ARDS: Nach mechanischer Beatmung bleiben bei Kindern offenbar kaum kognitive Defizite

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

Kinder im Alter von maximal 8 Jahren, die wegen akuten Lungenversagens mechanisch beatmet werden mussten, hatten später im Vergleich zu ihren Geschwistern einen geringfügig kleineren IQ, und sie schnitten auch bei 3 anderen kognitiven Parametern etwas schlechter ab. Die klinische Bedeutung sei aber unklar, schreiben die Autoren.

Hintergrund

Überträgt man US-amerikanische Schätzungen auf Deutschland, so müssen annähernd 5000 Kinder jährlich wegen akuten Lungenversagens mechanisch beatmet werden. Über die langfristigen Auswirkungen dieser Maßnahme auf die Kognition gibt es bisher jedoch kaum Daten.

Design

Prospektive Fall-Kontroll-Studie mit 121 Patienten im medianen Alter von 1 Jahr (55 % männlich), die an 31 US-amerikanischen pädiatrischen Intensivstationen einmalig für eine Dauer von median 5,5 Tagen mechanisch und invasiv beatmet werden mussten. Sie hatten vor der Beatmung normale kognitive Leistungen, und bei der Entlassung schlimmstenfalls eine moderate neurokognitive Dysfunktion. Ihnen gegenübergestellt wurde jeweils ein Geschwister (60 % weiblich) ohne Vorgeschichte einer Beatmung oder Vollnarkose. Während die Patienten in einem medianen Alter von 6,6 Jahren getestet wurden, waren es bei den Geschwistern 8,4 Jahre. Geprüft wurden der IQ (primäres Studienziel) sowie sekundär verschiedene Parameter für Aufmerksamkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit, Lernen und Gedächtnis etc.

Ergebnisse

  • Der durchschnittliche IQ der Patienten betrug 101,5 gegenüber 104,3 bei deren Geschwistern. Die mittlere Differenz von -2,8 hatte ein 95-Konfidenzintervall von – 5,4 bis – 0,2.
  • Bei den sekundären Studienzielen waren die Patienten signifikant im Nachteil bei:
    • nichtverbales Gedächtnis: Mittlere Differenz 0,9 (95%-KI – 1,6 bis – 0,3),
    • räumlich-visuelle Fähigkeiten: - 0,9 (95%-KI – 1,8 bis – 0,1),
    • fein-motorische Kontrolle: - 3,1 (95%-KI – 4,9 bis – 1,4).
  • Bei der Verarbeitungsgeschwindigkeit waren die Patienten hingegen deutlich schneller als ihre Geschwister (mittlere Differenz 4,4; 95%-KI 0,2 – 8,5).

Klinische Bedeutung

Die gefundenen Unterschiede waren statistisch signifikant und mit einer Ausnahme alle zuungunsten der ehemals beatmeten Kinder. Allerdings beruhigen die Autoren mit dem Hinweis, dass die gefundenen Unterschiede klein waren und deren klinische Bedeutung unklar ist.

Finanzierung: Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development, National Institutes of Health.