Alopecia areata: Ein Drittel der Patienten zeigt unter Baricitinib deutliches Haarwachstum

  • Michael Simm
  • Studien – kurz & knapp
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Kernbotschaften

2 Phase-3-Studien mit jeweils 36 Wochen Laufzeit bestätigen die Wirksamkeit des Januskinase-Inhibitors Baricitinib bei Patienten mit Alopecia areata. In der niedrigen Dosierung erreichten fast ein Viertel das Therapieziel einer 80-prozentigen Kopfhaarbedeckung, in der hohen Dosierung waren es deutlich mehr als ein Drittel.

Hintergrund

Der kreisförmige Haarausfall – Alopecia areata – ist eine schubförmig verlaufende Autoimmunerkrankung, die mit der topischen Anwendung von Steroiden oder Immunsuppressiva nur unzulänglich therapiert werden kann. Ein neuer Ansatz ist die relativ spezifische Hemmung der Zytokine Interferon Gamma und Interleukin 15 mit Baricitinib, einem Inhibitor der Januskinase, der bereits vielfach off-label eingesetzt wird.

Design

An den beiden randomisierten, Placebo-kontrollierten Phase-3-Studien BRAVE-AA1 und BRAVE-AA2 haben 654 erwachsene Patienten teilgenommen. Das Durchschnittsalter betrug ca. 38 Jahre, der Frauenanteil lag bei 60 %, die Krankheitsdauer bei etwa 12 Jahren und die Dauer der aktuellen Krankheitsepisode bei 4 Jahren. Die Studien wurden vom Sponsor Eli Lilly entworfen und hatten als Einschlusskriterien bei Männern eine obere Altersgrenze von 60, bei Frauen von 70 Jahren, womit das Risiko einer extensiven androgenetischen Alopezie begrenzt werden sollte. Außerdem mussten die Patienten einen Schweregrad von mindestens 50 auf der 100 Punkte umfassenden Skala des Severity of Alopecia Tool (SALT) erreichen. Randomisiert wurde auf die Gabe von täglich oral 4 bzw. 2 mg Baricitinib oder Placebo.

Ergebnisse

  • Das primäre Zielkriterium eines SALT-Wertes von maximal 20 (entsprechend ca. 80 % Haarbedeckung) in Woche 36 erreichten in den beiden Studien:
    • mit 4 mg Baricitinib: 38,8 / 35,9 %
    • mit 2 mg Baricitinib: 22,8 % / 19,4 %
    • mit Placebo: 6,2 % / 3,3 %
  • In beiden Studien war die Differenz zwischen beiden Dosierungen und Placebo statistisch hochsignifikant (P < 0,001).
  • Bei den 10 wichtigsten sekundären Parametern – darunter Patientenbewertung des Kopfhaarwuchses und Arztbewertung der Augenbrauen – wurde eine Überlegenheit gegenüber Placebo tendenziell nur mit der höheren Dosierung erreicht.
  • Nebenwirkungen, die gehäuft mit der Studienarznei beobachtet wurden, waren Akne und erhöhte Kreatinkinase-Spiegel sowie LDL- und HDL-Werte.

Klinische Bedeutung

Der Anteil der Patienten, die mit Baricitinib binnen 36 Wochen ein deutliches Haarwachstum erreichten, war erheblich größer als unter Placebo, und lag mit der höheren Dosierung bei mehr als einem Drittel. Die Autoren räumen ein, dass längere Studien nötig sein, um die Wirksamkeit und Sicherheit dieser Substanz zu evaluieren.

Finanzierung: Eli Lilly unter Lizenz von Incyte.