Beschleunigte Kognitionsverluste bei hohem Konsum „geschönter“ Lebensmittel

Der Konsum sogenannter ultrahoch verarbeiteter Nahrungsmittel wurde in zahlreichen Studien mit einem erhöhten Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen, dem metabolischen Syndrom, und Übergewicht in Verbindung gebracht. Über eine mögliche Assoziation mit nachlassenden geistigen Fähigkeiten sei hingegen wenig bekannt, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.

Design

Auswertung der Brasilianischen Langzeitstudie zur Erwachsenengesundheit (ELSA-Brasil), einer multizentrischen Kohortenstudie mit Beamten im Alter zwischen 35 und 74 Jahren aus 6 brasilianischen Städten. Unter den 10775 Teilnehmern wurde der individuelle Konsum an mehr oder weniger stark verarbeiteten Lebensmitteln gemäß der Klassifizierung nach Nova per Fragebogen erhoben. Daraus berechnet und aufgeteilt in Quartile wurde der Anteil „ultrahoch“ verarbeiteter Nahrung an der gesamten Energieaufnahme. Dies wurde den kognitiven Leistungen der Studienteilnehmer bei der Erinnerung von Worten, Sprachverständnis und beim Verbinden zufällig verteilter aufsteigender Zahlen (Trail-Making Test) gegenüber gestellt. Zu den ultrahoch prozessierten Lebensmittel zählten solche mit Zuckern, Ölen, Salzen usw., die aus natürlichen Lebensmitteln extrahiert und verarbeitet wurden, und denen darüber hinaus Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Emulgatoren und ähnliche Substanzen hinzugefügt wurden, die „unerwünschte Qualitäten des Produktes verschleiern sollen.“

Ergebnisse

• Die Teilnehmer waren im Durchschnitt 51,6 Jahre alt, zu 54,6 % weiblich, zu 53,1 % Weiße, und 56,6 % hatten mindestens einen höheren Abschluss.
• Während der median 8 Jahre langen Nachverfolgungszeit war der kognitive Verfall bei Individuen oberhalb des ersten Quartils 28 % schneller als bei jenen im 1. Quartil. Der ß-Wert betrug – 0,004 (95%-Konfidenzintervall – 0,006 bis – 0,001; P = 0,003).
• Die Leistung bei den Exekutivfunktionen ging ebenfalls bei der höheren Quartilen schneller zurück – und zwar um 25 % im Vergleich zum 1. Quartil (ß = 0,003; 95%-KI – 0,005 bis 0,000; P = 0,01).

Klinische Bedeutung

Im Gegensatz zu Interventionsstudien kann eine Beobachtungsstudie keine Kausalität beweisen, auch wenn hier für soziodemographische, klinische, und Lebensstil-Variablen adjustiert wurde. Die beteiligten Forscher sprechen dennoch davon, dass die nachgewiesene Assoziation aktuelle Empfehlungen unterstütze, ultrahoch prozessierte Lebensmittel wegen ihrer potenziell schädlichen Auswirkungen auf die Kognition zu limitieren.

Finanzierung: Brasilianisches Gesundheitsministerium, Brasilianisches Ministerium für Wissenschaft, Technologie und Innovation, Nationalrat für Wissenschaft und Technologie-Entwicklung.