Cochrane-Review: Low-Carb-Diäten nicht effektiver als andere Diäten
- Andrea Hertlein
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Low-Carb-Diäten werden oft als besonders wirksame und gesunde Maßnahme zur Gewichtsreduktion beworben. Ein kürzlich veröffentlichter Cochrane-Review zeigt jedoch, dass kohlenhydratarme Diäten keinen relevanten Vorteil im Vergleich zu anderen kalorienreduzierten Diäten haben. Für ihre Metastudie werteten Celeste Naude von der Stellenbosch Universität in Kapstadt und ihre Kollegen 61 Studien mit insgesamt 6.925 Teilnehmenden aus, die zwischen einem halben und zwei Jahren liefen.
„Menschen, die sich bis zu zwei Jahre lang einer kohlenhydratarmen Diät unterzogen, verloren ähnlich viel Gewicht wie diejenigen, die sich einer ausgewogenen, kohlenhydratreichen Diät unterzogen“, fasste Erstautorin Naude die Ergebnisse zusammen. Dabei betrug der durchschnittliche Unterschied bei der Gewichtsabnahme kurzfristig (Studien mit einer Dauer von 3 bis 8,5 Monaten) etwa ein Kilogramm, bei längerer Diätdauer (Studien mit einer Dauer von ein bis zwei Jahren) lag er sogar unter einem Kilogramm.
Kein Vorteil hinsichtlich der Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Auch bei den Veränderungen der Risiken für Herzkrankheiten wie diastolischer Blutdruck, glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c, ein Maß für den Blutzuckerspiegel über einen Zeitraum von 2-3 Monaten) und LDL-Cholesterin gab es im maximalen Beobachtungszeitraum der Studien von zwei Jahren wenig bis gar keine Unterschiede zwischen den Diäten. Dies sei bei Menschen mit und ohne Typ-2-Diabetes der Fall gewesen, so Naude.
Kohlenhydratarme Diäten schränken in der Regel den Verzehr von Getreide und Hülsenfrüchten sowie anderer kohlenhydrathaltiger Lebensmittel wie Milchprodukte, die meisten Früchte und bestimmte Gemüsesorten ein. Diese Lebensmittel werden dann durch fett- und eiweißreiche Lebensmittel wie Fleisch, Eier, Käse, Butter, Sahne und Öle ersetzt. Ausgewogene Diäten enthalten dagegen ausgeglichenere Mengen an Kohlenhydraten, Proteinen und Fetten, reduzieren aber die Gesamtkalorienaufnahme.
Viele Fragen bleiben offen
Die Auswertung umfasste laut der Forschenden mehr Studien als jede andere Analyse zu diesem Thema bisher. "Allerdings dauerte die längste der Studien nur zwei Jahre, so dass wir nicht wissen, ob es Unterschiede zwischen den Wirkungen und der Sicherheit dieser Diäten über zwei Jahre hinaus gibt, was insbesondere für die Risikofaktoren für Herzkrankheiten wichtig wäre“, räumte Naude ein.
Hinzu komme, dass die meisten Studienteilnehmenden nicht an einer Herzerkrankung litten oder damit zusammenhängenden Risiken wie etwa Erkrankungen, die zu abnormen Blutfettwerten führen. Daher sei nicht bekannt, ob es bei solchen Patienten Unterschiede zwischen den Wirkungen und der Sicherheit dieser Diäten gibt. Darüber hinaus wurden für die Studie weder die Art oder Qualität der Kohlenhydrate, Fette oder Proteine noch die Kosten der verschiedenen Diäten verglichen, heißt es im Review.
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