COVID-19: Bivalente mRNA-Impfstoffe ersparen viele Arztbesuche

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Die Nachverfolgung von annähernd 3 Millionen Erwachsenen in Singapur ermöglichte einen Vergleich der Wirksamkeit von bivalenten mRNA-Impfstoffen gegen SARS-CoV-2 gegenüber einer 4. monovalenten Dosis. Dabei schützten die neuen Impfstoffe erheblich besser vor Infektionen, die eine medizinische Betreuung erforderten, wie auch vor Krankenhauseinweisungen.

Hintergrund 

Mehrfach haben im Laufe der Corona-Pandemie die dominierenden Varianten des Erregers SARS-CoV-2 gewechselt. Auf das Auftauchen der Omikron (B.1.1.529)-Variante, die eine weniger starke Immunantwort hervorruft, reagierten die Impfstoffhersteller BioNTec/Pfizer und Moderna mit bivalenten mRNA-Vakzinen, die gleichzeitig gegen die ursprüngliche, wie auch gegen die Omikron-Varianten gerichtet sind. Bisher gibt es aber nur wenige Daten aus der Praxis zur Wirksamkeit der bivalenten Impfstoffe.

Design

Retrospektive Kohortenstudie anhand offizieller Datenbanken mit 2.749.819 Einwohnern Singapurs ab 18 Jahren (median 44), deren Infektionsstatus bekannt war, und die bereits 3 x einen monovalenten mRNA-Impfstoff erhalten hatten. Darunter befanden sich auch 359.117 Individuen (13,1 %), die eine vierte Dosis erhalten hatten – und zwar entweder mit einem monovalenten oder bivalenten Impfstoff. Insgesamt hatten die Studienteilnehmer nach der jeweiligen Impfung mehr als 283 Mio. Personen-Tage im Risiko verbracht. Dem gegenübergestellt wurde die Inzidenz von Infektionen, die eine medizinische Betreuung erforderten, und die Klinikeinweisungen wegen COVID-19.

Ergebnisse

  • Für Studienteilnehmer, die zuvor nicht mit SARS-CoV-2 infiziert und 3 x monovalent geimpft waren, brachte eine 4. monovalente Impfung keinen zusätzlichen Schutz gegen eine symptomatische Infektion. Das Chancenverhältnis HR betrug 1,09 und hatte ein 95%-Konfidenzintervall von 1,07 – 1,11. Die Inzidenz / 100.000 Personentage wurde hier mit 59,1 (3 Dosen) bzw. 60,5 (4 monovalente Dosen) berechnet.
  • Im Gegensatz dazu betrug die Inzidenz / 100.000 Personentage nach einer 4. Dosis mit einem bivalenten Impfstoff 19,4, was einer adjustierten HR von 0,18 entsprach.
  • Bei Personen, die zuvor bereits infiziert waren, reduzierte eine 4. monovalente Impfung das Risiko für eine erneute Infektion auf HR 0,87 (95%-KI 0,84 – 0,91), eine bivalente Impfung dagegen auf 0,14 (95%-KI 0,13 – 0,15).
  • Der Schutz vor einer Klinikeinweisung wegen COVID-19 war nach der 4. Impfung mit einem bivalenten Impfstoff sowohl für SARS-CoV-2-naive Studienteilnehmer als auch für früher schon Infizierte deutlich besser als mit einer 4. monovalenten Dosis. Die HR betrugen hier 0,12 versus 0,84 bzw. 0,04 versus 0,85.

Klinische Bedeutung

In einer von der Omikron-Variante dominierten Umgebung reduzierte der angepasste bivalente mRNA-Impfstoff das Risiko für eine (erneute) Infektion, die medizinisch betreut werden muss, bei Erwachsenen auf etwa ein Sechstel und die Krankenhauseinweisungen auf ein Zehntel. Als 4. Dosis ist er gegenüber einer erneuten monovalenten Impfung eindeutig überlegen. In einem begleitenden Kommentar weisen Ronen Arbel und Yael Wolff-Sagy (Tel Aviv), dass die „medizinisch begleiteten“ Infektionen in der aktuellen Studie einen aussagekräftigen Wert darstellen, mit dem Probleme durch einen hohen Anteil asymptomatischer Infektionen bei niedrigem Test-Aufkommen adressiert werden. Anhand der aktuellen Daten lässt sich auch errechnen, dass je nach Alter der Patienten und früherem Infektionsstatus zwischen 40 und 105 Personen geimpft werden müssten, um eine Infektion zu verhindern, die ärztliche Betreuung erfordern würde.

Finanzierung: Keine.