COVID-19: neue Subtypen, viele Long-COVID-Patienten und zwei Therapie-Ansätze
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Zwei neue Subtypen von Omikron bereiten Infektiologen erneut Sorgen. Es handelt sich um die Subtypen BA.4 und BA.5. Die Anfang April in Südafrika entdeckten Subtypen werden von der WHO zu den besorgniserregender Varianten (VOC) gezählt. „Dies sind Omikron-Varianten mit eigenem Ursprung, d.h. nicht von BA.1, -.2 oder -.3 abstammend, sondern vom gemeinsamen Omikron-Vorläufer“, schreibt Prof. Dr. Christian Drosten (Charité), wie „Medscape“ kürzlich berichtet hat. Man sehe „eine schleichende Zunahme von BA.4 und BA.5 seit Januar in Südafrika, seit Mitte April aber plötzlich eine exponentielle Zunahme (…)“, wird Drosten weiter zitiert. Medien aus Südafrika sprechen dem Bericht zufolge bereits von einer 5. Welle. Wahrscheinlich habe die Variante einen Immunescape-Vorteil in einer Bevölkerung, in der es (wie in Südafrika) keine BA.2-Welle gegeben habe, so Drostens Erklärung. Prof. Dr. Tulio de Oliveira, Virologe an der Universität Stellenbosch in Südafrika, der Omikron zuerst beschrieben hatte, habe jedoch Entwarnung gegeben. Es sei „an der Zeit, sorgfältig und gewissenhaft, aber ruhig zu arbeiten“, wird er zitiert.
Kürzlich veröffentlichten die südafrikanischen Forscher laut einem aktuellen „Spiegel-Beitrag“ erste Erkenntnisse. Demnach hätten die beiden neuartigen Subtypen in Südafrika rasend schnell ihren Vorgänger, BA.2, verdrängt, der bisher auch in Europa die Mehrzahl der Infektionen ausmachte Schon fänden die Labore die neuen Omikron-Typen bei mehr als der Hälfte aller Fälle. Die Sterbe- und die Hospitalisationsrate seien den ersten Daten zufolge allerdings gering, twittert der südafrikanische Virologe.
Auch in Deutschland und in der Schweiz seien die beiden Subtypen schon nachgewiesen worden, ebenso etwa in Großbritannien, Frankreich, in den USA und Hongkong. Welche Bedeutung die neuen Subtypen für das weitere pandemische Geschehen haben, ist noch ungewiss. Einig seien sich Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bislang nur darin, dass jede Voraussage schwierig sei, heißt es in dem Bericht des Hamburger Nachrichtenmagazins.
Sogar ein Jahr nach der Infektion noch nicht wieder fit
Da viele Menschen nach COVID-19 noch lange über Symptome wie Müdigkeit, Schwäche und Konzentrationsstörungen klagen, suchen Wissenschaftler nach Ansätzen für eine Prophylaxe und Therapie des so genannten Long-COVID-19-Syndroms. Wahrscheinlich muss an mehreren Schräubchen gedreht werden. Zwei solcher wichtige Schräubchen sind womöglich systemische entzündliche Prozesse und die Adipositas.
Einer Metaanalyse zufolge liegt die weltweite Prävalenz von Post-COVID-Symptomen bei 43 Prozent. Bei laut WHO ungefähr 470 Millionen Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert haben, wären das 200 Millionen Langzeit-Betroffene. Die häufigsten Symptome seien Fatigue, Gedächtnisstörungen und Kurzatmigkeit, berichten die Autoren um Dr. Bhramar Mukherjee von der „University of Michigan School of Public Health“ in Ann Arbor. Einen hohen Prozent berichteten kürzlich auch andere US-Forscher. Ihren Angaben zufolge entwickeln etwa 30 Prozent aller COVID-19-Patienten Long-COVID-Symptome. Wenig erfreulich ist auch ein weiteres Ergebnis zur Häufigkeit von lang anhaltenden Symptomen bei Patienten, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten.
Sogar ein Jahr nach stationären COVID-19-Therapien hätten sich 75 Prozent aller Patienten immer noch nicht vollständig gesund gefühlt. Ähnlich hoch sei der Prozentsatz fünf Monate nach der Entlassung gewesen. Das hat die Post-Hospitalisation-COVID-19-Studie, eine prospektive Beobachtungsstudie aus Großbritannien, gezeigt. Ergebnisse der Untersuchung wurden kürzlich im Fachmagazin „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht.
Die Autoren der PHOSP-COVID Collaborative Group berichteten zudem, dass sie bei Personen mit schwereren körperlichen und mentalen Beeinträchtigungen ein Jahr nach der Krankenhausentlassung erhöhte Werte mehrerer Biomarker festgestellt hätten, die mit systemischen Entzündungen und Lungenschäden assoziiert seien. Über das Vorhandensein erhöhter Werte systemischer Entzündungs-Biomarker (z. B. Zytokine) bei schwer kranken COVID-19-Patienten wurde bereits früher berichtet.
Das Vorhandensein einer lang anhaltenden systemischen Entzündung bei einigen Patienten mit Long-COVID lässt nach Angaben der Autoren vermuten, dass entzündungshemmende Wirkstoffe nicht nur in der akuten Phase der Infektion, sondern auch in der postakuten Phase ein therapeutisches Potenzial haben könnten. Bisher sei jedoch in keiner klinischen Studie die Wirkung entzündungshemmender Mittel bei Patienten mit Long-COVID untersucht worden. Wichtig sei es nun, in weiteren Studien her auszufinden, welche Personen mit Long-COVID von einer entzündungshemmenden Therapie profitieren könnten.
Ein weiteres Studien-Ergebnis war, dass weibliches Geschlecht und Adipositas Faktoren sind, die ein Jahr nach der Krankenhausentlassung mit schwereren körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen einhergehen. Diese Ergebnisse stimmen den Autoren zufolge mit früheren Berichten überein, wonach Adipositas und weibliches Geschlecht Risikofaktoren für Long-COVID sind. Die Förderung eines gesunden Lebensstils einschließlich körperlicher Bewegung sei daher eine wichtige Behandlungs-Maßnahme.
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