien (43 %), Immuntherapien (44 %) und Strahlentherapie (40 %).

Im Jahr 2020 führte die COVID-19-Pandemie zu einer geringeren Anzahl gemeldeter Krebsfälle und zu höheren Klassifizierungen der Krankheitsstadien aufgrund verzögerter Diagnosen. Das Ergebnis hat zweifellos einen negativen Einfluss auf das Überleben, da die Früherkennung und eine frühzeitige Behandlung für die Verbesserung der Krebsergebnisse entscheidend sind.

In einigen Ländern kam es im Jahr 2020 zu einer raschen Erholung bei den Krebsversorgungsleistungen, so dass der Rückgang bei den erbrachten Leistungen geringer ausfiel als ursprünglich prognostiziert wurde oder die Versorgung im Jahr 2021 vollständig wiederhergestellt werden konnte. Andere gaben für das Jahr 2020 anhaltend geringe Behandlungszahlen und Screening-Raten an, was letztendlich einen besorgniserregenden Rückstand bei den Diagnosen und den Behandlungen verursachte.

Um sich besser auf eine zukünftige Pandemie vorzubereiten, empfiehlt das JRC, die zeitlichen und geografischen Variationen zu beurteilen. Dies wird zur Ermittlung von Gebieten oder Bevölkerungsgruppen beitragen, die von den durch die Pandemie verursachten Unterbrechungen unverhältnismäßig stark betroffen sind, und gezielte Maßnahmen zur Beseitigung von Ungleichheiten bei der Krebsbehandlung und den Behandlungsergebnissen ermöglichen. Die Telemedizin könnte bei der Krebsversorgung auch eine wichtige Rolle spielen und die Fernberatung, Fernüberwachung sowie die Nachbeobachtung ermöglichen.

Insgesamt unterstreicht der Bericht die Wichtigkeit der Fortsetzung der Bemühungen zur Verbesserung der Krebsversorgung während und nach der COVID-19-Pandemie mit Schwerpunkt auf einer Verbesserung der Vorbereitung und der Bewältigung von Herausforderungen, die sich aus der Unterbrechung der Vorsorgeuntersuchungen und der Behandlungen von Krebs ergeben.