Blutdruck-Trajektorien junger Erwachsener sind prädiktiv für Veränderungen der Hirnstruktur
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Ein erhöhter oder graduell ansteigender Blutdruck im frühen Erwachsenenalter war in einer US-Studie mit reduzierter „Hirngesundheit“ im mittleren Alter assoziiert.
Hintergrund
Ein erhöhter Blutdruck im mittleren Lebensabschnitt gilt als wichtiger Risikofaktor, der die Struktur und Funktion des Gehirns beeinflusst. Noch ist allerdings nur wenig darüber bekannt, inwiefern unterschiedliche Verläufe des Blutdrucks das Risiko modulieren.
Design
Langzeit-Kohortenstudie mit 853 Teilnehmern (Durchschnittsalter 50,3 Jahre; 58,5 % weiße und 41,5 % schwarze US-Amerikaner) der „Coronary Artery Risk Development in Young Adults“-Studie. Sie waren im Laufe von 30 Jahren jeweils 8-mal untersucht worden, und hatten zum Abschluss eine Kernspinresonanztomographie erhalten. Ermittelt wurde der mittlere arterielle Blutdruck (MAP) und die Assoziation der daraus abgeleiteten Trajektorien mit Parametern der Hirnstruktur wie Gesamtmasse, grauer Substanz, zerebralem Blutfluss, und Auffälligkeiten der weißen Substanz.
Ergebnisse
- Zwischen den Teilnehmern wurden mehrere MAP-Trajektorien unterschieden (Durchschnittswerte der ersten 25 Jahre und Prozentsatz aller Teilnehmer):
- niedrig und stabil (74,2; 21,1 %),
- moderat-graduell (82,6; 43,5 %),
- moderat-ansteigend (90,9; 8 %),
- erhöht und stabil (90,8; 23,1 %),
- erhöht-ansteigend (101,3; 4,3 %).
- Im Vergleich zu Gruppe 1 hatten Individuen mit ansteigendem Blutdruck (Gruppen 3 und 5) eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein abnormales Volumen der weißen Substanz (ß 0,52 bzw. 0,57).
- Studienteilnehmer in Gruppe 5 hatten zudem nach Adjustierung für soziodemographische und kardiovaskuläre Risikofaktoren einen niedrigeren Blutfluss in der grauen Substanz (ß – 0,42). Nach einer weiteren Adjustierung für den Gebrauch von Antihypertensiva bestand die Assoziation mit einem abnormalen Volumen der weißen Substanz fort; die Signifikanz für einen niedrigeren Blutfluss in der grauen Substanz ging aber verloren.
Klinische Bedeutung
Unterschiedliche Blutdrucktrajektorien sind mit mehr oder weniger ausgeprägten Veränderungen der Hirnstruktur assoziiert. Bei steigendem Blutdruck seien Interventionen möglicherweise bereits im frühen Erwachsenenalter angezeigt, schreiben die Autoren. Eine mögliche Verzerrung der Ergebnisse bzw. eine unklare Relevanz für deutsche Verhältnisse ergibt sich aus der Zusammensetzung der Studienpopulation, da der Anteil schwarzer Teilnehmer mit 41,5 % relativ hoch war, und diese bekanntlich deutlich häufiger an einer Hypertonie erkranken als Weiße.
Finanzierung: National Heart, Lung, and Blood Institute.
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