COVID 19: Lebenserwartung gesunken, Impfpflicht Pflegepersonal infrage gestellt

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Laut Statistischem Bundesamt ist die Lebenserwartung in Deutschland seit Beginn der Pandemie gesunken. So betrug die durchschnittliche Lebenserwartung im Jahr 2021 für neugeborene Mädchen 83,2 Jahre und für neugeborene Jungen 78,2 Jahre. Im letzten Vorpandemiejahr 2019 habe sie  bei Jungen noch 78, 8 Jahre betragen, bei Mädchen 83,6 Jahre. Hauptgrund für diese Entwicklung seien die außergewöhnlich hohen Sterbefallzahlen während der Corona-Wellen, so eine Mitteilung des Bundesamtes.

Besonders deutlich sei der Rückgang der Lebenserwartung bei Geburt von 2019 auf 2021 in den neuen Bundesländern: Bei Jungen habe dieser Wert um 1,3 Jahre abgenommen, bei Mädchen um 0,9 Jahre. In Westdeutschland habe die Abnahme bei den Jungen 0,4 Jahre betragen, bei den Mädchen 0,3 Jahre. Die Lebenserwartung bei Geburt für Jungen betrage  nun 76,4 Jahre in Ost- und 78,6 Jahre in Westdeutschland – für Mädchen 82,7 Jahre im Osten und 83,3 Jahre im Westen. 

Plädoyer für ein Ende der einrichtungsbezogenen Impfpflicht

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat Medienberichten zufolge die einrichtungsbezogenen Impfpflicht gegen SARS-CoV-2 infrage gestellt. „Wir wissen heute: Die Impfung schließt Ansteckungen nicht aus. Daher bin ich schon der Meinung, dass die einrichtungsbezogene Impfpflicht in der jetzigen Situation nicht mehr das Nonplusultra ist“, wird Laumann im „Spiegel“ zitiert. Der Bundesgesetzgeber sollte sie dringend auf den Prüfstand stellen. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat sich dafür ausgesprochen, die Corona-Impfpflicht für Pflege- und Gesundheitspersonal zu beenden. „Sie weiterzuführen, ist nach jetzigen Erkenntnissen weder sinnvoll noch vermittelbar“, sagte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Henriette Neumeyer dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland". Man sei in der Delta-Welle von einer hohen Schutzwirkung auch für die vulnerablen Gruppen im Krankenhaus ausgegangen, sagte Neumeyer. Mit der Omikron-Variante sei das hinfällig geworden. 

Nutzen von Paxlovid bestätigt

Krankenhausaufenthalte und Besuche in der Notfallaufnahme wegen COVID 19 sind nach der antiviralen Therapie mit Paxlovid selten. Das sei das Ergebnis einer CDC-Analyse (Centers for Disease Control and Prevention) von elektronischen Krankenakten,  berichtet „Medscape“. Weniger als ein Prozent der 5287 Patienten, die Paxlovid erhalten hatten, mussten im Zeitraum 5 bis 15 Tage nach der Behandlung ein Krankenhaus oder eine Notaufnahme aufsuchen, so das Ergebnis der Analyse. Sechs Krankenhausaufenthalte – alle bei Menschen mit Komorbiditäten oder fortgeschrittenem Alter – und 39 Besuche in Notaufnahmen wegen offensichtlicher COVID-19-Symptome erfolgten. Zwei der hospitalisierten Patienten starben. „Wenn Paxlovid als Behandlung im Frühstadium verabreicht wird, könnte es COVID-19-bedingte Krankenhausaufenthalte bei Personen mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung, bei denen das Risiko für ein Fortschreiten der Krankheit besteht, verhindern“, so das Fazit der US-Autoren.

Cochrane Review zu Schnelltests aktualisiert

Cochrane-Wissenschaftler haben ihre Bewertung der Antigen-Schnelltests auf SARS-CoV-2 aktualisiert. Der überarbeitete Cochrane Review bekräftigt die wichtigsten Aussagen des Review von 2021. Antigen-Schnelltest besitzen demnach nur bei Personen mit potentiellen Symptomen von COVID 19  ausreichende Sensitivität: Sie erkennen dann rund drei Viertel der tatsächlich Infizierten korrekt. Bei symptomlosen Personen mit SARS-CoV-2-Infektion erkennen sie dagegen nur jede zweite Infektion.

Am zuverlässigsten seien die Test-Ergebnisse laut einer Mitteilung von Cochrane Deutschland, wenn man Personen mit potentiellen Symptomen von COVID 19 in der ersten Woche der Erkrankung teste. Die Tests seien auch dann recht zuverlässig, wenn die Getesteten zuvor mit einer nachweislich infizierten Person in Kontakt gehabt hätten. Personen mit negativem Testergebnis könnten dennoch infiziert sein. Bei symptomlosen Personen seien Antigen-Schnelltests im Allgemeinen wesentlich weniger zuverlässig. Die Genauigkeit der Antigen-Schnelltests variiere zwischen den Tests verschiedener Hersteller, und für viele im Handel erhältliche Tests gebe es keine ausreichende Evidenz.

Bei Personen mit einer durch PCR bestätigten Infektion erkannten Antigen-Tests die Infektion bei durchschnittlich 73 Prozent der symptomatischen  Personen. Tests, die in der ersten Woche nach Beginn der Symptome eingesetzt wurden, hatten sogar eine Sensitivität von durchschnittlich 82 Prozent. Bei Personen ohne Symptome lag die Sensitivität dagegen nur bei 55 Prozent. Einen besseren Wert - 64 Prozent - lieferten die Tests für symptomlose Personen, die Kontakt zu anderen Infizierten gehabt hatten. Bei Personen, die laut PCR tatsächlich nicht infiziert waren, zeigten mehr als 99% der Antigen-Tests dies auch korrekt an, unabhängig vom Vorhandensein von Symptomen.

Schwangerschaft und COVID 19

Eine weitere Analyse des CRONOS-Registers hat neue Erkenntnisse dazu geliefert, welche Risikofaktoren den COVID-19-Verlauf bei Schwangeren beeinflussen. Das von Professor Dr. Ulrich Pecks, Leiter der Geburtshilflichen Abteilung des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein, Campus Kiel), geführte CRONOS-Register konnte bereits zur Beantwortung einiger wichtiger Fragen beitragen. Nun wurden erneut weitere wichtige Erkenntnisse zu COVID-19-Risikofaktoren bei Schwangeren gewonnen. So lautet eine zentrale Erkenntnis: Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf steigt generell mit der Schwangerschaftswoche bei Infektion und ist um die 30. Schwangerschaftswoche am höchsten. „Es hat sich auch gezeigt, dass bei geimpften schwangeren Frauen die Erkrankung meist mit milden oder keinen Symptomen verläuft“, so Ulrich Pecks in einer Mitteilung der Universität. Und: „Auch lassen sich in der aktuellen Omikron-Phase weniger stationäre Aufnahmen wegen COVID 19 unter geimpften Schwangeren darstellen.“ Professor Dr. Mario Rüdiger, Gründungsdirektor des Zentrums für feto-neonatale Gesundheit am Dresdner Universitätsklinikum ergänzt: „Die neuen Daten unterstreichen eindeutig die Empfehlung der STIKO für Schwangere, sich ab dem 2. Trimester gegen COVID 19 impfen zu lassen.“