COVID-19: Einreise-Regeln, Hallensport, Paxlovid und Schwangerschaft
- Dr. med. Thomas Kron
- Medizinische Nachrichten
Das Infektionsgeschehen entwickelt sich weiter rückläufig. Laut Robert Koch-Institut liegt die 7-Tage-Inzidenz derzeit bei 281,8 Fällen pro 100.000 Einwohner (24. Mai: 307,2). Angesichts sinkender Corona-Fallzahlen will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Medienberichten zufolge die Regeln für die Einreise nach Deutschland über die Sommermonate lockern. „Bis Ende August setzen wir die 3G-Regel bei der Einreise aus“, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Vom 1. Juni an müssten Reiserückkehrer und andere Einreisende damit nicht mehr nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Die aktuell gültige Corona-Einreiseverordnung schreibt noch bis zum 31. Mai für alle Personen über zwölf Jahren einen 3G-Nachweis vor. Für Einreisende aus Virusvarianten-Gebieten gelten noch strengere Regeln: Sie müssen sich in Deutschland in eine 14-tägige Quarantäne begeben, auch wenn sie geimpft oder genesen sind. Diese Regelung soll auch in den kommenden Monaten weiter fortbestehen. „Wenn solche Gebiete definiert werden, müssen Einreisende in Quarantäne“, sagte Lauterbach „Auch bei niedrigeren Inzidenzen im Sommer müssen wir bei einer globalen Pandemie vorsichtig bleiben.“ Derzeit ist allerdings kein Land als Virusvarianten-Gebiet ausgewiesen.
Hallensport: Ansteckungsrisiko steigt mit der Belastung
Untersuchungen Münchener Forscher zufolge nimmt die Aerosolemission bei hoher körperlicher Belastung exponentiell zunimmt. Damit steigt beim Sport in Innenräumen auch das Ansteckungsrisiko für Infektionskrankheiten wie COVID-19. Bereits vor der aktuellen Studie war bekannt, dass sich das Atemvolumen untrainierter Menschen von etwa fünf bis fünfzehn Litern pro Minute in der Ruhe auf über 100 Liter pro Minute beim Sport erhöht. Bekannt war auch, dass sich häufig Menschen bei körperlicher Belastung in geschlossenen Räumen mit SARS-CoV-2-Viren angesteckt haben. Bisher unklar war hingegen, wie sich die Intensität körperlicher Belastung auf die Konzentration von Aerosolpartikeln in der Atemluft sowie auf den konkreten Ausstoß von Aerosolpartikeln durch eine Person pro Minute und damit auch auf das potentielle Ansteckungsrisiko für Infektionskrankheiten wie SARS-CoV-2 auswirkt.
Ein Team um den Sportbiologen Professor Henning Wackerhage (Technische Universität München) und Professor Christian J. Kähler (Institut für Strömungsmechanik und Aerodynamik der Universität der Bundeswehr München) hat bei gesunden Probanden (Alter 18 bis 40) während steigender Ergometer-Belastung die emittierten Aerosolpartikel gemessen und mit der Ergometer-Leistung abgeglichen.
Nach Angaben der Autoren stieg die Emission von Aerosolpartikeln bei maximaler Belastung im Durchschnitt um das 132-fache, und zwar von 580 ± 489 Partikeln/min in Ruhe auf 76.200 ± 48.000 Partikel/min. Zudem stellten die Forscher fest, dass die Aerosolemission im Mittel bis zu einer Belastung von etwa zwei Watt pro Kilogramm Körpergewicht zunächst nur moderat zunimmt, darüber jedoch exponentiell.
„Anhand unserer Versuchsergebnisse unterscheiden wir moderates Ausdauertraining mit einer Intensität von bis zu zwei Watt pro Kilogramm und Training mit hoher bis maximaler Intensität. Aufgrund der stark ansteigenden Aerosolemission bei hochintensiven Belastungen über diesem ersten Richtwert sind bei hoher Gefahr von Infektionen mit schweren Konsequenzen besondere Schutzmaßnahmen wichtig“, erklärt Studienleiter Wackerhage: „Im Idealfall wird ein derartiges Training nach draußen verlegt.“
Real-World-Daten bestätigen den Nutzen von Paxlovid
Eine als Preprint verfügbare retrospektive Kohortenstudie zielt darauf ab, Molnupiravir (Lagevrio®) und Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid®) während einer von BA.2 dominierten Pandemiewelle zu bewerten. Wie „Medscape“ berichtet hat, analysierten die Forscher Daten von hospitalisierter Patienten mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion in Hongkong.
