Coronaimpfung: Vierte Dosis einer SARS-CoV-2-Vakzine schützt auch Hochbetagte
- Dr. Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine zweite Auffrischungsimpfung mit einer mRNA-Vakzine (BNT162b2 oder mRNA-1273) verbessert auch in hohem Alter den Schutz vor einer symptomatischen SARS-CoV-2-Infektion, vor einer stationären Behandlung wegen COVID-19 und vor intensivpflichtiger Erkrankung mit Sauerstofftherapie oder tödlichem Verlauf im Vergleich zu nur einem Booster. Das belegt eine große kontrollierte Studie aus Singapur mit Teilnehmern älter als 79 Jahre (1).
Hintergrund
Der Immunschutz durch Impfung mit einer SARS-CoV-2-Vakzine (mindestens 2 Dosen) lässt mit der Zeit nach und ist bei neu auftretenden Varianten wie Omikron geringer als gegen den jeweiligen Impfstamm. Zwei israelische Studien hatten bereits belegt, dass eine 4. Dosis bei Menschen im Alter von mindestens 60 Jahren effektiv ist (2, 3), für Ältere aber gab es bislang keine Daten aus kontrollierten großen Studien. Diese Lücke füllt eine Untersuchung aus Singapur. Der Stadtstaat hat circa 5,7 Millionen Einwohner.
Design
- Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer: Menschen im Alter von mindestens 80 Jahren, die die 3. Impfdosis (1. Auffrischimpfung) mindestens 5 Monate vor Beginn der Studie erhalten hatten und dann entweder eine 4. Mal geimpft wurden (2. Auffrischung) oder nicht (Kontrolle)
- Verwendete Vakzine für die 4. Dosis: BioNTech-Impfstoff BNT162b2 oder Moderna-Impfstoff mRNA-1273
- Kontrollgruppe: Matching der 4-fach Geimpften (1 : 1) mit 3-fach geimpften Personen unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Ethnie, Wohnform und Infektionsdruck
- Kriterien für Vakzineeffektivität: PCR-bestätigte, symptomatische SARS-CoV-2-Infektion, stationäre Aufnahme wegen COVID-19 oder schwere COVID-19-Erkrankung mit intensivmedizinischer Versorgung inklusive Sauerstofftherapie oder Tod durch COVID-19
Die Daten wurden vom Gesundheitsministerium zur Verfügung gestellt.
Hauptergebnisse
- 40.030 4-fach geimpfte Personen wurden mit 39.936 Kontrollpersonen gematcht (0,2 % ungematcht).
- Das Risiko für symptomatische SARS-CoV-2-Infektionen war bei 4-fach Geimpften um durchschnittlich 22,2 % geringer als bei 3-fach Geimpften. Die Vakzineeffektivität sank hier von circa 30 % im Zeitraum 8-30 Tage nach der 4. Impfung auf 20,0 % > 60 Tage nach Impfung.
- Das Risiko für COVID-19-assoziierte Krankenhausbehandlungen war nach der 4. Dosis um durchschnittlich 55,0 % geringer als nach nur 3 Impfungen, dieser Wert blieb > 60 Tage stabil.
- Vor schweren Verläufen schützte die 4. Impfung zu durchschnittlich 63 % gegenüber lediglich 3 Impfungen. 31-60 Tage nach der 4. Impfung war die Vakzineeffektivität mit 68 % am höchsten und sank nach > 60 Tagen auf circa 58 % ab.
Klinische Bedeutung
Auch hochbetagte Menschen haben einen gesundheitlichen Vorteil von einer 4. Impfung.
In Deutschland hat die Ständige Impfkommission ihre Impfempfehlung am 18.08.2022 aktualisiert und empfiehlt eine 2. COVID-19-Auffrischimpfung für alle Personen ab 60 Jahren oder bei erhöhtem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe wegen einer Grunderkrankung auch bei Jüngeren (ab 5 Jahre; [4]).
Bei Immungesunden wird ein Mindestabstand von 6 Monaten zwischen der letzten Impfung und der Auffrischimpfung empfohlen. In begründeten Einzelfällen kann der Booster schon nach 4 Monaten erfolgen.
Finanzierung: keine Angaben
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