Bessere Diagnose der Bipolaren Störung korreliert bei Jungs mit niedrigerer Suizid-Rate

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Ungleichheiten bei der regionalen Versorgung Heranwachsender mit einer Bipolaren Störung korrelieren bei männlichen Patienten mit der Suizidrate. Je öfter / früher die Diagnose erfolgte, umso niedriger war die Suizidrate. Dies war unabhängig von der medikamentösen Versorgung mit Lithium, wie auch der Art der psychiatrischen Versorgung.

Hintergrund

Menschen mit bipolarer Störung haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein deutlich höheres Risiko für suizidales Verhalten. Etwa jeder 7. nimmt sich das Leben. Obwohl die Krankheit sich meist schon zwischen 12 und 25 Jahren manifestiert, ist die Assoziation zwischen einer frühen Diagnose und dem Management der Krankheit mit der Selbstmordrate bei Heranwachsenden aber unbekannt, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.

Design

Querschnittsstudie in Schweden zur Evaluation der regionalen Assoziationen zwischen der Suizidalität Heranwachsender und der Häufigkeit von Diagnosen einer Bipolaren Störung bei Personen zwischen 15 und 19 Jahren im Zeitraum von 2008 bis 2021. Die Forscher verfügten dabei über Daten zu 585 Suiziden, der Häufigkeit von Diagnosen in den 21 untersuchten Regionen des Landes, von Zahl und Anteil der Aufenthalte der Patienten in ambulanten und stationären psychiatrischen Einrichtungen, sowie der Verschreibung von Lithium als Indikator für die Versorgung.

Ergebnisse

  • Weibliche Heranwachsende wurde gegenüber männlichen fast 3-mal so häufig mit einer bipolaren Störung diagnostiziert. Die durchschnittlichen Raten betrugen 149,0 bzw. 55,3 / 100000 Einwohner.
  • Die Prävalenzraten variierten regional gegenüber dem nationalen Durchschnitt bei den jungen Frauen um einen Faktor von 0,46 – 2,61, und bei den jungen Männern von 0,00 – 1,82.
  • Die Diagnose einer Bipolaren Störung zeigte eine inverse Assoziation mit den Suiziden bei den männlichen Jugendlichen (ß = - 0,00429; P = 0,03) und war unabhängig sowohl von den Lithium-Verschreibungen als auch davon, ob die psychiatrische Versorgung ambulant oder stationär erfolgt war. Diese Assoziation bestätigte sich auch in einem 2. statistischen Modell und hatte Bestand auch nach einer Adjustierung für die jährlichen regionalen Diagnoseraten von Depressionen und Schizophrenie.
  • Der Unterschied zwischen Regionen mit der höchsten und der niedrigsten Suizidrate betrug bei den Jungen 4,7 Prozentpunkte.
  • Bei den Frauen fand sich keine Assoziation zwischen vollzogenen Suiziden und der regionalen Diagnoserate.

Klinische Bedeutung

Bei männlichen Heranwachsenden mit einer Bipolaren Störung ist die Suizidrate umso höher, je seltener / später die Krankheit diagnostiziert wird. Ob diese, in Schweden Anhand regionaler Unterschiede festgestellte Assoziation auf der Wirksamkeit der Behandlung oder der frühen Diagnose / Management oder anderen Faktoren beruht, ist unklar. Auch dafür, dass die Assoziation bei weiblichen Heranwachsenden nicht gefunden wurde, liefern die Forscher keine Erklärung.

Finanzierung: Teilweise durch den Schwedischen Forschungsrat.