Cochrane-Analyse: Sturzrisiko älterer Menschen mit einfachen Mitteln sehr effektiv reduzierbar
- Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Einfache Maßnahmen im Haushalt wie das Anbringen von Handläufen, rutschfesten Streifen an den Teppichen oder Aufräumen verringert das Risiko für Stürze bei älteren Menschen um 26 %. In der Gruppe der Personen mit hohem Sturzrisiko sind diese Effekte mit einer Risikoreduktion um 38 % noch ausgeprägter. Das ergibt eine Cochrane Analyse von mehr als 20 internationalen Studien.
Hintergrund
Ab einem Alter von 65 Jahren stürzt Schätzungen zufolge jeder Mensch mindestens ein Mal in 12 Monaten. Die Folgen eines Sturzes sind im Alter oft gravierend, das Risiko für Knochenbrüche und andere Verletzungen nimmt deutlich zu, auch für tödliche Komplikationen. Dabei ereignen sich die meisten Stürze zuhause. In einem systematischen Review hat ein Wissenschaftlerteam des Cochrane Instituts untersucht, welche Maßnahmen das Sturzrisiko bei älteren Menschen, die zu Hause leben, am effektivsten reduzieren ( https://doi.org/10.1002/14651858.CD013258.pub2; [1]).
Design
Studienmethode: Systematische Suche in den wissenschaftlichen Datenbanken nach kontrollierten randomisierten Studien, in denen die Effekte von Umgebungsveränderungen auf das Sturzrisiko bei älteren Menschen (≥ 60 Jahre) untersucht wurde
Primärer Endpunkt: Sturzrate
Hauptergebnisse
22 Studien mit Daten von 8 463 älteren Menschen aus 10 Ländern wurden eingeschlossen, die Teilnehmerinnen (65 %) und Teilnehmer waren im Durchschnitt 78 Jahre alt.
Die Verringerung von Gefahrenstellen im häuslichen Umfeld reduzierte die Sturzwahrscheinlichkeit um 26 %, nämlich von 1319 Stürzen/1 000 Personen/Jahr auf 976 Stürze/1 000 Personen und Jahr (Rate Ratio [RaR]: 0,74; 95-%-Konfidenzintervall: 0,61-0,91).
Die präventiven Maßnahmen bestanden im Wesentlichen aus einer Bewertung von Gefahrenstellen im Haushalt in Kombination mit einer Verringerung des Risikos, zum Beispiel durch Aufräumen, Anbringen von Handläufen und von rutschfesten Streifen an den Teppichen.
Diese Interventionen waren bei Personen, die unter bekannten Kriterien ein höheres Sturzrisiko hatten, mit einer Risikoreduktion um 38 % effektiver als bei Teilnehmern mit geringerem Risiko.
Auf Basis der Analyse rechnete das Studienteam hoch, dass sich unter 1 000 Personen, die diese Maßnahmen ein Jahr lang befolgen, die Gesamtzahl der Stürze von 1 847 auf 1 145 reduzieren würde. Die Bedeutung von Aufklärungsgesprächen zur Sturzprävention konnte in dieser Analyse aus methodischen Gründen nicht geklärt werden.
Klinische Bedeutung
„Maßnahmen zur Verringerung der Sturzgefahr im häuslichen Umfeld erfordern eine professionelle Begutachtung und Umsetzung und sind nicht nur mit einer kurzen Checkliste abzuhaken“, erläuterte Lindy Clemson, emeritierte Professorin an der Universität Sydney und Hauptautorin der Studie (2). „Zwar können und sollten Betroffene und Angehörige auch selbst auf das häusliche Umfeld achten. Auch Übungen für Gleichgewicht und Kraft der Beine sind sinnvoll. Dennoch ist die professionelle Unterstützung durch einen Ergotherapeuten oder eine Ergotherapeutin für sturzgefährdete Menschen eine wichtige Maßnahme“, meint Clemson.
In Bezug auf weitere untersuchte Ansätze zur Sturzprävention wie Aufklärung, Überprüfung von Brillen oder speziellen Schuhen habe der Review nur geringe Evidenz für eine Verringerung der Sturzwahrscheinlichkeit gefunden, so Clemson. Es sei noch mehr Forschung in diesem Bereich notwendig.
Finanzierung: entsprechend den Statuten von Cochrane
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