Alzheimer-Krankheit: Auch der Antikörper Crenezumab kann nicht überzeugen

  • Dr. med. Thomas Kron
  • Medizinische Nachrichten
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Kernbotschaften

In der Entwicklung von wirksamen Medikamenten gegen die Alzheimer-Krankheit meldet - mal wieder - ein Arzneimittelhersteller einen Rückschlag: Crenezumab hat in einer placebo-kontrollierten Studie nicht den kognitiven Abbau bei Menschen mit einer seltenen genetischen Mutation verlangsamt oder verhindert, die zu einer früh einsetzenden Erkrankung führt. So lautet das Hauptergebnis einer Studie, die der Hersteller Genentech zusammen mit dem Banner Alzheimer's Institute, der Universität von Antioquia in Kolumbien und dem National Institute on Aging durchgeführt hat. 

Kognitiv noch gesunde Probanden mit hohem Risiko

Erste Daten der Studie sollen laut Genentech Anfang August auf der internationalen Konferenz der Alzheimer's Association vorgestellt werden. An der Studie nahmen in Kolumbien 252 kognitiv gesunde Personen der weltweit größten Familie mit ADAD (early-onset Autosomal Dominant Alzheimer's Disease) teil. 94 Prozent der Teilnehmer schlossen die Studie ab. Zwei Drittel der Teilnehmer hatten die Presenilin 1 E280A-Mutation, die typischerweise im Alter von etwa 44 Jahren zu kognitiven Beeinträchtigungen infolge der Alzheimer-Krankheit führt. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und erhielten über einen Zeitraum von fünf bis acht Jahren entweder Crenezumab, oder ein Placebo. 

Mit Gantenerumab hat Genentech noch einen weiteren Antikörper gegen die Alzheimer-Krankheit in der Pipeline. Auch dieser Antikörper wird bei der autosomal-dominanten Alzheimer-Krankheit geprüft. Die Ergebnisse der Studienphase 3 werden für das vierte Quartal 2022 erwartet.

Die Meldung zu Crenezumab ist nun bereits die zweite aktuelle Hiobsbotschaft aus der Alzheimer-Forschung. Erst vor wenigen Wochen gab, wie berichtet, das Unternehmen Biogen bekannt, dass der antidementive Antikörper Aducanumab (Aduhelm), der in den USA eine bedingte Zulassung hatte, nicht weiter vermarktet wird. In Europa wurde der Biogen-Antikörper erst gar nicht zugelassen: Ähnlich wie viele US-Wissenschaftler und Berater der FDA zeigte sich auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) letztes Jahr wenig überzeugt von der Antikörper-Therapie und entschied sich gegen eine Zulassung von Aducanumab. Als Gründe nannte die EMA die nicht nachgewiesene Wirksamkeit und die teilweise schweren Nebenwirkungen des Medikamentes, zum Beispiel Hirnödeme.