Australische Registerdaten verbessern Prognose nach frühen posttraumatischen Krampfanfällen
- Michael Simm
- Studien – kurz & knapp
Die populationsbasierte Erfassung von Schädelhirntraumata im australischen Bundesstaat Victoria erhellt den Zusammenhang zwischen frühen posttraumatischen Krampfanfällen, Morbidität und Mortalität. Letztere war mehr als verdoppelt; das Risiko für eine posttraumatische Epilepsie annähernd verdreifacht.
Hintergrund
Patienten, die ein Schädelhirntrauma erleiden, haben ein erhöhtes Risiko für frühe, posttraumatische Krampfanfälle (EPS). deren prognostische Bedeutung ist noch unzureichend untersucht.
Design
Evaluation der Risikofaktoren für EPS, die damit verbundenen Morbidität und Mortalität, sowie den Beitrag zu einer posttraumatischen Epilepsie (PTE) anhand Registerdaten des australischen Bundesstaates Victoria zu erwachsenen Personen, die zwischen 2005 und 2019 eine moderate bis schwere traumatische Hirnverletzung erlitten und 2 Jahre lang nachverfolgt wurden.
Ergebnisse
- Bei einer Opt-Out-Rate des Registers von lediglich 0,5 % wurden unter den 6,5 Millionen Einwohnern Victorias 15152 Patienten identifiziert. Sie waren median 60 Jahre alt und zu 69 % männlich. Darunter wurden bei 416 Individuen (2,7 %) EPS diagnostiziert, einschließlich 27 Personen (0,2 %) mit einem Status epilepticus.
- Als Risikofaktoren für EPS erwiesen sich in der Multivariablen-Analyse: Jüngeres Alter, ein höherer Komorbiditätsindex nach Charlson, TBI durch Stürze mit niedriger Fallhöhe, Subdural- und Subarachnoidal-Blutungen, sowie zunehmende Schwere der körperlichen- und Kopfverletzungen (erfasst mit Abbreviated Injury Scale und Glasgow Coma Score).
- Nach der Adjustierung für mögliche Verzerrungen waren EPS assoziiert mit einer Einweisung in die Intensivstation und der Dauer des dortigen Aufenthaltes, Beatmungspflicht und deren Dauer, Länge des Klinikaufenthaltes und Entlassung zur Reha in nicht-häuslicher Umgebung – allerdings nicht mit der Mortalität im Krankenhaus.
- Patienten, die EPS erlitten, hatten nach Adjustierung schlechtere Outcomes für (Relatives Risiko RR; 95%-Konfidenzinzintervall; P-Wert):
- Mortalität: 2,14; 1,32 – 3,46; 0,002
- Entwicklung einer PTE: 2,91; 2,22 – 3,81; P < 0,001
- Gebrauch antiepileptischer Arzneien: 2,44; 1,98 – 3,02; P < 0,001
Klinische Bedeutung
Die auf Ebene eines Bundesstaates erfolgte, fast lückenlose, Dokumentation einer großen Zahl von Patienten mit moderaten bis schweren Schädel-Hirn-Traumata über 2 Jahre hinweg erlaubt eine Quantifizierung der Folgen früher posttraumatischer Krampfanfälle bei mutmaßlich exzellenter Versorgung. Die Autoren haben daraus ein Vorhersagemodell mit einem ROC-Wert von 0,72 entwickelt, dessen Sensitivität und Spezifität bei beachtlichen 66 % bzw. 73 % Prozent liegen.
Finanzierung des Registers: Department of Health, State Government of Victoria, Transport Accident Commission.
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