Aromatasehemmer-induzierte Arthralgie lässt sich mit Akupunktur effektiv behandeln

  • Dr. Nicola Siegmund-Schultze
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Das Aromatasehemmer-induzierte Arthralgiesyndrom (AIA) lässt sich mit Akupunktur der Akupunkturpunkte aus der traditionell-chinesischen Medizin wirksam therapieren. Die Effekte halten bei 12 Wochen Behandlung noch bis zu weitere 40 Wochen an. Dies ergibt eine große prospektiv randomisierte Studie mit Scheinakupunktur als Vergleich.

Hintergrund

Circa die Hälfte der Frauen, die zur Behandlung eines hormonrezeptorpositiven Mammakarzinoms Aromatasehemmer (AI) einnehmen, entwickeln Arthralgien. Die Gelenkschmerzen sind der häufigste Grund für einen Abbruch der AI-Therapie. Als Ursachen werden die Folgen des Östrogenmangels auf Nozizeption und Knorpelstoffwechsel vermutet. Strategien zur Behandlung dieser Nebenwirkungen sind wesentlich für eine effektive Kontrolle des Tumorwachstums durch Medikamente dieser Substanzklasse. Seit längerem wird dazu auch Akupunktur angewandt. Allerdings sind die Studien, die die Wirksamkeit der Akupunktur in dieser Indikation geprüft haben, methodisch heterogen, die Effektstärken teilweise gering und die Schmerzlinderung ist häufig nicht länger anhaltend (1, 2). In einer größeren, prospektiv randomisierten Studie im Forschungsprogramm des National Cancer Institute der USA ist nun erneut die Wirksamkeit der Akupunktur auf Gelenkschmerzen und deren Dauer untersucht worden (3).

Design

  • Studienform: prospektiv randomisierte Studie an 11 spezialisierten Zentren in den USA
  • Teilnehmerinnen: 226 Frauen mit frühem, hormonrezeptorpositivem Mammakarzinom unter AI-Behandlung im Alter von durchschnittlich 60,7 Jahren
  • Randomisierung: In drei Gruppen 2 : 1 : 1 mit
    • Verumakupunktur der traditionellen Akupunkturpunkte für 30-45 Minuten 2 Mal pro Woche für 6 Wochen gefolgt von 1 Mal pro Woche für weitere 6 Wochen,
    • Scheinakupunktur an anderen Körperstellen als den Akupunkturpunkten im selben Behandlungsschema und
    • keine Akupunktur mit Verbleib der Patientinnen auf einer Warteliste
  • Primärer Endpunkt: Schmerzmessung über die Brief Pain Inventory Form (BPI) mit Angaben zur Intensität des stärksten Schmerzes in den letzten 24 Stunden (BPI-WP; Skala: 0-10) über einen Zeitraum bis zu 52 Wochen

Hauptergebnisse

  • Die Schmerzintensität nach BPI betrug durchschnittlich 5,0 Punkte zu Beginn der Studie und auf der BPI-WP-Skale durchschnittlich 6,7 Punkte.
  • Die Schmerzintensität nahm in allen Gruppen ab.
  • Nach 52 Wochen lag die BPI in der Gruppe
    • mit Verumakupunktur noch um 1,5 Punkte unter dem Ausgangswert, nämlich bei durchschnittlich 3,5,
    • um 1 Punkt unter der Schmerzintensität der Gruppe mit Scheinakupunktur und um
    • 0,99 Punkte unter der der Gruppe auf der Warteliste (p = 0,01 und 0,03).
  • Die Unterschiede waren statistisch signifikant.

Klinische Bedeutung

Die häufig quälenden und potentiell therapielimitierenden Arthralgiebeschwerden unter Aromataseinhibitor-Behandlung sind praxisrelevant und nehmen einen Großteil des Gesprächs- und Beratungsaufwandes in der onkologischen Nachsorge ein (4). Akupunktur hat sich hier erneut als wirksam erwiesen; die Effekte können noch viele Woche nach Beendigung der Behandlung anhalten.

Finanzierung: öffentliche Mittel