COVID 19: Karl Lauterbach, die Maskenpflicht und die Forderung nach einem Notfallplan

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Angesichts einer möglichen neuen Corona-Welle im Herbst hat der Chef des Robert Koch-Instituts Professor Lothar Wieler einen wirksamen gesetzlichen Rahmen zur Bekämpfung des Virus gefordert. „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen müssen natürlich stimmen“, sagte Wieler im Bayerischen Rundfunk. Alle Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich wirklich ernsthaft und fundiert, also mit Fachwissen, mit dieser Pandemie befassten, gehen laut Wieler davon aus, dass im Herbst die Zahlen wieder steigen werden. Unklar sei aber, welche Krankheit das Virus verursachen werde. Er, so der RKI-Chef, empfehle nach wie vor, in bestimmten Situationen Masken zu tragen.

Für die Option Maskenpflicht im Herbst hat sich in den vergangenen Tagen auch Karl Lauterbach stark gemacht. Derzeit werde erneut am Infektionsschutzgesetz gearbeitet, das erst kürzlich geändert wurde, jedoch am 23. September ausläuft. Dann müsse erneut diskutiert werden, ob zum Beispiel Maskentragen in Innenräumen wieder verpflichtend werde. Das, so Lauterbach, könne wieder kommen; „Ich halte das auch für unbedingt notwendig, dass wir uns für den Herbst diese Möglichkeit eröffnen“.

Außerdem soll laut dem SPD-Politiker im Herbst allen Bürgern ein zweiter Booster möglich sein. Dafür  will er eine große Menge an neuem Impfstoff ordern. Man habe für den Herbst Impfstoff für drei unterschiedliche Corona-Linien - die Wuhan-Variante, einen reinen Omikron-Impfstoff und einen Kombinationsimpfstoff, erklärt Lauterbach. Und: „Jetzt verrate ich kein Geheimnis, indem ich sage: Einen Teil dieser Impfstoffe werden wir nachher wegschmeißen müssen.“ Er wisse nicht, „was kommt“. Wenn eine gefährliche Welle komme, wollten alle den besten Impfstoff. „Daher werde ich lieber dafür kritisiert, dass ich später wegschmeiße."

Kritik am Vorstoß von Karl Lauterbach zur Vorbereitung einer möglichen Maskenpflicht hat Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) geübt. „Ich bin dafür, dass wir uns nach Recht und Gesetz richten. Das sieht eine Evaluierung vor“, so Buschmann den Funke-Zeitungen. Die Ergebnisse der Evaluierung sollten „unbedingt“ berücksichtigt werden, „bevor wir uns auf einzelne Maßnahmen vorschnell festlegen“, sagte der FDP-Politiker.

Unterstützung hat Lauterbach von Janosch Dahmen erhalten, dem gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen-Fraktion: „Wir brauchen für den Herbst die Möglichkeit einer Maskenpflicht. Die medizinische Wirksamkeit zur Vermeidung von Infektionen ist hinreichend belegt", sagte Dahmen der „Welt“. Ob zusätzliche Maßnahmen nötig sein würden, hänge insbesondere von den Empfehlungen des Expertenrats der Bundesregierung für den Herbst ab. Er gehe davon aus, „dass der Expertenrat und auch die Kommission zur Evaluation des Infektionsschutzgesetzes ihre Berichte im Verlauf des Juni vorliegen werden, dann werden wir als Koalition beraten und entscheiden, was zu tun ist". 

Einen Notfallplan für den Herbst hat der Vorsitzende des Weltärztebundes Frank Ulrich Montgomery gefordert. „Gesundheitsminister Karl Lauterbach muss das Infektionsschutzgesetz anpassen, damit Eindämmungsmaßnahmen eingeführt werden können, wenn die Lage ernst wird, und zwar bundesweit einheitlich", sagte der Vorsitzende Montgomery der „Neuen Osnabrücker Zeitung". Als „Ultima Ratio" müsse im angepassten Infektionsschutzgesetz „auch die Möglichkeit zu einem Lockdown verankert werden“.

Hoffnungen werden außer auf weitere Impfungen auf das Pfizer-Präparat Paxlovid gesetzt. Schon früh hat sich daher der Bund eine Million Dosen gesichert. Bislang scheint es aber kaum eingesetzt zu werden. Nach Informationen der Zeitung „Tagesspiegel" vom April wurden bislang weniger als 9000 Verschreibungen registriert. Professor Torsten Bauer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, glaubt, dass die geringen Verschreibungszahlen auch damit zu tun haben, dass das Medikament vielen Menschen noch unbekannt sei: „Die Patienten müssen wissen, dass es dieses Medikament gibt, und sie müssen sehr niederschwellig wissen, wo sie es herbekommen.“ Und selbstverständlich müssten die Hausärzte über aktuelle Behandlungsmöglichkeiten Bescheid wissen. Denn Paxlovid müsse in der Frühphase der Erkrankung verabreicht werden.

„Wenn C19-Patienten in die Klinik kommen, ist es für Medikamente wie #Paxlovid meist schon zu spät“, betont daher auch der Darmstädter Pneumologe Dr. Cihan Çelik auf Twitter.  Im ambulanten Bereich müsse daher mehr antiviral behandelt werden. Leider fehle  noch zu oft das Wissen. Bis Herbst müsse es einstudiert sein und besser laufen, fordert Çelik.