Erkenntnis
- Frühe lokoregionäre Therapie (LRT; z.B. Operation und/oder Bestrahlung) verbessert nicht das Überleben bei Patienten mit de-novo metastasiertem Brustkrebs und einem intakten Primärtumor (IPT).
- Trotz eines 2,5-fach höheren Risikos für lokale Krankheitsprogression ohne LRT führte die Therapie nicht zu einer verbesserten QoL.
- LRT kann erwogen werden, wenn eine systemische Erkrankung durch systemische Therapie gut kontrolliert wird, jedoch die primäre Lokalisation progredient ist.
Warum das wichtig ist
- Etwa 6% (10%-20% in Ländern mit begrenzten Ressourcen) der Patienten mit neu diagnostiziertem Brustkrebs werden mit einer Erkrankung im Stadium IV und einem IPT vorstellig.
- Basierend auf retrospektiven Studien verbessert LRT bei Patienten mit IPT vermutlich das Überleben.
- Den aktuellen Autoren zufolge unterliegen diese Studien jedoch einem Bias: Frauen, die sich einer Operation unterzogen, waren jünger und hatten kleinere Tumoren, häufiger eine ER+ Erkrankung, und eine geringere Metastasenlast.
Studiendesign
- Patienten mit einer Erkrankung im Stadium IV und einem IPT wurden in einer Phase 3-Studie erfasst und basierend auf Patienten- und Tumormerkmalen mit einer optimalen systemischen Therapie (OST) behandelt.
- Patienten, die während 4-8 Monate OST nicht progredient waren, wurden randomisiert LRT oder keiner LRT zugeteilt.
- 390 Patienten waren eingeschlossen.
- 256 geeignete Patienten wurden randomisiert entweder einer fortgesetzten OST allein (n=131) oder OST+LRT (n=125) zugewiesen.
- Der primäre Endpunkt war das OS, mit lokoregionärer Krankheitskontrolle als sekundärem Endpunkt.
- Finanzierung: NIH.
Wesentliche Ergebnisse
- Nach einem mittleren Follow-up von 59 (Intervall 0-91) Monaten gab es 121 Todesfälle und 43 lokoregionäre Progressionsereignisse.
- Kein signifikanter Unterschied in der OS-Rate nach 3 Jahren:
- 68,4% unter OST+LRT vs. 67,9% unter OST allein;
- Stratifizierter log-rank P=0,63.
- Kein Unterschied im PFS (P=0,40).
- Die lokoregionäre Rezidiv-/Progressionsrate war nach 3 Jahren signifikant höher in der Gruppe unter alleiniger OST: 25,6% vs. 10,2% unter OST+LRT (P=0,003).
- Die gesundheitsbezogene QoL, die mit dem FACT-B Trial Outcome-Index gemessen wurde, war 18 Monate nach der Randomisierung signifikant schlechter in der OST+LRT-Guppe als in der Gruppe unter alleiniger OST.
- Jedoch wurde kein Unterschied nach 6 Monaten (74% abgeschlossen) oder 30 Monaten (56% abgeschlossen) beobachtet.
- Daten aus der laufenden japanischen Studie JCOG 1017 mit einem ähnlichen Design werden voraussichtlich die Ergebnisse bestätigen.
Einschränkungen
- Die Ergebnisse wurden ohne Peer Review bei einer Tagung präsentiert.
Expertenkommentar
- “Auch wenn lokoregionäre Therapie die Lebensqualität und das Überleben nicht verbessert, werden 20% der Patienten irgendwann eine palliative Operation benötigen," sagte Julia R. White, Radioonkologin an der Ohio State University. "Es gibt weitere Studien mit anderen Ergebnissen, vor allem die multizentrische Turkish Federation-Studie, die ein verbessertes Gesamtüberleben nach 5 Jahren zeigt, insbesondere bei Patienten mit solitären Knochenmetastasen."
- "Laufende klinische Studien werden uns zeigen, ob es eine Subgruppe von Patienten gibt, die von einer Kombination aus LRT und systemischer Therapie profitieren können,” fügte sie hinzu.
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