COVID 19: Dank der neuen Variante BA.5 weiterhin Sorgen und Warnungen

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI)  steigen auch in Deutschland die Infektionen mit der Omikron-Variante BA.5. Laut dem aktuellen Wochenbericht des RKI  ist der Anteil der neuen Variante zwar noch niedrig; allerdings habe er sich verdoppelt -Tendenz demnach weiter zunehmend. So betrug der Anteil der Variante BA.5 Ende April noch 0,6 Prozent der auf Varianten untersuchten positiven Proben; in den Folgewochen waren es dann 1,2 und 2,5 Prozent. Der aktuelle verfügbare Wert für vorvergangene Woche liege bereits bei 5,2 Prozent. Die Varianten BA.5 und BA.4 werden von der Weltgesundheitsorganisation als besorgniserregend ein. Der Anteil von BA.4 steigt in Deutschland ebenfalls, liegt aber unter einem Prozent. Die dominante Variante in Deutschland ist mit über 90 Prozent weiterhin die Omikron-Variante BA.2.

Eine Welle schon vor dem Herbst?

Besonders rasant verbreitet sich die neue Omikron-Variante BA.5 in Portugal. Und trotz der hohen Impfquote von 87 Prozent stiegen dort zuletzt auch die Zahl der Krankenhaus-Patienten und die Sterberate im Zusammenhang mit COVID-19. Nach Einschätzung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach könnte Deutschland ähnliche Probleme bekommen wie Portugal. Die Omikron-Variante BA.5, hält er für „ansteckender und gefährlicher“ als die ursprüngliche Omikron-Variante BA1.

Eine Zunahme der BA.5-Fallzahlen in Deutschland erwartet auch der Bremer Epidemiologe Professor Hajo Zeeb. Er denke, dass es eine gewisse Welle geben werde, so Zeeb in einem Interview mit dem „Spiegel“. Die Frage sei, wie schnell und wie hoch die Welle sein werde und wie schnell sie wieder abflache, so der Epidemiologe weiter. Und: „Ich gehe ehrlich gesagt nicht davon aus, dass es erst im Herbst dazu kommt, sondern dass die Zahlen schon in den nächsten Wochen ansteigen werden.“

Die Sorge, dass die Pandemie noch immer nicht beendet ist, hat auch der US-Wissenschaftler Dr. Carlos del Rio von der „Emory University School of Medicine“. Der Experte wolle keine falschen Hoffnungen wecken; während es lange Zeit so ausgesehen habe, „als würde aus der Pandemie vielleicht eine Endemie werden, steigen die Infektionsraten in den USA seit Mai 2022 wieder an“,  heißt es dazu in einem aktuellen Beitrag von „Medscape“. Solche Trends lassen sich dem Wissenschaftler zufolge durch mehrere Faktoren erklären, durch neue Subvarianten etwa, durch die sinkende Immunität nach Impfungen oder nach früheren Infektionen sowie durch die Aufhebung etlicher Vorschriften aus Pandemie-Zeiten. Darüber hinaus lasse sich sagen, dass SARS-CoV-2 seit dem Auftreten von Omikron sehr viel effizienter übertragen werde und sich der Immunität eher entziehen könne, zitiert „Medscape“ den US-Wissenschaftler.

Antikörper-Titer nach 2,3 und 4 mRNA-Impfungen

Forscher des Paul-Ehrlich-Instituts und der Main-Kinzig-Kliniken haben die Antikörperantwort nach mRNA-Impfungen (Comirnaty) auf verschiedene SARS-CoV-2-Virusvarianten im zeitlichen Verlauf untersucht. Danach sind nach zweifacher Impfung die Antikörperspiegel gegenüber der derzeit in Deutschland dominierenden Omikron-Variante gering. mRNA-Auffrischimpfungen erhöhten die Antikörperspiegel deutlich, heißt es in einer Mitteilung des Instituts zu den Untersuchungen, deren Ergebnisse im Fachmagazin „Vaccines“ erschienen sind.

Das Forschungsteam um Prof. Eberhard Hildt, Leiter der Abteilung Virologie des Paul-Ehrlich-Instituts, ermittelte den Anstieg der Antikörper-Titer nach Auffrischimpfungen und die Abnahme der Titer nach Impfung. Zusätzlich zum Nachweis bindender und neutralisierender Titer wurde auch die Veränderung der Affinität – also die Stabilität – der Antikörperbindung an das Spikeprotein verschiedener Virusvarianten im Zeitverlauf untersucht.

Zwei Impfungen mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty führten nicht zur adäquaten Bildung neutralisierender Antikörper gegen die aktuell dominierende Omikron-Variante. Eine erste Auffrischungsimpfung erhöhte dagegen die Spiegel von IgG- und IgA-Antikörpern sowie deren Virus-neutralisierende Kapazität. Zwar waren fünf bis sechs Monate nach der dritten Impfung weiter Omikron-Spikeprotein-bindende Antikörper nachweisbar, aber in 36 Prozent der untersuchten Seren wurden keine Omikron-neutralisierenden Antikörper mehr detektiert. Dagegen konnten alle Seren die Delta-Variante, die im vergangenen Jahr in Deutschland weit verbreitet war, effizient neutralisieren. Eine zweite Auffrischimpfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty (vierte Impfung) sorgte erneut für einen deutlich Anstieg der Titer der Omikron-, Delta- und Wuhan-neutralisierenden Antikörper.