Atezolizumab verlängert das Überleben beim fortgeschrittenen Urothelkarzinom

  • Ben Gallarda
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

Beim fortgeschrittenen Urothelkarzinom konnte der Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab das progressionsfreie und das Gesamtüberleben Überleben verlängern, wenn er zusätzlich zu einer Platin-basierten Chemotherapie verabreicht wurde. In der Monotherapie betrug das mediane Gesamtüberleben 15,7 Monate.

Hintergrund

Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom haben auf eine Therapie mit dem Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab teilweise über längere Zeit angesprochen. Ein Vergleich mit den bisher üblichen Chemotherapien schien deshalb wünschenswert.

Design

An der Studie der Phase 3 „IMVigor130“ haben in 35 Ländern 1213, zuvor unbehandelte Patienten ab 18 Jahren mit einem örtlich fortgeschrittenen oder metastasierten Urothelkarzinom teilgenommen. Sie wurden auf 3 Gruppen randomisiert: Atezolizumab plus eine Platin-basierte Chemotherapie (Gruppe A), Atezolizumab als Monotherapie (Gruppe B) sowie Placebo plus eine Platin-basierte Chemotherapie (Gruppe C). Die Chemotherapie bestand aus Zyklen von 21 Tagen, wobei jeweils an Tag 1 Gemcitabin plus Carboplatin bzw. Cisplatin verabreicht wurde, und an Tag 8 wieder Gemcitabin. Atezolizumab wurde jeweils an Tag 1 eines Zyklus i.v. in einer Dosierung von 1200 mg verabreicht. Verglichen werden sollte das progressionsfreie Überleben der Gruppe A gegenüber C. Nur wenn hier ein positives Signal gefunden würde, sollte auch das Gesamtüberleben der Gruppe B gegenüber C getestet werden. Die mediane Nachverfolgungszeit betrug 11,8 Monate.

Ergebnisse

  • Die finale Analyse des progressionsfreien Überlebens betrug 8,2 Monate in Gruppe A und 6,3 Monate in Gruppe C. Das Chancenverhältnis HR hatte einen Wert von 0,82 und ein 95%-Konfidenzintervall von 0,70 – 0,96 (p = 0,007).
  • Die Interimsanalyse des medianen Gesamtüberlebens in Gruppe A ergab 16 Monate gegenüber 13,4 Monate in Gruppe C. (HR 0,83; 95%-KI 0,69 – 1,00; p = 0,027).
  • In der (zeitlich später erfolgten) Interimsanalyse für die Gruppe B war das mediane Gesamtüberleben 15,7 Monate gegenüber 13,1 Monaten in Gruppe C (HR 1,02; 95% 0,83 – 1,24). Ein Blick auf die Überlebenskurve zeigt, dass die Patienten unter einer Chemotherapie ca. 11 Monate lang höhere Überlebenschancen hatten. Dann drehte sich das Verhältnis um, bis nach etwa 20 Monaten die Überlebenskurven für die ca. 100 verbleibenden Patienten in beiden Gruppen sich wieder anglichen.
  • Nebenwirkungen, die zum Absetzen einer Medikation führten, erlitten jeweils 34 % der Patienten in den beiden Chemotherapie-Gruppen gegenüber 6 % unter der Monotherapie mit Atezolizumab. In Gruppe A wurde bei 11 % Atezolizumab wegen Nebenwirkungen abgesetzt, in Gruppe B bei 6 %, und in Gruppe C wurde das Placebo bei 7 % wegen Nebenwirkungen abgesetzt.

Klinische Bedeutung

Nachdem einige nicht-randomisierte Studien bereits Hinweise auf die Wirksamkeit von Atezolizumab alleine oder in Kombination mit einer Chemotherapie in dieser Indikation erbracht hatten, ist dies nach Wissen der Kommentatoren Bernadett Szabados und Thomas Powles (Barts Cancer Centre, London) der erste Bericht aus einer der mindestens 6 laufenden randomisierten Studien. Sie urteilen: „Die positiven Resultate beim progressionsfreien Überleben unterstreichen die Wirksamkeit von Atezolizumab beim fortgeschrittenen Urothelkarzinom und setzen einen Maßstab, den andere Medikamente übertreffen müssen.“

Finanzierung: F Hoffmann-La Roche und Genentech.