Bis 2050 weltweit mehr als doppelt so viele Diabetes-Erkrankte

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Weltweit ist die Inzidenz von Diabetes mellitus drastisch gestiegen. Bis zum Jahr 2050 wird mit einem Anstieg von heute 529 Millionen Erkrankten auf 1,3 Milliarden gerechnet. Das geht aus einer Analyse im Rahmen der Global Burden of Disease Study für Diabetes hervor, die jüngst in The Lancet erschienen ist. Betroffen werden vor allem Länder mit niedrigem Einkommen sein.

Diabetes ist schon jetzt weltweit eine der häufigsten Ursachen für Tod und Behinderung und betrifft Menschen unabhängig von Land, Altersgruppe oder Geschlecht. Ein internationales Forschungsteam vom Institute of Health Metrics and Evaluation der Universität Washington gab Schätzungen zu Diabetesprävalenz und -belastung in 204 Ländern und Territorien von 1990 bis 2021 ab. Analysiert wurden Daten zur Diabetes-Inzidenz, zur allgemeinen und der Diabetes-bedingten Sterblichkeit sowie zu den „disability-adjusted life-years“ (DALYs), und zwar für 25 Altersgruppen sowie für jedes Geschlecht einzeln als auch kombiniert.

Spitzenreiter Nordafrika, Naher Osten und Ozeanien

Den Studienergebnissen zufolge lebten im Jahr 2021 weltweit 529 Millionen Menschen mit Diabetes. Demnach betrug die Gesamtprävalenz von Diabetes 6,1 Prozent der Bevölkerung. Die höchsten altersstandardisierten Raten wurden in Nordafrika und dem Nahen Osten mit 9,3 Prozent sowie in Ozeanien mit 12,3 Prozent beobachtet. Auf nationaler Ebene wies Katar mit 76,1 Prozent bei Personen im Alter von 75 bis 79 Jahren die weltweit höchste altersspezifische Prävalenz von Diabetes auf. 96 Prozent der aktuell Betroffenen leiden laut Studienergebnissen an Typ-2-Diabetes.

Hoher BMI ist Hauptrisikofaktor

Ein hoher Body-Mass-Index (BMI) ist dabei der größte Risikofaktor. Er machte der Studie zufolge 2021 rund 52 Prozent der Diabeteserkrankungen und -mortalität aus. Dies gelte insbesondere für ältere Erwachsene. Der Beitrag eines hohen BMI zu den Typ-2-Diabetes-DALYs stieg laut Studienergebnissen zwischen 1990 und 2021 weltweit um 24,3 Prozent.

Gründe für die rasante Zunahme sind laut Liane Ong, Hauptautorin der Studie, veränderte Essgewohnheiten. In den vergangenen 30 Jahren seien viele Länder von einer traditionellen Ernährung mit viel Obst und Gemüse zum zunehmenden Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln übergegangen. Aber auch Tabak- und Alkoholkonsum sowie geringe körperliche Aktivitäten erhöhen das Risiko an Typ2-Diabetes zu erkranken.

Zunahme um mehr als die Hälfte

In allen Ländern der Welt werde die Diabetesrate in den nächsten 30 Jahren ansteigen, wenn keine Maßnahmen dagegen getroffen würden, schreiben die Wissenschaftler. Den Hochrechnungen zufolge werden im Jahr 2050 dann weltweit 1,3 Milliarden Menschen an Diabetes erkrankt sein. Das sind mehr als doppelt so viele Betroffene wie noch 2021, wobei die erwartete Prävalenzrate für Diabetes in zwei Regionen über 10 Prozent liegt, und zwar 16,8 Prozent in Nordafrika und dem Nahen Osten und 11,3 Prozent in Lateinamerika und der Karibik. Dabei werden drei von vier Erwachsenen mit Diabetes aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen stammen.

Gefährdete Gruppen stärker berücksichtigen

Typ-2-Diabetes, der den Großteil der Diabetesfälle ausmacht, ist weitgehend vermeidbar und in einigen Fällen potenziell reversibel, wenn er früh im Krankheitsverlauf erkannt und behandelt wird“, schreiben die Studienautoren. Die Verhütung und Kontrolle von Typ-2-Diabetes bleibe daher eine ständige Herausforderung. Es sei von entscheidender Bedeutung, die Unterschiede in den Risikofaktorprofilen und der Diabetesbelastung in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen besser zu verstehen, um Strategien zur erfolgreichen Kontrolle der Diabetes-Risikofaktoren zu entwickeln.