COVID-19-Impfung: Gürtelrose nach SARS-CoV-2-Impfungen nicht häufiger
- Studien – kurz & knapp
Von Dr. Nicola Siegmund-Schultze
Kernbotschaften
Die Inzidenz von Herpes zoster steigt nach COVID-19-Impfungen nicht an. Das belegt eine US-amerikanische Studie mit mehr als 2 Millionen SARS-CoV-2-Geimpften. Das Ergebnis dieser großen Kohortenuntersuchung ist nach Meinung der Autoren unmittelbar praxisrelevant, da die Sicherheit von COVID-19-Vakzinen ein wichtiges Thema in den Arzt-Patienten-Gesprächen ist, auch in Bezug auf Herpes zoster (1).
Hintergrund
International und auch in Deutschland wird darüber diskutiert, ob Impfungen gegen COVID-19 das Varizella-zoster-Virus (VZV) reaktivieren und dadurch Gürtelrose auslösen könnten. Gründe sind, dass Patienten mit COVID-19-Erkrankung ein um 15 % erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Herpes zoster haben als Menschen ohne COVID-19 (2). Außerdem sind zur COVID-19-Impfung einige Fallserien, Fallkontroll- und Kohortenstudien publiziert, aus denen ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Herpes zoster und den Impfungen hervorgeht. Eine davon ist aus Hongkong (3). Danach wurde eine erhöhte Rate von Klinikeinweisungen wegen Herpes zoster nach COVID-19-Impfungen festgestellt, und zwar 7 VZV-Hospitalisierungen mehr pro 1 Million Impfdosen, unter anderem der Vakzine BNT162b2 von Pfizer-BioNTech. Studien wie diese waren Anlass für eine große Kohortenuntersuchung in den USA.
Design
- Studienform: retrospektive Kohortenstudie
- Datenbasis: Gesundheitsregister von US-Bürgern im Süden und der Mitte der USA mit Medicare-Versorgung
- Studienteilnehmer: 2.039.854 Personen (50,6 % weiblich), die die Impfstoffe BNT162b2 von Pfizer-BioNTech, mRNA-1273 von Moderna oder Ad26.COV2.S von Johnson & Johnson als Erst- oder Zweitimpfung erhalten hatten
- Durchschnittliches Alter der Gesamtkohorte: 43,2 Jahre
- Risikoevaluation: Herpes-zoster-Diagnosen im Zeitraum bis zu 90 Tagen nach der letzten Impfung
Hauptergebnisse
- Bei den 2.039.854 COVID-19-geimpften Personen wurden im Beobachtungszeitraum 1451 Herper-zoster-Diagnosen gestellt.
- Das durchschnittliche Alter der Erkrankten lag bei 51,6 Jahren, 58,2 % von ihnen waren weiblich.
- Nach Adjustierung um Einflussfaktoren für Herpes zoster wie Komorbiditäten und Alter ergab sich im Vergleich zu den präpandemischen Jahren 2018 und 2019 kein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Gürtelrose nach COVID-19-Impfung (Inzidenzrate: 0,91; p = 0,08).
- Im Vergleich von Herpes zoster nach Influenzaimpfungen in der präpandemischen Ära war die Inzidenzrate nach COVID-19-Impfung eher erniedrigt (0,75 nach der 1. COVID-19-Impfung und 0,79 nach der 2. COVID-19-Impfung).
Klinische Bedeutung
Eine der größten Kohortenstudien weltweit zur Frage „Herpes zoster und COVID-19-Impfung“ belegt, dass Gürtelrose weder nach der 1., noch nach der 2. COVID-19-Dosis häufiger auftritt als in den präpandemischen Jahren 2018 und 2019. Das ist nach Meinung der Autoren für das Aufklärungsgespräch der Patienten über Sicherheitsaspekte der COVID-19-Impfung sehr relevant.
Varizella zoster wird ab 55 Jahren deutlich häufiger und der Anteil mit postherpetischer Neuralgie (PHN) steigt ebenfalls mit dem Alter an. Die Inzidenz der Gürtelrose liegt zum Beispiel bei Frauen ab dem 65. Lebensjahr in Deutschland bei circa 12/1000/Jahr und der Anteil der PHN bei 7-8 % (zit. n. 4).
Auch das Paul-Ehrlich-Institut hatte vor einem Jahr die Frage von Herpes zoster nach COVID-19-Impfung untersucht (5). Im Zeitrahmen bis zu 42 Tagen nach Impfungen gab es keine vermehrten Meldungen, im Gegenteil: Die berichtete Anzahl war sogar niedriger als auf Basis der verwendeten Hintergrundsrate zu erwarten gewesen wäre - möglicherweise wegen der Varizellenimpfungen, die zur Prophylaxe einer Reaktivierung allen Personen ab dem 60. Lebensjahr von der Ständigen Impfkommission empfohlen wird.
Finanzierung: National Institutes of Health der USA
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