Chronisch entzündliche Darmerkrankung: Höhere Arzneimittel-Dosis bei mehr viszeralem Fett
- Megan Brooks
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Erwachsene mit entzündlichen Darmerkrankungen ("chronisch entzündliche Darmerkrankungen", CED) und einem hohen Anteil an viszeralem Fettgewebe ("visceral adipose tissue", VAT) benötigen möglicherweise eine höhere Infliximab-Dosis, um eine klinische und endoskopische Remission zu erreichen.
In einer prospektiven Querschnittsstudie mit CED-Patienten, die Infliximab als Erhaltungstherapie erhielten, variierten die mit einer Remission assoziierten Talspiegel des Anti-TNF-Wirkstoffs je nach VAT-Wert. Dies deutet darauf hin, dass die Dosierungen möglicherweise personalisiert werden müssen.
Die Ergebnisse legen außerdem nahe, dass Ärzte den vorzeitigen Abbruch der Infliximab-Behandlung bei "Non-Respondern" mit höherem VAT-Wert überdenken und stattdessen eine Dosisanpassung in Betracht ziehen sollten, um eine höhere Wirkstoffkonzentration zu erreichen, so die Wissenschaftler.
Die Studie unter der Leitung von Dr. Andres Yarur vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles wurde im American Journal of Gastroenterology veröffentlicht.
Erklärung für Therapieversagen?
Obwohl Infliximab bei CED weitgehend wirksam ist, führt es bei einem erheblichen Teil der Patienten nicht zu einer Remission. Untersuchungen haben gezeigt, dass fast ein Drittel der Patienten primär nicht auf die Behandlung anspricht, und bei bis zur Hälfte der Patienten mit anfänglichem klinischem Nutzen kann es zu einem sekundären Verlust des Ansprechens kommen.
Ein beträchtlicher Anteil der Non-Responder hat subtherapeutische Wirkstoffkonzentrationen und kann auch Antikörper gegen Infliximab haben. Die für eine klinische und endoskopische Remission erforderlichen optimalen Talspiegel von Infliximab sind jedoch "nicht eindeutig", was bei einigen Patienten zu einem vorzeitigen Absetzen des Medikaments führt, so die Wissenschaftler.
Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Wirksamkeit von Infliximab von der Körperzusammensetzung - insbesondere dem VAT-Wert - beeinflusst werden kann. Zur weiteren Erforschung untersuchten Yarur und Kollegen, ob der VAT-Wert die mit der Remission assoziierten Zielwerte für Infliximab bei 142 Erwachsenen beeinflussen kann, die eine Infliximab-Erhaltungstherapie bei Morbus Crohn (87 Patienten) oder Colitis ulcerosa (55 Patienten) erhalten.
Wie die Autoren berichten, fanden sie eine eindeutige Korrelation zwischen dem VAT-Wert und den zum Erreichen einer Remission erforderlichen Infliximab-Talspiegeln.
Für eine steroidfreie, tiefe Remission benötigten die Patienten in den beiden höchsten VAT-Quartilen höhere Infliximab-Spiegel (optimaler Cutoff 15,3 μg/ml und 13,6 μg/ml für das dritte bzw. vierte Quartil) als die Patienten in den beiden niedrigsten Quartilen (optimaler Cutoff 3,9 μg/ml und 4,9 μg/ml für das erste bzw. zweite Quartil).
In der multivariaten Analyse waren die einzigen Faktoren, die unabhängig mit einer steroidfreien, tiefen Remission assoziiert waren, der VAT-Wert (Odds Ratio [OR] 0,3 pro VAT%; P < 0,001) und der Infliximab-Talspiegel (OR 1,11 pro μg/ml; P < 0,001).
Gewichtsabhängige Dosierung unzureichend
Bei der Untersuchung der Gesamtkörpermasse wurden keine Unterschiede festgestellt. "Diese Ergebnisse sind kein Beweis für einen kausalen Zusammenhang, können aber darauf hindeuten, dass die höhere Infliximab-Clearance bei höherer Körpermasse möglicherweise durch viszerales Fett und nicht durch die Gesamtkörpermasse bedingt ist", schreiben die Wissenschaftler.
"Daher kann eine gewichtsabhängige Dosierung allein für die Krankheitskontrolle bei vielen Personen unzureichend sein, insbesondere bei Personen mit einem unverhältnismäßigen Verhältnis von Gesamtkörpermasse zu viszeralem Fett", fügen sie hinzu.
Die Ergebnisse seien wichtig, da derzeit ein Therapiewechsel für Infliximab-Patienten empfohlen werde, die nicht in Remission seien und deren Infliximab-Spiegel innerhalb eines bestimmten "therapeutischen Fensters" lägen, schreiben die Wissenschaftler. Aus den Daten gehe hervor, dass das therapeutische Fenster je nach der Körperzusammensetzung der Patienten erheblich variieren könne, da Menschen mit einem höheren VAT-Wert möglicherweise höhere Medikamentenkonzentrationen benötigten.
Dieser Beitrag ist im Original erschienen auf medscape.com und von Dr. Petra Kittner übersetzt worden.
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