COVID-19: Brustkrebspatienten sprechen schlecht auf Impfstoff gegen Omikron-Variante an
- Helga Gutz
- Clinical Summary
Erkenntnis
- Insgesamt weisen Patienten mit Brustkrebs ausgezeichnete Serokonversionsraten für die SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffe auf, ohne dass viele unerwünschte Ereignisse auftreten. Unter Serokonversion versteht man die Produktion neutralisierender Antikörper (IgG) gegen die rezeptorbindende Domäne des Virus-Spike-Proteins.
- Der Erfolg beim Erreichen des Cutoff-Wertes für neutralisierende Antikörpertiter gegen die Omikron-Variante betrug nur 8,5% im Vergleich zu >80% gegen die früheren Varianten von SARS-CoV-2.
- Obwohl das Behandlungsstadium von Patienten mit Brustkrebs keinen Einfluss auf die Serokonversionsraten hat, spielt die Art der Behandlung eine Rolle. Brustkrebspatienten, die eine Chemotherapie oder eine Therapie mit einem Cyclin-abhängigen Kinase 4/6 (CDK4/6)-Inhibitor erhalten, sprechen schlechter auf den Impfstoff an als Patienten, die keine Therapie erhalten.
Warum das wichtig ist
- Die hohen Serokonversionsraten sprechen für eine SARS-CoV-2-Impfung von Patienten mit Brustkrebs.
- Haus- und Fachärzte werden ermutigt, Brustkrebspatienten Omikron-Booster zu empfehlen, sobald diese verfügbar sind.
- Patienten mit Brustkrebs, für die eine Chemotherapie oder eine Therapie mit CDK4/6-Inhibitoren vorgesehen ist, sollten geimpft oder geboostert werden, bevor die Brustkrebstherapie eingeleitet wird.
Studiendesign
- Multizentrische, prospektive Kohorte von 85 Patienten mit Brustkrebs, die im Zeitraum von Mai bis November 2021 mit einem SARS-CoV-2-Impfstoff geimpft wurden.
- Die Patienten erhielten mehrheitlich die mRNA-Impfstoffe von Pfizer-BioNTech oder Moderna.
- Die Serumproben zur Bestimmung der Serokonversion wurden vor der ersten Impfung und 28 Tage nach der zweiten Impfung entnommen.
- Der primäre Endpunkt war die Serokonversionsrate für Anti-SARS-CoV-2-Spike-Protein-Rezeptor-Bindungsdomänen-IgG mittels ELISA bei Patienten 28 Tage nach der zweiten Impfstoffdosis.
- Der sekundäre Endpunkt war das Erreichen eines Grenzwerts von 20% für die tatsächlichen Titer von neutralisierenden Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern.
- Die Patienten wurden einer von 5 Brustkrebs-Behandlungsgruppen zugeteilt: keine Behandlung, endokrine Therapie (ohne molekular gezielte Therapien), Therapie mit CDK4/6-Inhibitoren, Therapie gegen den humanen epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor 2 oder Chemotherapie.
Wesentliche Ergebnisse
- Die Gesamtrate der Serokonversion 28 Tage nach der zweiten Impfung betrug 95,3%.
- Das Stadium der Krebsbehandlung (frühe oder metastasierte Erkrankung) hatte keinen Einfluss auf die Serokonversionsraten.
- Die Zuweisung zur Behandlungsgruppe beeinflusste die Serokonversionsraten:
- 4 der 5 Behandlungsgruppen hatten eine Serokonversionsrate von 100%.
- Nur die Chemotherapie-Gruppe hatte mit 81,8% eine niedrigere Rate.
- Die niedrigste Rate des erreichten Grenzwerts für neutralisierende Antikörpertiter zeigte sich gegen die Omikron-Virusvariante:
- 90,2% gegen das Wildtyp-Virus.
- 81,7% gegen die α-Variante.
- 96,3% gegen die Δ-Variante.
- 84,1% gegen die κ-Variante.
- 8,5% gegen die Omikron-Variante.
- Keine der behandelten Gruppen erreichte den Cutoff-Wert für die Omikron-Variante.
- Die CDK4/6-Behandlungsgruppe wies im Vergleich zur unbehandelten Gruppe niedrigere Antikörpertiter gegen das Wildtyp-Virus (P=0,008) und die α-Variante (P=0,006) auf.
- Die Chemotherapie-Gruppe wies niedrigere Antikörpertiter gegen das Wildtyp-Virus (P=0,001), die α-Variante (P<0,001) und die κ-Variante (P=0,03) auf als die unbehandelte Gruppe.
- Alle Behandlungsgruppen erreichten den Cutoff-Wert für neutralisierende Antikörper gegen die Δ-Variante.
- Bei keinem der Patienten kam es zu einer Verzögerung oder Reduzierung der Behandlung aufgrund von unerwünschten Ereignissen beim Impfen.
Einschränkungen
- Die Studie untersuchte nicht die Wirksamkeit der Impfstoffe bei der Verhinderung einer Primärinfektion.
- Es gab keine Kontrollgruppe mit gesunden Patienten.
- Die Studie untersuchte nur die humorale Immunantwort, nicht aber die B-Zell- und T-Zell-Antwort gegen SARS-CoV-2.
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