COVID-19-Impfung Schwangerer: Das Timing ist wichtig fürs Neugeborene, besonders in der Omikron-Welle

  • New England Journal of Medicine, Robert-Koch-Institut

  • von Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

In Deutschland dominiert seit 5 Monaten die Omikron-Variante von SARS-CoV-2, aktuell macht sie mehr als 99 % der in Labors überprüften Infektionen aus (1). In vielen anderen Ländern Europas ist die Situation ähnlich und auch in den USA. Bei einer COVID-19-Impfung schwangerer Frauen kommt es für den Schutz des Kindes noch mehr als bei den früher dominanten Varianten auf gutes Timing an (2). Die Kinder sind durch die Omikron-Variante stärker gefährdet als durch Delta. Wird die 2. Dosis nach der 20. Schwangerschaftswoche gegeben, ist der Schutz des Kindes vor einer krankenhauspflichtigen COVID-19-Erkrankung mehr als doppelt so hoch als bei der 2. Impfung früher in der Schwangerschaft.

Hintergrund
Eine COVID-19-Erkrankung ist bei schwangeren Frauen, aber auch beim neugeborenen Kind mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe assoziiert. Während der Omikron-Welle ist das Risiko für eine stationäre COVID-19-Behandlung von Kindern im Alter < 6 Monaten 5 bis 6 Mal höher, als es während der Delta-Welle gewesen war (3, 4). Studien während der Dominanz der Delta-Variante hatten bereits ergeben, dass eine SARS-CoV-2-Impfung von Schwangeren das Risiko für eine stationäre COVID-19 Behandlung des Kindes wegen COVID-19 um circa 61 % reduziert (5). Jetzt liegen Daten zum Schutzes des Kind auch aus der aktuellen Omikron-Welle vor (2).

Design

  • Studienform: Test-negative Fallkontrollstudie
  • Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer:
    • Säuglinge < 6 Monate, die wegen COVID-19 zwischen Juli 2021 und März 2022 an insgesamt 30 US-amerikanischen Krankenhäusern behandelt werden mussten (Fälle),
    • Säuglinge < 6 Monate, die im vergleichbaren Zeitraum an denselben Kliniken aus anderen Gründen als COVID-19 behandelt wurden (Kontrollgruppe).
  • Studienziel: Vergleich des Anteils der Mütter, die in der Schwangerschaft gegen SARS-CoV-2 geimpft worden waren (RNA-Vakzine) unter Berücksichtigung der Schwangerschaftswoche, in der die 2. Dosis injiziert worden war (Zeitpunkt der kompletten Impfung).

Hauptergebnisse

  • Im Untersuchungszeitraum gab es 537 Fälle, darunter 181 Fälle während der Delta-Welle (Juli bis Dezember 2021) und 356 Fälle während der Omikron-Welle (Dezember 2021 bis März 2022), in der Kontrollgruppe waren es 512 Kinder.
  • Von den Kindern in der Fallgruppe waren 16 % der Mütter komplett geimpft und in der Kontrollgruppe ohne COVID-19 beim Kind waren es 29 % der Frauen.
  • Die Effektivität der Impfung in Bezug auf den Schutz des Kindes vor stationärer COVID-19-Therapie betrug 52 % über den gesamten Zeitraum:
    • 80 % in der Delta-Welle und
    • 38 % in der Omikron-Welle.
  • Wurde die Impfung der Mutter nach der 20. Schwangerschaftswoche (SSW) abgeschlossen, lag die Effektivität bei 69 %, und bei Abschluss der Impfung vor der 20. Woche bei 38 %.
  • Nach Virusvarianten differenziert, war die Bedeutung des Timings für die Omikron-Variante am ausgeprägtesten: Die Wirksamkeit einer Impfung lag bei lediglich 25 %, wenn die 2. Impfung bis zur 20. SSW erfolgt war, und bei 57 %, wenn die Impfung nach der 20. SSW abgeschlossen wurde.
  • Für die Delta-Variante betrugen die Effektivitätsraten 68 % (2. Dosis bis zur 20. SSW) und 88 % (2. Dosis nach der 20. SSW).
  • Das Risiko für eine intensivbehandlungspflichtige COVID-19-Erkrankung beim Kind wurde durch die Impfung um 70 % reduziert.

Klinische Bedeutung

Bei einer COVID-19-Impfung Schwangerer sollte die 2. Dosis möglichst nach der 20. Woche gegeben werden, dann ist der Schutz für das Kind in den ersten Lebensmonaten am höchsten. Das Timing der Impfung hat aktuell während der Omikron-Welle eine noch größere Bedeutung als bei früheren Wellen mit anderen Virusvarianten.

Omikron dominiert derzeit auch in Deutschland (1). Dabei lag der Anteil der Omikron-Sublinie BA.5 in der 24. Kalenderwoche bereits bei knapp 66 %.

Finanzierung: Centers for Disease Control and Prevention.