Beobachtungsstudie mit 16000 Patienten zu Alteplase bei endovaskulärer Thrombektomie vorgelegt
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Kernbotschaften
Eine Beobachtungsstudie in den USA hat das Schicksal von annähernd 16000 Schlaganfallpatienten verfolgt, die zwischen 2019 und 2020 in einer von 555 Kliniken eine endovaskuläre Thrombektomie erhielten. Jene, die vor oder während der Prozedur Alteplase i.v. bekamen, hatten zwar ein um 1,2 Prozentpunkte höheres Risiko für intrakranielle Blutungen, jedoch war die Sterberate um 2,6 Prozentpunkte niedriger als ohne Alteplase, und der Anteil von Patienten mit geringen Behinderungen 28,5 % gegenüber 20,7 %.
Hintergrund
Trotz mehrerer randomisierter klinischer Studien ist die Wirksamkeit und Sicherheit der intravenösen Gabe von Alteplase vor oder gleichzeitig mit einer endovaskulären Thrombektomie (EVT) unklar. Dies könnte an der zu kleinen Zahl von Patienten gelegen haben, die es verunmöglichte, seltenere Outcomes einschließlich symptomatischer intrakranieller Blutungen zu analysieren.
Design
Beobachtungsstudie mit einer Kohorte von 15832 Patienten im medianen Alter von 72,0 Jahren, die zwischen Februar 2019 und Juni 2020 in einem von 555 US-Hospitälern nach einen ischämischen Schlaganfall binnen 6 Stunden eine EVT erhalten hatten. Annähernd 2/3 von ihnen hatten im Rahmen der Prozedur Alteplase i.v. erhalten, das andere Drittel nicht.
Ergebnisse
- Die mit Alteplase behandelten Patienten waren im Allgemeinen jünger, schneller mit Krankenwagen in der Klinik, hatten weniger Komorbiditäten wie Vorhofflimmern, Bluthochdruck und Diabetes, aber ähnliche Schweregrade der Schlaganfälle (gemäß National Institutes of Health Stroke Severity-Werten).
- Die Sterberate mit Alteplase betrug 11,3 gegenüber 13,9 % ohne. Das adjustierte Chancenverhältnis aOR betrug 0,83; das war bei einem 95%-Konfidenzintervall von 0,77 – 0,89 ein statistisch signifikanter Unterschied (P < 0,001).
- Patienten unter Alteplase behielten weniger schwere Behinderungen zurück. 28,5 % von ihnen hatten einen Wert von 2 oder weniger auf der modifizierten Rankin-Skala, ohne Alteplase erreichten dies 20,7 % der Patienten (aOR 1,36; 95%-KI 1,28 – 1,45; P < 0,001).
- Auch bei der Reperfusion zeigte sich ein signifikanter Unterschied zugunsten der Gabe von Alteplase: Einen Grad 2b oder größer auf der Skala „modified Thrombolysis in Cerebral Infarction“ erreichten 90,9 versus 88,0 % (aOR 1,39; 95%-KI 1,28 – 1,50; P < 0,001).
- Das Risiko symptomatischer intrakranieller Blutungen war mit Alteplase höher (6,5 %) als ohne (5,3 %). Das Chancenverhältnis betrug hier 1,28 (95%-KI 1,16 – 1,42), was ebenfalls einen signifikanten Unterschied darstellte (P < 0,001).
Klinische Bedeutung
Im Gegensatz zu den randomisierten Studien zuvor waren die Patienten-Charakteristika in dieser sehr großen Beobachtungsstudie nicht ausgewogen. Trotz der Selektion eher jüngerer und fitterer Patienten ergab sich mit Alteplase ein um ca. 25 % höheres Risiko für intrakranielle Blutungen, der Grad bleibender Behinderungen ist jedoch ebenso wie das Sterberisiko eindeutig verringert.
Finanzierung: American Heart Association/American Stroke Association, Novartis, Boehringer Ingelheim and Eli Lilly Diabetes Alliance, Novo Nordisk, Sanofi, AstraZeneca, Bayer, Tylenol und Alexion Pharmaceuticals.
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