Chirurgische Behandlung beim akuten Subduralhämatom scheint nicht klar überlegen
- Michael Simm
- Medizinische Nachrichten
Kernbotschaften
Unmittelbare chirurgische Eingriffe sind bei Patienten mit einem akuten Subduralhämatom nach 6 Monaten nicht generell mit einem besseren funktionellen Ergebnis assoziiert als eine anfänglich konservative Vorgehensweise. Dies zeigt ein Vergleich von 1407 Patienten europäischer Neurotrauma-Zentren mit sehr unterschiedlichen Vorgehensweisen.
Hintergrund
Die Evidenz für die chirurgische Behandlung des traumatisch bedingten akuten Subduralhämatoms wird von den Autoren der aktuellen Arbeit als „niedrig-gradig“ eingeschätzt, obwohl eine schnelle entlastende Drainage weitgehend als notwendig betrachtet wird. Ob sie wirksamer ist als eine zumindest initial konservative Behandlung wurde nun untersucht.
Design
Prospektive Beobachtungsstudie anhand der Daten der Collaborative European Neurotrauma Effectiveness Research in Traumatic Brain Injury (CENTER-TBI)-Kohorte. Eingeschlossen wurden 1407 Patienten mit per CT bestätigten akuten Subduralhämatomen, die höchstens 24 Stunden zuvor ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatten. Analysiert wurde das Ergebnis zwischen den beteiligten Zentren in Abhängigkeit von deren Präferenz für eine akute chirurgische Evakuation oder eine initial konservative Behandlung. Primäres Studienziel war das funktionelle Ergebnis nach 6 Monaten, gemessen mit der Glasgow Outcome Extended-Skala, die zwischen 5 Kategorien zwischen Tod (1) und guter Erholung (5) unterscheidet.
Ergebnisse
- Eine akute Evakuierung wurde bei 336 Patienten durchgeführt. 73 % dieser Patienten erhielten eine Kraniotomie, 27 % eine dekompressive Kraniektomie. Von den 982 Patienten, die initial konservativ behandelt wurden, erhielten 107 (11 %) eine Kraniektomie oder Kraniotomie mit Verzögerung.
- Der Anteil chirurgisch behandelter Patienten variierte zwischen den Zentren von 5,6 bis 51,5 %.
- Die Präferenzen der Zentren zeigten für keine der beiden Vorgehensweise eine Assoziation mit dem Ergebnis. So betrug das Chancenverhältnis OR für eine Zunahme akuter Eingriffe um ein Quartil 0,92 bei einem 95%-Konfidenzintervall von 0,77 – 1,09.
Klinische Bedeutung
„Wenn der Neurochirurg bei einem Patienten mit akutem Subduralhämatom keine klare Überlegenheit zwischen chirurgischem Eingriff und konservativer Vorgehensweise erkennt, sollte (er) eine anfänglich konservative Therapie in Betracht ziehen“, schreiben die Autoren. Möglicherweise ergeben sich zwar Vor- oder Nachteile für Patienten mit unterschiedlichen Charakteristika, die konnten aber im Rahmen dieses Vergleichs zwischen Zentren nicht aufgelöst werden.
Finanzierung: Niederländische Hirnstiftung, EU-Kommission, Hannelore Kohl Stiftung, OneMind, Integra LifeSciences Corporation, und NeuroTrauma Sciences.
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