Chinesische Studie: Mehr Feinstaub – weniger bewegliche Spermien

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Mit ansteigenden Feinstaubkonzentrationen in der Luft reduzierte sich die Motilität von Spermien im Ejakulat chinesischer Männer im einstelligen Prozentbereich. Auf die Spermienzahl oder -Konzentration hatte dies jedoch keinen signifikanten Einfluss.

Hintergrund

Neben den zahlreichen bereits nachgewiesenen negativen Folgen der Luftverschmutzung auf die Gesundheit wird auch diskutiert, ob insbesondere Feinstaub zu einer Reduktion der Fruchtbarkeit bei Männern führen könnte. Bisherige Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Feinstaubexposition und Samenqualität waren inkonsistent, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.

Design

Fragestellung dieser retrospektiven Kohortenstudie mit 33.876 chinesischen Männern im durchschnittlichen Alter von 34,1 Jahren war, ob es einen Zusammenhang zwischen der Exposition mit Feinstaub verschiedener Größenklassen (< 2,5 Mikrometer [µm], 2,5 -10 µm und ≤ 10 µm) und der Samenqualität (Zahl, Konzentration und Beweglichkeit) gibt. Ausgewählt wurden dafür Männer, deren Frauen in einer Reproduktionsklinik in den Jahren 2013 – 2019 wegen ihres unerfüllten Kinderwunsches behandelt wurden. Der Spermienqualität gegenüber gestellt wurde die mediane Feinstaubkonzentration am Wohnort der Männer über eine Periode von 90 Tagen vor der Probenahme, wie auch zu kritischen Perioden der Spermienentwicklung, nämlich 0 -9 Tage, 10 – 14 Tage und 70 – 90 Tage vor der Ejakulation.

Ergebnisse

  • Über die gesamte Periode von 90 Tagen vor Probenahme war die Exposition mit höheren Feinstaubwerten signifikant mit niedrigerer Gesamtbeweglichkeit und progressiver Beweglichkeit (Anteil schneller und langsam beweglicher Spermatozoen) der Spermien assoziiert.
  • Für die Gesamtmotilität fand man eine Abnahme um – 3,60 % für jede Zunahme der PM2,5-Konzentration um ein Quartil. Für PM2,5 – 10 betrug die Abnahme 0,45 % und für PM10 waren es 2,44 %.
  • Auch für die progressive Motilität fand sich eine inverse Korrelation. Sie nahm mit jeder Zunahme um ein Quartil bei PM2,5 um 1,87 % ab; für PM10 waren es 1,05 %.
  • Im Gegensatz zur Motilität gab es keine signifikante Assoziation zwischen der Feinstaubexposition und Spermienzahl oder Spermienkonzentration.

Klinische Bedeutung

Die Studienteilnehmer waren womöglich nicht repräsentativ für die chinesische Bevölkerung, da sie als Partner von Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch rekrutiert wurden. Auch waren die Feinstaubkonzentration im Vergleich zu Deutschland relativ hoch (median 72,43 µg für PM10 gegenüber aktuellen hiesigen Jahresmittelwerten zwischen 15 und 20). Da jedoch eine Dosis-Wirkungsbeziehung zwischen Feinstaub und Spermienmotilität gefunden wurde, unterstreichen die Autoren die Notwendigkeit von Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung – auch wenn die absoluten Veränderungen der Spermienmotilität nur im einstelligen Prozentbereich lagen.

Finanzierung:  Shanghai Rising-Star Program, National Natural Science Foundation of China, Shanghai Natural Science Foundation.