COVID-19 in der Schwangerschaft: Register-Daten als Beratungsgrundlage für die Praxis
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf steigt Daten des deutschen CRONOS-Registers zufolge an, je länger die Schwangerschaft bei Infektion besteht, und ist um die 30. Schwangerschaftswoche herum am höchsten (1). Das Hospitalisierungsrisiko für ungeimpfte Schwangere ist bei der derzeit dominanten Omikron-Variante geringer, als es bei früheren Virusvarianten gewesen ist. Geimpfte Schwangere erkranken deutlich seltener schwer an COVID-19 als ungeimpfte. Die Daten stützen die aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), sich ab dem 2. Trimester gegen COVID-19 impfen zu lassen.
Hintergrund
Schon rasch nach Beginn der SARS-CoV-2-Pandemie war erkennbar, dass das Risiko für schwere Verläufe von COVID-19 bei Schwangeren im Vergleich zu gleichaltrigen, nicht schwangeren Frauen deutlich erhöht ist, um den Faktor 3 zum Beispiel für eine invasive Beatmung wegen COVID-19 (2, 3). Auch kommt es häufiger zu Früh- und Totgeburten. Physiologische Gründe dafür könnten erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Sauerstoffverbrauch in der Schwangerschaft sowie eine verminderte Lungenkapazität sein. In Deutschland werden seit April 2020 im Krankenhaus-basierten CRONOS-Register Daten von Frauen erfasst, die während der Schwangerschaft SARS-CoV-2-positiv getestet wurden (4). Diese wurden auf die Frage nach den Risiken in Abhängigkeit vom Gestationsalter, die Virusvariante und den Impfstatus der Frau hin untersucht (1).
Design
- Datenbasis: CRONOS-Register mit Beteiligung von mehr als 130 deutschen Kliniken mit > 7 000 Frauen, die während der Schwangerschaft SARS-CoV-2-positiv getestet wurden
- Untersuchte Aspekte:
- maternale COVID-19-bezogene Ereignisse wie stationäre Aufnahme innerhalb von 4 Wochen nach Infektion, Pneumonie oder invasive Beatmung
- perinatale Ereignisse: Fehlgeburt oder frühe Geburt < 37 + 0 SSW binnen 4 Wochen nach Infektion und Entbindung innerhalb von 4 Wochen nach Infektion mit Verlegung des Neugeborenen auf die neonatale Intensivstation
- Zeitraum der Analysen:
- Periode 1 mit Infektion vor dem 24.8.2021 (Zeitraum bis zum Beginn des Auftretens der Delta-Variante und vor Veröffentlichung einer allgemeinen Impfempfehlung für Schwangere in Deutschland)
- Periode 2 mit Infektion zwischen dem 17.1.2022 und 16.6.2022 (Zeitraum mit > 95-% Omikron-Dominanz)
Hauptergebnisse
- Die Daten von 3 481 Frauen wurden ausgewertet.
- Das Risiko war für alle COVID-19-spezifischen Ereignisse bei Erkrankung im 1. Trimester gering und nahm mit steigendem Schwangerschaftsalter bis zum frühen 3. Trimester zu.
- So betrug die Odds Ratio (OR) für eine stationäre Therapie wegen COVID-19 bei einer Infektion in 32 versus 22 Schwangerschaftswochen 1,4 (95-%-KonfidenzintervalI [1,2; 1,7]).
- Das Risiko war in der Erhebungsperiode 2 geringer als im Erhebungszeitraum 1 (OR: 0,66 [0,50; 0,88]).
- In der Erhebungsperiode 2 hatten außerdem geimpfte Schwangere ein um 73 % verringertes Risiko für eine stationäre Therapie wegen COVID-19 als ungeimpfte Schwangere (OR: 0,27 [0,18; 0,41]).
- Das Risiko für eine COVID-19-assoziierte Pneumonie oder Sauerstofftherapie war bei geimpften Schwangeren während der Omikron-Dominanz um 80 % niedriger als bei ungeimpften.
- Jede 7. Schwangere mit SARS-CoV-2-Infektion hatte eine Frühgeburt.
- Ungünstig auf einen COVID-19-Verlauf wirken außerdem ein erhöhter Body Mass Index der Frau vor der Schwangerschaft und ein höheres Alter der Frau.
Klinische Bedeutung
Die Ergebnisse der Analyse aus dem deutschen CRONOS-Register können nach Meinung der Autoren eine Beratungsgrundlage für prophylaktische und therapeutische Maßnahmen sein. Sie bestätigen dem Forscherteam zufolge, dass schwangere Frauen mit dem Impfangebot gegen COVID-19 sich selbst und das ungeborene Kind schützen. Dies sei auch im Hinblick auf mögliche COVID-19-Wellen im kommenden Herbst für die Beratung relevant.
Finanzierung: keine Angaben
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