Britische Zusatzsteuer auf Softdrinks senkt Adipositas bei Mädchen

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Mit der Einführung der Zusatzsteuer auf zuckerhaltige Softdrinks (Soft Drink Industry Levy /SDIL) 2018 in Großbritannien hat offenbar die Zahl adipöser Kinder und Jugendlicher abgenommen. Dies geht aus den Ergebnissen einer Studie hervor, die kürzlich in Plos Medicine veröffentlicht wurde. Demnach haben vor allem Mädchen von der „Zuckersteuer“ profitiert.

Dazu analysierten Forschende um Nina Rogers von der Universität Cambridge die Daten von mehr als einer Million Kinder, die im Rahmen des National Child Measurement Programme erhoben worden waren. Sie untersuchten, wie sich die Häufigkeit von Adiositas bei Kindern im Vorschulalter (4-5 Jahre) und bei Schülern zwischen 10 und 11 Jahren vor und 19 Monate nach der Einführung der SDIL entwickelte.

Rund 5000 Adipositas-Fälle verhindert

Die Ergebnisse zeigen bei Mädchen im Alter zwischen 10 und 11 Jahren eine Verringerung des relativen Risikos für Adipositas um 8 Prozent infolge der britischen SDIL. Das entspricht einer Prävention von 5.234 Fällen von Fettleibigkeit bei Mädchen allein in dieser Altersklasse, so die Studienautoren. Am stärksten war der Rückgang bei Mädchen, deren Schule in sozial schwächeren Regionen lag, zu verzeichnen. Bei ihnen sei das relative Risiko sogar um 9 Prozent gesunken, schreiben die Autoren. Bei 10- bis 11-jährigen Jungen sowie bei den Vorschulkindern fanden die Wissenschaftler dagegen keinen Zusammenhang zwischen der Einführung der Zuckersteuer auf Getränke und den Adipositasraten.

Es gibt mehrere Gründe, warum die Zuckersteuer nicht zu Veränderungen der Fettleibigkeit bei den jüngeren Kindern geführt hat, räumen die Wissenschaftler ein. Sehr kleine Kinder würden weniger zuckergesüßte Getränke konsumieren als ältere Kinder, so dass die Softdrink-Steuer einen geringeren Effekt gehabt hätte. Außerdem würden Fruchtsäfte, die genauso viel Zucker enthalten nicht extra besteuert. Unklar bleibt den Studienautoren zufolge jedoch, warum die Zuckersteuer die Adipositasprävalenz bei Mädchen und Jungen offenbar unterschiedlich beeinflusst, zumal Jungen zuckerhaltige Getränken öfter konsumieren.

Dennoch deuten die Studienergebnisse insgesamt darauf hin, dass die Besteuerung von gezuckerten Softdrinks in Großbritannien einen positiven gesundheitlichen Effekt hatte und zwar in Form einer niedrigeren Adipositasrate bei 10- bis 11-jährigen Mädchen. Es seien aber weitere Strategien erforderlich, um die Adiposi­tas­prävalenz im Grundschulalter insgesamt zu senken, speziell bei älteren Jungen und jüngeren Kindern, so die Wissenschaftler der Universität Cambridge.