Brustkrebs und erhöhtes Cholesterin: Statintherapie ist mit verminderter Sterblichkeit assoziiert
- Nicola Siegmund-Schultze
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Bei Frauen mit nicht metastasiertem Mammakarzinom, also lokal begrenzten oder lokal fortgeschrittenen Tumoren, ist bei erhöhten Cholesterinwerten die Einnahme von Statinen nach der Krebsdiagnose mit einer um 15-20 % niedrigeren Sterblichkeit assoziiert. Das Krebssterblichkeitsrisiko verringert sich sogar um knapp 50 % im Vergleich zu Frauen ohne Statintherapie, wenn mit dem Beginn der Statineinnahme auch die Cholesterinwerte sinken. Das ergibt eine große Kohortenstudie aus Finnland mit mehr als 13.000 Patientinnen, publiziert in JAMA Network open ( doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.43861).
Hintergrund
Das Mammakarzinom ist weltweit der häufigste Tumor der Frau. In Deutschland erkranken jährlich knapp 67.000 Frauen (Durchschnittsalter: 64 Jahre) und 770 Männer. In früheren Studien war bereits eine Assoziation zwischen der Einnahme von HMG-CoA-Reduktasehemmern (Statinen) und einer Verringerung der Brustkrebssterblichkeit beobachtet worden (1). Allerdings waren die Studienergebnisse heterogen und Veränderungen der Cholesterinwerte blieben meist unberücksichtigt. In einer großen, populationsbasierten Kohortenstudie aus Finnland sind nun potenzielle Assoziationen zwischen der Sterblichkeit von Patientinnen mit Brustkrebs, der Einnahme von Statinen und den Blutfettwerten untersucht worden (2).
Design
- Studienform: retrospektive, populationsbasierte Kohortenstudie auf Grundlage mehrerer nationaler Register
- Einschlusskriterien: Diagnose eines invasiven Mammakarzinoms der Stadien I-IIIb zwischen Januar 1995 und Dezember 2013 in Finnland, sofern der Rezeptorstatus bekannt war (Östrogen-, Progesteronrezeptor; Her2neu) und Blutfettwerte aus der Zeit vor und nach der Diagnose vorlagen
- Außerdem musste dokumentiert sein, ob die Patientinnen Statine erhielten oder nicht.
Hauptergebnisse
- Von 13.378 Frauen lagen die erforderlichen Daten vor. 54,0 % hatten ein lokal begrenztes und 34,1 % ein lokal fortgeschrittenes Mammakarzinom, 7,3 % einen metastasierten Tumor und die übrigen ein nicht sicher geklärtes Tumorstadium.
- Das mediane Alter der Teilnehmerinnen zur Tumordiagnose lag bei 62 Jahren (Range: 54-69 Jahre), das mediane Follow-up betrug 4,5 Jahre (Range: 2,4-9,8 Jahre). 40,7 % hatten zu irgendeinem Zeitpunkt Statine eingenommen.
- 7 % der Teilnehmerinnen starben an Brustkrebs und 16,4 % an den Folgen jeglicher Ursache.
- Eine Statintherapie vor der Brustkrebsdiagnose war ein Risikofaktor für eine erhöhte Sterblichkeit, auch wenn die Cholesterinwerte berücksichtigt wurden (Hazard Ratio [HR]: 1,22; p = 0,03).
- Bei Beginn der Statintherapie nach Brustkrebsdiagnose sank die Sterblichkeit um 15 % (HR: 0,85; p = 0,05). Bei Frauen mit östrogenrezeptorpositiven Tumoren war die Differenz mit 18 % Sterblichkeitssenkung etwas größer (p = 0,03).
- Am ausgeprägtesten aber war die Risikoreduktion, wenn die Cholesterinwerte nach Beginn der Statinbehandlung sanken. In dieser Gruppe starben 3,1 % der Frauen an Brustkrebs, 7,6 % waren es unter den Patientinnen ohne Statinanwendung (HR: 0,49; p = 0,001).
- Bei einer Statineinnahme nach Brustkrebsdiagnose, die keine relevante Cholesterinsenkung zur Folge hatte, lag die Brustkrebssterblichkeit bei 3,5 % (HR: 0,69; p = 0,30; n.s.).
- Die Gesamtmortalität war unter den statintherapierten Patientinnen um 20 % geringer als unter den Teilnehmerinnen ohne Statinbehandlung, auch bei Berücksichtigung der Cholesterinwerte (HR: 0,80), ein statistisch hoch signifikanter Unterschied (p < 0,001).
Klinische Bedeutung
Bei Frauen mit invasivem, nicht metastasierten Mammakarzinom ist der Beginn einer Statinbehandlung nach der Tumordiagnose mit einem geringeren Sterblichkeitsrisiko assoziiert.
Diese vorteilhafte Risikoassoziation könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Cholesterinwerte sinken, so das Autorenteam. Cholesterinmetabolite stimulierten den Östrogenrezeptor und kurbelten damit die Zellproliferation und das Tumorwachstum an. Cholesterin sei zudem ein Vorläufermolekül des Östrogens.
Eine cholesterinsenkende Statintherapie von Frauen nach einer Brustkrebsdiagnose habe diesen aktuellen Daten zufolge also Vorteile für die Patientinnen.
Finanzierung: öffentliche Mittel
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