BKK-Auswertung: Regionale Unterschiede in der Antibiotikaverordnung

  • Andrea Hertlein
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaft

In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren weniger Antibiotika verordnet. Dies teilte jüngst der Landesverband Nordwest der Betriebskrankenkassen (BKK) nach Auswertung der Daten von neun Millionen Versicherten mit. Dennoch gebe es weiterhin große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.

Spitzenreiter Bremen

Nach dem aktuellen Bericht des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) ist der Antibiotikaverbrauch in Deutschland von 2013 bis 2017 um 13 Prozent gesunken. Allerdings, so stellt der BKK-Verband fest, liegen große regionale Unterschiede vor. Sichtbar wird dies am Beispiel „Harnwegsinfekt“ im vierten Quartal 2017: Während im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW etwa jeder Dritte (39%) und in Bremen sogar fast jeder Zweite (45%) bei einem Harnwegsinfekt ein Antibiotikum erhalten hat, ist es in Hessen nur jeder Fünfte (23%). Auch Berlin liegt mit 31% unter dem Bundesdurchschnitt, während die Ärzte in den benachbarten Bundesländern Mecklenburg-Vorpommern (42%) und Sachsen-Anhalt (41%) deutlich mehr Antibiotika verschrieben haben.

Ob getestet wird, hängt vom Bundesland ab

Wichtiger als der absolute Rückgang der Antibiotikaverschreibungen sei es aber, die richtigen Antibiotika auch richtig einzusetzen, so Professor Gerd Glaeske, Pharmakologe der Universität Bremen. Hier könne ein Antibiogramm helfen. Doch ob vor Gabe eines Antibiotikums eine Testung erfolgt, ist laut BKK-Auswertung ebenfalls von Region zu Region unterschiedlich. In Berlin sowie Sachsen-Anhalt wird bei einem Harnwegsinfekt bei rund jedem zehnten Patienten ein Antibiogramm angefertigt. Während in Hamburg bei 4,4 Prozent der Patienten ein Antibiogramm durchgeführt wird, wird das Verfahren im Saarland kaum angewandt; dort erhält nur jeder 100. Patient ein Antibiogramm. Schleswig-Holstein liegt mit 4,9 etwas über, Mecklenburg-Vorpommern mit 4,7 leicht unter dem Bundesdurchschnitt von 4,8%.

Angesichts der medizinisch nicht erklärbaren Verordnungsunterschiede brauchen wir mehr Diskussion über regionale Erfolgsrezepte innerhalb der Ärzteschaft“, betont Dirk Janssen, stellvertretender Vorstand des BKK-Landesverbandes Nordwest. Der Verband setzt sich für den rationalen Einsatz von Antibiotika und die Durchführung der in medizinischen Leitlinien empfohlenen Testverfahren ein.