ASCO 2020 – Bietet lokoregionäre Therapie wirklich einen Nutzen beim Brustkrebs im De-novo-Stadium IV?


  • Daniela Ovadia — Agenzia Zoe
  • Oncology Conference reports
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Erkenntnis

  • Frühe lokoregionäre Therapie (LRT; z.B. Operation und/oder Bestrahlung) verbessert nicht das Überleben bei Patienten mit de-novo metastasiertem Brustkrebs und einem intakten Primärtumor (IPT).
  • Trotz eines 2,5-fach höheren Risikos für lokale Krankheitsprogression ohne LRT führte die Therapie nicht zu einer verbesserten QoL.
  • LRT kann erwogen werden, wenn eine systemische Erkrankung durch systemische Therapie gut kontrolliert wird, jedoch die primäre Lokalisation progredient ist.

Warum das wichtig ist

  • Etwa 6% (10%-20% in Ländern mit begrenzten Ressourcen) der Patienten mit neu diagnostiziertem Brustkrebs werden mit einer Erkrankung im Stadium IV und einem IPT vorstellig.
  • Basierend auf retrospektiven Studien verbessert LRT bei Patienten mit IPT vermutlich das Überleben.
    • Den aktuellen Autoren zufolge unterliegen diese Studien jedoch einem Bias: Frauen, die sich einer Operation unterzogen, waren jünger und hatten kleinere Tumoren, häufiger eine ER+ Erkrankung, und eine geringere Metastasenlast.

Studiendesign

  • Patienten mit einer Erkrankung im Stadium IV und einem IPT wurden in einer Phase 3-Studie erfasst und basierend auf Patienten- und Tumormerkmalen mit einer optimalen systemischen Therapie (OST) behandelt.
  • Patienten, die während 4-8 Monate OST nicht progredient waren, wurden randomisiert LRT oder keiner LRT zugeteilt.
  • 390 Patienten waren eingeschlossen.
    • 256 geeignete Patienten wurden randomisiert entweder einer fortgesetzten OST allein (n=131) oder OST+LRT (n=125) zugewiesen.
  • Der primäre Endpunkt war das OS, mit lokoregionärer Krankheitskontrolle als sekundärem Endpunkt.
  • Finanzierung: NIH.

Wesentliche Ergebnisse

  • Nach einem mittleren Follow-up von 59 (Intervall 0-91) Monaten gab es 121 Todesfälle und 43 lokoregionäre Progressionsereignisse.
  • Kein signifikanter Unterschied in der OS-Rate nach 3 Jahren:
    • 68,4% unter OST+LRT vs. 67,9% unter OST allein; 
    • Stratifizierter log-rank P=0,63. 
  • Kein Unterschied im PFS (P=0,40).
  • Die lokoregionäre Rezidiv-/Progressionsrate war nach 3 Jahren signifikant höher in der Gruppe unter alleiniger OST: 25,6% vs. 10,2% unter OST+LRT (P=0,003).
  • Die gesundheitsbezogene QoL, die mit dem FACT-B Trial Outcome-Index gemessen wurde, war 18 Monate nach der Randomisierung signifikant schlechter in der OST+LRT-Guppe als in der Gruppe unter alleiniger OST.
    • Jedoch wurde kein Unterschied nach 6 Monaten (74% abgeschlossen) oder 30 Monaten (56% abgeschlossen) beobachtet.
  • Daten aus der laufenden japanischen Studie JCOG 1017 mit einem ähnlichen Design werden voraussichtlich die Ergebnisse bestätigen.

Einschränkungen

  • Die Ergebnisse wurden ohne Peer Review bei einer Tagung präsentiert.

Expertenkommentar

  • “Auch wenn lokoregionäre Therapie die Lebensqualität und das Überleben nicht verbessert, werden 20% der Patienten irgendwann eine palliative Operation benötigen," sagte Julia R. White, Radioonkologin an der Ohio State University. "Es gibt weitere Studien mit anderen Ergebnissen, vor allem die multizentrische Turkish Federation-Studie, die ein verbessertes Gesamtüberleben nach 5 Jahren zeigt, insbesondere bei Patienten mit solitären Knochenmetastasen."
  • "Laufende klinische Studien werden uns zeigen, ob es eine Subgruppe von Patienten gibt, die von einer Kombination aus LRT und systemischer Therapie profitieren können,” fügte sie hinzu.