Chronisch traumatische Enzephalopathie beim Militär mit Kontaktsportarten assoziiert
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine neuropathologische Untersuchung der Gehirne von 225 verstorbenen US-Militärangehörigen diagnostizierte posthum eine chronisch traumatische Enzephalopathie (CTE) bei 4,4 %. Am deutlichsten war die Assoziation bei Personen, die zuvor Kampfsportarten betrieben hatten, gefolgt von jenen mit traumatischen Hirnverletzungen durch Objekte, und schließlich Personen, die eine Explosion erlebt hatten.
Hintergrund
Als Ursache einer CTE werden meist Gehirnerschütterungen und andere Kopfverletzungen genannt, wie sie bei Kontaktsportarten (American Football, Boxen etc.) passieren. Auslöser können aber auch Explosionen sein, wie sie Soldaten im Gefecht erleben. Allerdings gibt es bislang nur wenige Daten zur Häufigkeit einer CTE bei Mitgliedern des Militärs.
Design
Neuropathologische Untersuchung von 225 Gehirnen, die nacheinander in einer Gewebebank zum Studium verstorbener Militärangehöriger eintrafen. Zusätzlich wurden biographische Informationen zusammengetragen, etwa zur möglichen Exposition gegenüber Explosionen, der Ausübung von Kontaktsportarten, zu anderen Arten von traumatischen Hirnverletzungen sowie zu neuropsychiatrischen Erkrankungen.
Ergebnisse
- Bei 10 der 225 Gehirne (4,4) ergab sich der neuropathologische Befund einer CTE. Die Hälfte davon hatte lediglich eine einzige pathognomische Läsion, die für eine sichere Diagnosestellung ausreichte.
- Unter den 45 Verstorbenen, die einer Explosion ausgesetzt waren, hatten drei eine CTE entwickelt, bei denen ohne solch eine Exposition waren es sieben von 180. Daraus errechnete sich ein relatives Risiko von 1,71, das allerdings wegen der niedrigen Fallzahlen ein 95%-Konfidenzintervall von 0,46 bis 6,32 hatte.
- Auch bei Verstorbenen, die ohne Explosion ein Hirntrauma durch den Aufschlag eines Objekts am Kopf erlitten hatten, wurde eine CTE häufiger festgestellt als bei Militärs ohne traumatische Hirnverletzung. Hier waren es 3 von 21 gegenüber 7 von 204 Individuen gewesen, was ein relatives Risiko von 4,16 bei einem 95%-KI von 1,16 – 14,91 ergab.
- Auffällig war zudem, dass alle Hirne, bei denen eine CTE festgestellt wurde, von Personen stammten, die eine Kontaktsportart ausgeübt hatten (10 von 60). Dagegen wurde unter den 160 Personen ohne Kontaktsport-Vergangenheit kein einziger Fall von CTE diagnostiziert (Relatives Risiko nicht berechenbar; 95%-KI 6,16 – unendlich).
Klinische Bedeutung
Im Vergleich zu einer prominenten Untersuchung, die CTE bei 110 von 111 ehemaligen Profi-Footballspielern der höchsten US-Liga gefunden hatte, scheint die Häufigkeit dieser Erkrankung unter Militärangehörigen deutlich niedriger zu sein. Auch konnte in der aktuellen Studie kein unabhängiger Beitrag von Explosionen nachgewiesen werden. Sie verweist vielmehr auf die möglichen Folgen von Kontaktsportarten – hier vermutlich Kampfsport. Verzerrungen sind sehr wahrscheinlich, da bei beiden Studien Hirndatenbanken genutzt wurden, die auf Spenden beruhten und nicht repräsentativ für die untersuchten Populationen sind.
Finanzierung: Department of Defense–Uniformed Services University Brain Tissue Repository and Neuropathology Program, Henry M. Jackson Foundation for the Advancement of Military Medicine.
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