Von 40.776 hospitalisierten COVID-19-Patienten, die zunächst keine Sauerstofftherapie benötigten, wurden 2359 bzw. 1000 Patienten mit Molnupiravir bzw. Nirmatrelvir/Ritonavir behandelt. Hier die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
- Die Inzidenzraten für die Gesamtmortalität und für eine invasive mechanische Beatmung betrugen 22,24 bzw. 1,06 Ereignisse pro 10.000 Personentage unter Molnupiravir und 11,04 bzw. 1,75 Ereignisse pro 10.000 Personentage unter Nirmatrelvir/Ritonavir.
- Die Einnahme oraler Virustatika war mit einem signifikant niedrigeren Risiko für eine Progression von COVID-19 verbunden (Molnupiravir: HR=0,53, 95%-KI 0,46-0,62, p<0,001; Nirmatrelvir/Ritonavir: HR=0,33, 95%-KI 0,24-0,46, p<0,001), verglichen mit Patienten ohne diese Pharmakotherapie.
- Die Forscher beobachteten auch eine signifikante Reduktion der Gesamtmortalität unter Virustatika (Molnupiravir: HR=0,55, 95%KI=0,47-0,63, p<0,001; Nirmatrelvir/Ritonavir: HR=0,32, 95%KI=0,23-0,45, p<0,001).
- Anwender von Molnupiravir hatten ein geringeres Risiko für eine invasive mechanische Beatmung (HR=0,31, 95%KI=0,16-0,61, p<0,001).
- Die Zeit bis zum Erreichen einer niedrigeren Viruslast war unter Virostatika signifikant kürzer als bei den Vergleichsgruppen (Molnupiravir: HR=1,21, 95%-KI 1,07-1,37, p=0,002; Nirmatrelvir/Ritonavir: HR=1,25, 95%-KI 1,04-1,50, p=0,015).
- Bei Überlebenden war die Dauer des Krankenhausaufenthalts unter Nirmatrelvir/Ritonavir kürzer (-0,70 Tage, 95%-KI -1,37 bis -0,04, p=0,039) als bei den Vergleichsgruppen.
- Ein direkter Vergleich von Molnupiravir und Nirmatrelvir/Ritonavir ergab ein höheres Sterberisiko (HR=1,53 95%-KI 1,01-2,31, p=0,047) und eine längere Verweildauer im Krankenhaus (0,83 Tage, 95%-KI 0,07-1,58, p=0,032) für Molnupiravir.
Schwangerschaft und COVID-19: Ist die Art der Empfängnis relevant?
Infizieren sich Schwangere mit SARS-CoV-2, erkranken sie im Vergleich zu nicht schwangeren Frauen häufiger schwer an COVID-19. Schwangere müssen daher mit höherer Wahrscheinlichkeit im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden. Außerdem steigt das Risiko für Früh- und Totgeburten sowie für Komplikationen bei den Neugeborenen, die infolgedessen auf einer neonatologischen Intensivstation betreut werden müssen. Die Art der Empfängnis – ob auf natürlichem Wege oder mit medizinischer Unterstützung – spielt dabei aber offenbar keine Rolle. Das hat nun eine Untersuchung unter der Leitung von Professorin Dr. Frauke von Versen-Höynck (Medizinische Hochschule Hannover) in Kooperation mit dem Universitätsklinikum Kiel ergeben. Die Ergebnisse der multizentrischen Studie sind jetzt im „American Journal of Obstetrics and Gynecology“ veröffentlicht.
Für die Studie haben die Forscher Schwangerschaftsverläufe von 1485 infizierten Frauen aus rund 100 deutschen Geburtskliniken deutschlandweit verglichen. Die Daten stammen aus dem sogenannten CRONOS-Register zur Bewertung des Risikos einer Corona-Infektion für Schwangere und deren Neugeborene. Beobachtet wurden dabei in der Klinik positiv getestete Patientinnen, die während ihrer Schwangerschaft vorstellig wurden – vom Verlauf des Wochenbetts bis sechs Wochen nach der Geburt.
Ergebnisse der Studie: Zwar ist das Risiko für geburtshilfliche und neonatale Komplikationen bei Schwangerschaften nach medizinisch unterstützter Empfängnis höher. „Das liegt jedoch an entsprechenden Vorerkrankungen wie Diabetes, Adipositas und Bluthochdruck, einem höheren Alter der Schwangeren oder Mehrlingsschwangerschaften, wie sie vor allem bei dieser Gruppe von werdenden Müttern zu finden sind“, betont von Versen-Höynck. Die Art der Empfängnis sei jedoch kein Risikofaktor für einen schweren COVID-Verlauf.
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