Antibiotikagabe: Bei welchen Notfall-Patienten kann sie sicher aufgeschoben werden?

  • Nauclér P & al.
  • Clin Microbiol Infect

  • Univadis
  • Clinical Summary
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Erkenntnis

  • Bei Notfall-Patienten mit leichten bis mittelschweren infektiösen Syndromen, die keine Sepsis und Meningitis haben, ist laut Vorschlag dieser Autoren eine sehr frühe Antibiotikagabe „wahrscheinlich nicht erforderlich“.
  • Das Abwarten der Ergebnisse von z. B. Biomarkern und Röntgenuntersuchungen könnte sinnvoll sein, bevor die Entscheidung für Antibiotika getroffen wird.
  • Es sind prospektive Studien erforderlich.

Warum das wichtig ist

  • Unnötige empirische Antibiotikaanwendung trägt zu Nebenwirkungen und Bakterienresistenz bei.

Wesentliche Ergebnisse

  • Sepsis und septischer Schock:
    • Beobachtungsdaten stützen eine frühe Antibiotikagabe zugunsten des Überlebens.
    • Patienten mit septischem Schock profitieren am meisten.
  • Bakterielle Meningitis:
    • Bestehende Evidenz verknüpft schlechtere Ergebnisse mit verzögerter Antibiotikagabe.
    • Studien sind kleine Beobachtungsstudien mit einem erheblichen Bias-Risiko.
  • Infektion der unteren Atemwege: 
    • Retrospektive Studien bringen ein Aufschieben um mehr als 4–8 Stunden mit schlechteren Ergebnissen in Verbindung, prospektive Studien nicht.
  • Harnwegsinfektion:
    • Die Mortalität korreliert stärker mit der Schwere der Erkrankung und Komorbiditäten als mit der Zeit bis zur Antibiotikaverabreichung.
  • Intraabdominelle Infektion:
    • Bei akuter Cholangitis oder Cholezystitis bestand keine Korrelation zwischen dem Zeitpunkt der Antibiotikagabe und den Ergebnissen.
    • Potenzielle Korrelation bei septischer Zirrhose und Blutbahninfektionen abdominellen Ursprungs.

Studiendesign

  • Systematische Auswertung von 39 Reviews und 61 Artikeln (einschließlich 4 randomisierter klinischer Studien) in Bezug auf die Zeit bis zur Antibiotikabehandlung bei Patienten mit unterschiedlichen Infektionssyndromen.
  • Finanzierung: Nicht offengelegt.

Einschränkungen

  • Viele Studien unterliegen einem Bias.
  • Keine Studien zu Haut- und Weichteilinfektionen.