Bluttransfusion: Assoziation zwischen Hirnblutungsrisiko bei Spender und Empfänger

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

In Schweden und Dänemark hat man mehr als 1 Million Empfänger von Blutspenden nachverfolgt und gefragt, ob Hirnblutungen unter den Spendern mit einem erhöhten Risiko auch für die Empfänger assoziiert sind. Tatsächlich war das Risiko für jene Empfänger mehr als verdoppelt, deren Spender jeweils mehrere Hirnblutungen entwickelt hatten.

Hintergrund

Die zerebrale Amyloidangiopathie (CAA) führt zu Veränderungen der Gefäßwände und kann dadurch Hirnblutungen begünstigen. Einige jüngere Berichte legen nahe, dass die, durch Ablagerungen von Amyloid ß gekennzeichnete, Krankheit übertragbar sein könnte. Schließlich wurden mehrere Fälle erfasst, bei denen zuvor eine parenterale Injektion mit kontaminiertem Hypophysenhormon aus menschlichen Kadavern erfolgt war.

Design

Explorative, retrospektive Kohortenstudie mit 759.858 Patienten aus Dänemark und 329.512 Patienten aus Dänemark, die gemäß der Register in diesen Ländern zwischen den Jahren 1970 und 2017 eine Transfusion roter Blutzellen erhalten hatten. Gefragt wurde nach der Häufigkeit intrazerebraler Blutungen unter jenen Empfängern, deren Spender eine einzige intrazerebrale Blutung entwickelt hatten, oder mehrere, oder gar keine.

Ergebnisse

  • Nach einer medianen Nachverfolgungszeit von 5,8 Jahren hatten Empfänger, deren Spender multiple intrazerebrale Blutungen entwickelt hatten, ein signifikant größeres Risiko spontaner Hirnblutungen, als Empfänger, deren Spender keine intrazerebralen Blutungen entwickelt hatten. Die Zahlen für die beiden Kohorten (adjustiertes Chancenverhältnis aHR, 95%-Konfidenzintervall, P):
    • Schweden: 2,73; 1,72 – 4,35; P < 0,001
    • Dänemark: 2,32; 1,04 – 5,19; P = 0,04.
  • Empfänger, deren Spender eine einzige intrazerebrale Blutung hatten, erkrankten nicht signifikant häufiger (ahR in beiden Kohorten 1,06).
  • Als negative Kontrolle hatten die Forscher auch den möglichen Zusammenhang mit einem ischämischen Schlaganfall zwischen Empfängern und Spendern verglichen. Hierbei gab es jedoch keine Auffälligkeiten.

Klinische Bedeutung

„Sollten wir besorgt sein?“ fragt in einem begleitenden Editorial Steven M. Greenberg (Harvard Medical School, Boston) angesichts der Möglichkeit, dass Amyloid ß durch Bluttransfusionen übertragen und damit die Wahrscheinlichkeit von Hirnblutungen erhöht werden könnte. Dagegen spricht der meist jahrzehntelange Verlauf bei Amyloid-assoziierten Krankheiten, ob übertragbar, genetisch oder spontan. Die Autoren der aktuellen Studien sind ebenfalls zurückhaltend, denn sie schreiben: „Dies könnte nahelegen, dass eine Assoziation zwischen einem, durch Transfusion übertragbaren Agens und einigen Arten spontaner intrazerebraler Blutungen besteht, obwohl dieses Ergebnis möglicherweise für eine Verzerrung durch Selektion… anfällig sein könnte … und weitere Forschungen nötig sind.“

Finanzierung: Förderung einzelner Wissenschaftler durch das Karolinska Institut, den Schwedischen Forschungsrat und die Region Stockholm.